Die medizinische Versorgung in Wien gerät zunehmend unter Druck: Längere Wartezeiten, fehlende Kassenärzte und unzureichende psychische Betreuung belasten Patienten und Gesundheitspersonal gleichermaßen. Die Wiener Grünen präsentierten nun umfassende Reformvorschläge, um die gravierendsten Missstände zu beseitigen.
Die Parteivorsitzende der Wiener Grünen, Judith Pühringer, übt scharfe Kritik an der aktuellen Lage: "Das Wiener Gesundheitssystem ist in Schieflage. Die Gewissheit, dass die E-Card für eine verlässliche Gesundheitsversorgung reicht, ist uns abhandengekommen." Auch Gesundheitssprecherin Barbara Huemer sieht dringenden Handlungsbedarf: "Die Strukturen sind veraltet. Die Stadtregierung verwaltet den Mangel, anstatt endlich Reformen anzugehen."
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Wer in Wien auf einen Termin bei Fachärzten oder eine Operation wartet, braucht Geduld. Ein MRT-Termin als Kassenleistung erfordert mindestens sechs Wochen Wartezeit, bei Neurologen sind es im Schnitt 45 Tage. Besonders dramatisch ist die Situation für Kinder: Routineeingriffe wie Polypenoperationen verzögern sich um bis zu ein Jahr, da Kinderanästhesisten und Pflegepersonal fehlen. Bei Hautärzten und in der Gynäkologie haben sich die Wartezeit im Vergleich zu 2012 vervierfacht; bei Augenärzten verfünffacht.
Die zunehmende Zahl von Patienten aus Niederösterreich und dem Burgenland in Wiener Spitälern sorgt für Diskussionen. Während Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) Begrenzungen für Nicht-Wiener fordert, setzen die Grünen auf eine andere Lösung: eine gemeinsame Finanzierung der Gesundheitsversorgung für Wien, Niederösterreich und Burgenland.
Kinder- und Jugendpsychiatrien sind völlig überlastet, Betten bleiben wegen Personalmangels gesperrt. 40 Prozent der Kinderpsychiater nehmen keine neuen Patienten mehr auf, während die Wartezeiten für Psychotherapie unzumutbar lang sind. Das Modell der "School Nurses" wird nicht weiter ausgebaut.
Die Gesundheitsversorgung von Frauen leidet besonders in ärmeren Bezirken. Ein eklatanter Hebammenmangel führt dazu, dass eine Hebamme oft mehrere Gebärende gleichzeitig betreuen muss. Auch die Endometriose-Versorgung ist unzureichend: Nur elf Kassen-Gynäkologen in Wien bieten eine Behandlung an.