Politik

Attacken gegen Forscher – so will Faßmann helfen

Ex-Bildungsminister Heinz Faßmann ist der neue Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Er präsentierte sein Programm.

Heute Redaktion
Heinz Faßmann nimmt als neuer ÖAW-Präsident seine Arbeit auf.
Heinz Faßmann nimmt als neuer ÖAW-Präsident seine Arbeit auf.
ÖAW/Peter Rigaud / OTS

Am Montag stellte der ehemalige Bildungsminister Heinz Faßmann sein erstes Arbeitsprogramm für die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) vor.

"Die Österreichische Akademie der Wissenschaften nimmt in der Forschungslandschaft eine besondere Rolle ein. Sie ist eine gesamtösterreichische Einrichtung, forscht breit und transdisziplinär und ist Forschungsträger, Forschungsförderer und Gelehrtengesellschaft", so Faßmann.

Cori-Institut für Stoffwechselerkrankungen

Er plant eine Reihe von neuen Initiativen und bekennt sich zur Umsetzung der aktuellen Leistungsvereinbarung. Zentral dabei ist die Errichtung des neuen Cori-Instituts, benannt nach den österreichisch-amerikanischen Nobelpreisträgern Gerty und Carl Cori. Dieses wird sich aus einer transdisziplinären Perspektive mit Stoffwechselkrankheiten befassen.

Geplant sind außerdem ein Zentrum für Antisemitismusforschung sowie die wissenschaftliche Befassung mit der Konfliktregion Kaukasus.

Neun Millionen Euro konnte die ÖAW aus dem Fonds Zukunft Österreich für ein Programm zur Registerforschung einwerben, das mit einer Roadshow den Forschungsinstitutionen vorgestellt werden soll. Die Bewerbungen um Projekte starten 2023, die Forschungsarbeiten können 2024 beginnen.

Maßnahmen gegen Wissenschaftsskepsis

Die ÖAW betrachtet die Stärkung des Vertrauens in die Wissenschaft ebenfalls als wichtigen Teil ihrer Aufgaben. Um für die aktuelle Diskussion über Wissenschaftsskepsis in Österreich die entsprechende Evidenz bereitzustellen, führt die Akademie ab sofort ein jährliches Wissenschaftsbarometer mit wechselnden Schwerpunkten durch. Erste Ergebnisse sollen bis Anfang nächsten Jahres vorliegen. Vorbild sind die Wissenschaftsbarometer in Deutschland und der Schweiz sowie das Eurobarometer, das aber nur alle zehn Jahre von der Europäischen Kommission durchgeführt wird.

Neue Anlaufstelle für angefeindete Forschende

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die aufgrund ihrer Arbeit Anfeindungen ausgesetzt sind, bekommen an der ÖAW eine niederschwellige Anlaufstelle. Im Oktober wird eine Plattform eingerichtet, bei der Forschende der Akademie Unterstützung beim Umgang mit Medien und in Rechtsfragen erhalten. "Wir haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ihrer Medienarbeit vor allem während der Corona-Pandemie zu lange allein gelassen", betont Faßmann. "Viele empfanden die negativen Reaktionen als emotional enorm belastend und wünschten sich eine stärkere Unterstützung. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten."

Zusätzlich bietet die ÖAW im Rahmen ihres Mentoringprogramms Medientrainings für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an.

In dem neuen Format "Science Update", das Ende September startet, haben Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit, sich mit Forschenden zu relevanten Themen auszutauschen. So soll zur Aufklärung und zur Versachlichung von oft aufgeheizten und emotional geführten Debatten beigetragen werden. Vermittlungsarbeit leistet die Akademie auch mit Initiativen wie "Akademie im Klassenzimmer", den "ÖAW-Wissenschaftscomics", aber auch mit der Studienstiftung für Maturantinnen und Maturanten, die bereits 256 junge Menschen auf ihrem Weg durch das Studium fördern konnte.

"Akademie muss weiblicher werden"

Eine größere Diversität an der ÖAW ist ein weiteres wichtiges Ziel des neuen Präsidiums. In der "Jungen Akademie" sind besonders erfolgreiche, jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vertreten. Sie sollen eine stärkere Stimme in der ÖAW bekommen. Um die Situation von Frauen an der ÖAW zu verbessern, startet eine interne Umfrage, die zeigen soll, welche Maßnahmen für Mitglieder und Mitarbeitende in Forschung und Verwaltung besonders wichtig sind. Klassenpräsidentin Christiane Wendehorst: "Die Akademie muss jünger, weiblicher und diverser werden. Sie soll die Gesellschaft besser repräsentieren und zeitgemäßer aufgestellt sein."

Als erstes weibliches wirkliches Mitglied wurde 1973 die Physikerin Berta Karlik (1904–1990) gewählt. Zum 50-jährigen Jubiläum ihrer Wahl wird es im kommenden Jahr Aktivitäten geben, um dem Thema "Frauen in der Wissenschaft" noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der geplante Auftakt dazu findet rund um den internationalen Frauentag am 8. März statt.

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