Politik

Anschober: "Post" soll bitte "erst 2021 wieder abgehen"

In einer Pressekonferenz äußerten sich Anschober und Schmid zur aktuellen Corona-Lage. Beide forderten dazu auf, soziale Kontakte zu reduzieren.

Teilen
Sprecherin der Corona-Kommission Daniela Schmid & Gesundheitsminister Rudolf Anschober
Sprecherin der Corona-Kommission Daniela Schmid & Gesundheitsminister Rudolf Anschober
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Anlässlich der neuen Corona-Ampelschaltung am Donnerstag sowie der ab Sonntag in Kraft tretenden Corona-Verordnung wurde am Freitag eine Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und der Sprecherin der Corona-Kommission und Leiterin der Abteilung Infektionsepidemiologie der AGES Daniela Schmid abgehalten.

Freitag, so Anschober, sei Ampel-Tag. Auffallend dieses Mal sei die stärkere Rotfärbung Österreichs. Die Pandemie nehme im Augenblick überall zu, weltweit gebe es steigende Fallzahlen erinnerte der Gesundheitsminister und merkte an, dass der Höhepunkt aber noch ausstehe. Zudem sei Europa derzeit das Epizentrum der Pandemie, ein Drittel aller Neuinfektionen werde hier verzeichnet.

Europa ist Corona-Epizentrum

Der am Donnerstag aktualisierte Wert der 7-Tage-Inzidenz (sprich die Anzahl der positiv diagnostizierten Fälle über die vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner) betrage in Österreich 134, sei also vergleichbar mit Italien. Der Wert sei jedoch deutlich höher als in Deutschland oder Ungarn. Anmerkung: Mittlerweile ist der Wert der 7-Tage-Inzidenz auf 172 gestiegen (Stand: 24.10., 14 Uhr).

Jedes Land, so der Gesundheitsminister, reagiere unterschiedlich auf diese ernste Lage. Er erinnerte daran, dass es in vielen Ländern Europas bereits Lockdowns oder Teil-Lockdowns gibt. "Nach wie vor wollen wir genau dort in Österreich nicht hin, wir wollen einen Lockdown vermeiden. Ich bin immer noch optimistisch, dass wir das schaffen, diese Maßnahme zu verhindern."

Lockdown vermeiden

Der ausschlaggebende Parameter sei die Situation in den intensiv-medizinischen Bereichen. "Lockdowns kann und darf es in Österreich nur dann geben, wenn das Parlament zustimmt und wenn wir vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems stehen würden", so Anschober

In Österreich gibt es knapp 2.000 intensivmedizinische Betten. Die Auslastung betrage derzeit acht Prozent, vergangene Woche noch sechs Prozent. Eine Steigerung ist zu beobachten, jene sei jedoch "überschaubar". Bis zum 4.11., so Anschobers Prognose, sei mit einer Auslastung von rund 12 Prozent zu rechnen. Insgesamt gehe die Kurve bei den Hospitalisierungszahlen und den intensiv-medizinischen Betten nach oben, jedoch gibt es kein Auslastungsproblem. Der Trend gehe zwar nach oben, aber die gute Nachricht, so Anschober: "Es gibt noch viel Luft nach oben."

Ferien & Feiertage

Dennoch werden die nächsten Wochen entscheidend, da viele wichtige Termine anstünden, so beispielsweise die Herbstferien, Halloween und Allerheiligen. Daher hat Anschober hier auch eine besonders wichtige Bitte. Er appelliert an die Österreicher, soziale Kontakte und die Reisetätigkeit in den Herbstferien zu vermeiden.

Um für keine zusätzlichen Neuansteckungen zu sorgen, hat der Gesundheitsminister auch für Allerheiligen eine Bitte: "Wir müssen auch da schauen, dass wir nicht so enge Kontakte haben." Er sei aber froh darüber, dass die "Kirchen gut in Vorbereitung" seien, hinsichtlich einer Prävention vor Ort.

Der dritte und wohl wichtigste Appell richtete sich an all jene, die Halloween feiern. Er wisse, dass da "manchmal die Post abgeht". Die Post solle auch abgehen, "aber bitte erst 2021 wieder und nicht heuer." Es sei einfach nicht ratsam und er bittet darum, dieses Jahr auf Halloween-Feiern zu verzichten.

Verordnung & Maßnahmen

Nach der gestrigen Ampelschaltung arbeite man nun daran, dass die zusätzlichen Maßnahmen in allen betroffenen Bezirken verankert werden, so Anschober. Die Grundstimmung sei durchaus ernst. Neben den nun durch die neue Verordnung geregelten Maßnahmen gibt es drei Punkte bzw. Ansätze, die man verfolge. Zum einen sollen die Basismaßnahmen, sprich die Hygienemaßnahmen, der MNS, sowie der Mindestabstand (der nun rechtlich vorgeschrieben ist) nach wie vor eingehalten werden. Zum anderen soll auch das Contact-Tracing weiter so gut wie bisher funktionieren.

Wie auch Schmid öfter betonte, sei dies nämlich das Um und Auf bei der Bekämpfung des Virus. Zudem appellierte Anschober an die Bevölkerung, sich die "Stopp Corona"-App herunterzuladen. 1,1 Millionen Downloads habe es bereits gegeben und die App sei eine große Unterstützung bei dem Kontaktpersonen-Management.

Zusammenfassend erklärte er, dass jeder einzelne den Hausverstand einschalten und "klug, vernünftig und vorsichtig" sein soll. Man brauche die Stimmung des Frühlings, "wo Österreich gemeinsam gehandelt hat. Ich hoffe, dass der Ernst der Lage erkannt wird und uns das so gut gelingt, wie im Frühling. Wenn das gelingt, dann ist kein Lockdown nötig." Dann würden die derzeitigen Maßnahmen völlig ausreichen, so der Gesundheitsminister.

Cluster ausfindig machen

25 Bezirke wurden österreichweit am Donnerstag mit einem sehr hohen Verbreitungsrisiko eingestuft, so Schmid. Auffallend ist, dass sich in den Ballungszentren mit hoher Dichte das risikoreduzierte Verhalten offenbar leichter umsetzen lasse, so eine Hypothese der Corona-Kommission. Daher seien auch mehr ländliche Gegenden "rot" als zum Beispiel die vier großen Städte Österreichs, welche orange sind. Es sei nämlich schwieriger die Maßnahmen in den regionalen Regionen, den jetzigen roten Bezirken, umzusetzen - es sei bemerkbar, dass die Menschen "müde" seien. Dennoch bat sie, sich auch hier weiter an die Verordnungen zu halten.

Ziel sei es im Wesentlichen die Verbreitungsgeschwindigkeit zu reduzieren. Der Expertin zufolge funktioniere dies am besten mit der Reduktion von sozialen Kontakten, insbesondere bei Freizeitaktivitäten. Das betreffe vor allem das Zusammensitzen aufgrund von diversen Anlässen.

Sie erklärte, dass das Durchschnittsalter der Infizierten derzeit mittlerweile bei rund 41 Jahren liegt. Diese sei in den nächsten Tagen mit allen Anstrengungen auf ein geringeres Niveau zu senken, so Schmid.

Die wichtigste Aufgabe der Corona-Kommission sei es nun im Großteil der roten Bezirke Cluster zu finden, diese unter Kontrolle zu bringen und einzufangen. Das sei eine positive Nachricht, da so die Quellen aufgedeckt werden können und somit ein Bezirk dann auch wieder sehr rasch sein Verbreitungsrisiko reduzieren könne.

Contact-Tacing & Infektionsketten

Schmid erklärte, dass die Behörden es derzeit noch schaffen, gemeinsam mit den Betroffenen, die ihre Kontaktpersonen bekannt geben und sich in Quarantäne begeben, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Dies funktioniere gut.

Dennoch wies sie darauf hin, dass eine unkontrollierte Verbreitung in der Allgemeinbevölkerung weiter verringert werden soll. Eine Epidemie sei nur dann bestmöglich unter Kontrolle zu bekommen, wenn die Ausbreitungsgeschwindigkeit reduziert werde und weniger bzw. keine Clusterbildungen stattfinden würden. Daher müsse man Cluster durch Contact-Tracing nach wie vor identifizieren und rasche Maßnahmen (Quarantäne, Isolation) setzen. Nur so könne man Infektionsketten daran hindern, weiter zu wachsen.

Soziale Kontakte hinunterschrauben

Auf eine Frage hin, warum die neuen Maßnahmen erst ab Sonntag greifen, und ob es noch unprofessionell sei, jene so kurzfristig bekannt zu geben, erklärte Anschober, dass es für ihn entscheidend sei, dass die Maßnahmen funktionieren. Der Zeitpunkt der Umsetzung – ob nun einen Tag früher oder später – sei für ihn nicht entscheidend. Man solle sich auf das Wesentliche konzentrieren und sich nicht mit Nebenthemen befassen.

Abschließend gab es von beiden Rednern noch einmal den Appell, soziale Kontakte zu reduzieren, vor allem in der Freizeit. Hier würde man sich nämlich anstecken und für Haushalts-Cluster sorgen. Die Quelle jener Cluster ließe sich wiederum nicht identifizieren. Möglich sei lediglich, eine weitere Verbreitung zu unterbinden, indem sich Betroffene in Quarantäne begeben. "Ansonsten würde man der Epidemie freien Lauf lassen. Das wollen und werden wir verhindern."

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock