Polizei-Großeinsatz Mittwochvormittag im südlichen Niederösterreich: Ein ganzes Viertel in Ternitz nahe Neunkirchen wurde großräumig abgeriegelt, Dutzende Bewohner mussten ihre Häuser aus Sicherheitsgründen verlassen. Rasch war gerüchteweise von Sprengstoff die Rede.
Doch die Polizei hüllte sich den ganzen Tag über die Hintergründe des Einsatzes in Schweigen – bis zum Abend: Da traten überraschend der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, und Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl an die Öffentlichkeit. Ihre Botschaft hatte es in sich: Der Einsatz in Ternitz hatte islamistischen Terror-Verdächtigen gegolten, die einen Anschlag auf ein Swift-Konzert geplant haben sollen.
In Ternitz wurde das Haus des 19-jährigen Islamisten untersucht. Sichergestellte Gegenstände, darunter "chemische Substanzen", werden nun ausgewertet. "Heute"-Infos zufolge soll er bei einem Metall-Konzern tätig gewesen sein.
Der 19-Jährige mit nordmazedonischen Wurzeln soll sich im Internet radikalisiert haben. Vor wenigen Wochen erst, im Juli, soll er einen Treueschwur gegenüber der Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) abgelegt haben. Nachbarn erzählten Puls4, dass sie eine Veränderung im Verhalten des jungen Mannes beobachtet hätten. Er habe sich plötzlich einen Vollbart wachsen lassen und sei im Garten oft mit Handschuhen unterwegs gewesen.
Die Polizei gab an, dass sich der Neo-Islamist teils über verschlüsselte Chatprogramme mit einem anderen Sympathisanten ausgetauscht hatte. Die ihn überwachenden Staatsschützer bemerkten dazu ein gesteigertes Interesse an den Konzerten von Taylor Swift – woraus offenbar eine akute Anschlagsgefahr abgeleitet wurde.
Über seine mutmaßlichen Komplizen – zwei 17-Jährige wurden am Abend in Wien gefasst – ist nichts bekannt. Mit Verweis auf die Ermittlungen wurden keine weiteren Details preisgegeben.
Nach Bekanntwerden der Terror-Gefahr hatten Franz Ruf und Gerhard Pürstl noch deutlich verschärfte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Von einer Absage war da noch nicht die Rede. Die Polizei wollte mit so ziemlich allem auffahren, das sie zur Verfügung hat: Sowohl Spezialkräfte in Zivilkleidung als auch die Sondereinheiten Wega und Cobra hätten für die Konzerte des Superstars aktiviert werden sollen.
Auch Scharfschützen, Spezialfahrzeuge sowie sprengstoffkundige Organe sollten eingesetzt werden. Dazu war mobile sowie stationäre Videoüberwachung geplant, auch der Luftraum sollte kontrolliert werden. Die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen reichten dem Veranstalter offenbar nicht: Spätabends sagte er via Instagram alle drei Konzerte überraschend ab. "Die Situation war sehr ernst", schrieb Bundeskanzler Karl Nehammer auf X.
Die Polizei habe dennoch gewissenhaft alle Maßnahmen zur sicheren Durchführung der Konzerte vorbereitet, bzw. bereits umgesetzt. Eine akute Gefährdungslage konnte eingedämmt werden, heißt es in der Nacht von Innenminister Gerhard Karner. Er betonte, dass die Absage-Entscheidung vom Veranstalter gefasst wurde.