Gesundheit

Ausatmen! So ungesund ist ständiges Baucheinziehen

Einfach Bauch einziehen und schon ist er flach. Was einfach klingt, tut dem Körper in Wahrheit nicht gut, sondern kann viele Beschwerden verursachen.

Sabine Primes
Baucheinziehen ist ungesund. Vor allem, wenn man es tagtäglich macht und es zur Gewohnheit wird.
Baucheinziehen ist ungesund. Vor allem, wenn man es tagtäglich macht und es zur Gewohnheit wird.
Getty Images/iStockphoto

Ein bisschen den Bauch einziehen, um schlanker zu wirken? Hat vermutlich jeder schon mal gemacht. Tatsächlich gibt es auch Menschen, die das ständig tun – unglaublich, aber wahr. Dabei ist medizinisch davon abzuraten. So kann das Anspannen des Bauches und das Festhalten der Bauchmuskeln eine ineffiziente Atmung und einen geschwächten Beckenboden verursachen, was zu Inkontinenz und sexuellen Funktionsstörungen führen. 

"Die Versuchung, den Bauch einzuziehen, um schlanker zu erscheinen, ist zwar verlockend, hat aber Folgen. Man kann nicht mehr effizient atmen, da das Zwerchfell beeinträchtigt wird", sagt Dr. Robert Glatter, Assistenzprofessor für Notfallmedizin am Lenox Hill Hospital in Manhattans Upper East Side,  gegenüber der "New York Post". "Es führt dazu, dass sich das Zwerchfell nach oben statt nach unten bewegt, was seine normale Funktion beeinträchtigt", so Glatter. "Im Laufe der Zeit kann dies zu unregelmäßigen Atemmustern führen, was wiederum Schwindel und Müdigkeit zur Folge hat." Die Praxis des ständigen Baucheinziehens "erzeugt auch eine nach unten gerichtete Kraft auf die Muskeln des Beckenbodens", was diese letztlich schwächt und möglicherweise einen Vorfall der Beckenorgane verursacht.

"Sanduhr-Syndrom"

Laut Glatter ist das Schlankmachen "zunehmend zu einer Obsession unter Menschen in ihren 20ern und 30ern geworden". "Viele Menschen tun es automatisch, ohne darüber nachzudenken, da es mittlerweile fast ein Reflex ist". Die Hälfte aller Amerikaner gibt an, dass das Aussehen in der heutigen Gesellschaft "sehr wichtig" ist, was  sie unter Druck stellt, ihr Gewicht zu reduzieren. Das ständige Einziehen des Bauches führt zu dem, was medizinisch als "Sanduhr-Syndrom" bezeichnet wird. Zu den Symptomen ein "leicht nach oben gedrehter Bauchnabel", "eine oder mehrere auffällige Falten um oder über dem Bauchnabel" und "eine gute, feste Definition der oberen Bauchmuskeln, aber ein deutlich weicherer unterer Bauchbereich". Mit Physiotherapie kann dies sehr gut behandelt werden.

Betroffene berichten

Nikki Garza, eine körperbewusste TikTokerin mit 1,2 Millionen Followern, leidet unter dem Syndrom, weil sie jahrelang den Bauch einzog. In einem TikTok-Video spricht sie darüber, was das mit ihren Bauchmuskeln gemacht hat. Ihr Zustand sei eine Folge des extremen Drucks auf ihr Körperbild, der ihr von klein auf auferlegt wurde, sagt die aus New Jersey stammende 29-Jährige. Garza bemerkte, dass sie einige der Symptome des Sanduhr-Syndroms aufwies, nachdem sie sich im Internet über das Phänomen informiert hatte. Die Einkerbungen unter ihren Brüsten sind keine "Underboobs", wie sie lange dachte, sondern das Ergebnis jahrelangen Baucheinziehens. "Meine Mutter und meine Großmutter haben mir mein ganzes Leben lang immer wieder gesagt, ich solle 'einziehen, einziehen'".

Auch die österreichische Influencerin Madeleine Darya Alizadeh (DariaDaria) hat ihre Erfahrungen mit diesem Thema gemacht. Wegen Periodenschmerzen suchte die junge Frau eine Physiotherapeutin auf und erst durch die Therapie merkte sie, dass das Baucheinziehen der Grund für ihre extremen Schmerzen war. Sie musste wieder lernen, ihren Bauch locker zu lassen – das verbesserte auch die Schmerzen.

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