"Todesurteil" für Natur
Australische Firma will unseren "weißen Schatz" heben
Aufregung und Sorge um Österreichs Lithium: Das extrem wertvolle Leichtmetall soll ohne Umweltverträglichkeitsprüfung in Kärnten abgebaut werden.
Riesenaufregung bei Umweltschützern: Ein australisches Bergbauunternehmen mit Büro in Wolfsberg (Kärnten) will das riesige Lithium-Vorkommen auf der Koralpe abbauen und offenbar nach Saudi-Arabien verschiffen. Das Land Kärnten verzichtet dabei auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung.
Umweltschützer vor den Kopf gestoßen
Bereits am 26. November könnte das umstrittene Projekt im Kärntner Landtag durchgewunken werden. Anrainern rund um Wolfsberg und heimischen Umweltschützern werde so die Möglichkeit genommen, sich vor der Genehmigung des Lithium-Abbaus einzubringen, so Kritiker.
"Keine Belastungen für die Umwelt"
"Die Voraussetzungen für eine Umweltverträglichkeitsprüfung liegen aus Sicht des Landes nicht vor", bestätigt Adrian Plessin von Amt der Kärntner Landesregierung auf "Heute"-Anfrage. "Erhebliche schädliche oder belastende Auswirkungen auf die Umwelt" könnten demnach ausgeschlossen werden.
"Sachverständige" fanden keine Gründe für UVP
"Fachlich versierte und weisungsfreie Sachverständige" hätten demnach "zehn mögliche, eine Umweltverträglichkeitsprüfung auslösende Tatbestände" geprüft und kein Überschreiten von "Schwellenwerten" festgestellt, heißt es weiter. Anders ausgedrückt: Die UVP ist gestorben.
Die Kärntner Behörden räumten somit eine erhebliche Hürde auf dem jahrelangen Weg zum Lithium-Abbau auf der Koralpe aus dem Weg.
Kärntner Grüne wittern "UVP-Umgehungsabsichten"
In einer ersten Reaktion lehnten die Kärntner Grünen "etwaige UVP-Umgehungsabsichten" ab. Eine Ausbeutung heimischer Ressourcen "ohne nennenswerte Wertschöpfung" werde "äußerst kritisch bewertet", so Pressesprecherin Christina Auer zu "Heute".
Beschämend für die Kärntner Naturschutzpolitik: Der Kärntner Naturschutzbeirat (Slogan "Ihr Umweltanwalt in Kärnten") konnte auf "Heute"-Anfrage "mangels Kenntnis" keine Stellungnahme geben.
Schwermetalle und Giftstoffe bleiben zurück
Das Lithium aus dem Lavanttal müsste dem Berg durch Sprengungen abgerungen und und dann durch chemische Prozesse aus dem Erz gelöst werden – dies verbrauche "enorme Mengen an Wasser und es bleiben tonnenweise problematische Reststoffe zurück, die mit Schwermetallen und Giftstoffen" durchsetzt sind, so Greenpeace-Experte Stefan Stadler gegenüber "Heute".
„Sollte der Bau ohne Umweltverträglichkeitsprüfung durchgewunken werden, wäre dies das Todesurteil für Kärntens malerisches Lavanttal.“
Neue Infrastruktur wäre notwendig
Zudem muss das Gebiet erst noch mit Infrastruktur (Straßen, Wasserleitungen, Lagerhallen und Aufbereitungsanlagen) erschlossen werden und es drohe "aus der malerischen Landschaft eine Mondlandschaft "zu werden.
13 Megatonnen Lithium in der Erde
Ein Milliardenschatz von bis zu 13 Megatonnen Lithium lockt auf der Koralpe. Dringend gebraucht wird das kostbare Leichtmetall vor allem für Akkus (Handys, Laptops, E-Autos), aber auch in der Medizin, Glasproduktion und sogar in der Raumfahrt. Lithium gilt daher als "weißes Gold".
Dass in der Gegend ein echter Milliarden-Schatz lagert, ist seit Jahrzehnten bekannt. Doch der Abbau von Lithium ist umstritten, da die Folgen für die Umwelt sehr gravierend sein können.
Fünf mögliche Auswirkungen des Lithium-Abbaus auf die Umwelt
- 1
Wasserverbrauch und Verschmutzung:
Der Lithium-Abbau erfordert große Mengen Wasser. Dies kann zu Wassermangel in den betroffenen Regionen führen und lokale Wasserquellen kontaminieren. - 2
Bodenverschlechterung
Der Abbau kann zu Bodenerosion und Verschmutzungen führen, was die landwirtschaftliche Nutzbarkeit des Bodens beeinträchtigt. - 3
Luftverschmutzung
Staub und Emissionen aus dem Abbauprozess können die Luftqualität verschlechtern und gesundheitliche Probleme für die lokale Bevölkerung verursachen. - 4
Beeinträchtigung der Biodiversität
Der Abbau von Lithium kann Lebensräume zerstören und die lokale Flora und Fauna beeinträchtigen - 5
Abfallentsorgung
Der Abbauprozess erzeugt große Mengen an Abfall, der oft nicht ordnungsgemäß entsorgt wird und somit die Umwelt weiter belastet.
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Auf den Punkt gebracht
- Ein australisches Bergbauunternehmen plant, das riesige Lithium-Vorkommen unter der Koralpe in Kärnten ohne Umweltverträglichkeitsprüfung abzubauen, was bei Umweltschützern und Anrainern für große Aufregung sorgt.
- Die Kärntner Landesregierung sieht keine gesetzlichen Voraussetzungen für eine solche Prüfung, während die Grünen und Kritiker eine Umgehung der Umweltauflagen vermuten und die Ausbeutung heimischer Ressourcen ohne nennenswerte Wertschöpfung scharf kritisieren.