Politik
"Am Köcheln gehalten" – Dosko über Stimm-Eklat im ORF
Hans Peter Doskozil im großen "Heute"-Interview: Er will nach dem Disput im SPÖ Präsidium nun das Gespräch mit Michael Ludwig suchen.
Jetzt kommt es zu einem Showdown am SPÖ-Parteitag: Burgenland-Chef Hans Peter Doskozil (52) duelliert sich mit Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler um den Vorsitz in der Sozialdemokratie. Wie berichtet, war es in einer Präsidiumssitzung am Dienstag zum Eklat gekommen: Wiens Bürgermeister Michael Ludwig forderte eine Stichbefragung unter den Mitgliedern und sprach sich klar für Andreas Babler aus. Da bot Doskozil zwischenzeitlich sogar den Rückzug seiner Kandidatur an. Wie sollen nun die Wogen geglättet werden? Das große "Heute"-Interview:
"Heute": Herr Landeshauptmann, nach Platz eins bei der Mitgliederbefragung müssen Sie nun in eine Kampfabstimmung gegen Andreas Babler am Parteitag. Rechnen Sie auch dort mit einem Sieg?
Hans Peter Doskozil: Ich bin am Montag eigentlich davon ausgegangen, dass das Ergebnis der Mitgliederbefragung von allen Seiten respektiert wird. Da das offenbar nicht möglich war, habe ich in den Gremien einen Schritt zurück gemacht und einer Stichwahl am Parteitag zugestimmt. Für mich gilt nach wie vor: Keine Person ist wichtiger als das Gesamtwohl der Partei. Daher jetzt dieser Kompromiss. Mein Ziel bleibt ganz klar, Vorsitzender zu werden, die Sozialdemokratie zu einen und inhaltlich und personell stark genug aufgestellt zu sein, um die nächste Wahl zu gewinnen und Schwarz-Blau zu verhindern.
Sind Sie enttäuscht darüber, dass die Wiener Landesgruppe Sie offenbar als SPÖ-Chef verhindern will und sich Andreas Babler an der Parteispitze wünscht?
Ich sehe nicht, dass das die gesamte Landesgruppe ist. Gerade aus Wien habe ich auch viel Zuspruch – nicht zuletzt deshalb, weil es genau darum geht, wie die SPÖ wieder den Kanzler stellen und Kickl als Regierungschef verhindern kann. Ich werde aber sicher noch das Gespräch mit Michi Ludwig suchen.
„"Meine Stimme? Ich habe mit ihr Wahlen gewonnen ..."“
Sie haben laut Präsidiumsmitgliedern sogar den Rückzug Ihrer Kandidatur angeboten. Schadet dieses Gezerre nicht langsam Ihrer ganzen Bewegung?
Natürlich ist das Gesamtbild derzeit nicht gut. Ich wäre auch tatsächlich bereit gewesen, Babler den Vortritt zu lassen, wenn es offenbar so starke Kräfte gibt, mich zu verhindern. Weil ich es ernst damit meine, dass es nicht um persönliche Befindlichkeiten gehen darf. Ein großer Teil der Bundesländer hat mich aber überzeugt, dass es bei meiner Kandidatur bleiben soll. Ich stehe bei denen, die mich unterstützen, schon auch in der Verantwortung. Es geht uns gemeinsam um eine starke, geeinte, erfolgreiche SPÖ.
Was bekommen Delegierte, die für Sie stimmen: Wofür wird eine Doskozil-SPÖ stehen?
Für eine Politik, die die SPÖ nach Jahren einer ÖVP-dominierten Klientelpolitik wieder dorthin stellt, wo sie hingehört. An die Seite all jener, die nicht auf die Butterseite gefallen sind. Wir treten für ordentliche Löhne, leistbares Wohnen, Recht auf Pflege, Nein zur Mehr-Klassen-Medizin, Bekämpfung der Armut ein. Wir wollen ein gutes Leben für alle, die hier leben. Und ich bin überzeugt, dass wir das umsetzen werden.
Viele TV-Zuseher hat die Frage von ORF-Anchor Armin Wolf irritiert, der Ihre Stimmprobleme thematisiert hat. Hat Sie das getroffen?
Nein, ich weiß, dass dieses Thema aus unterschiedlichen Motiven am Köcheln gehalten wird. Ich habe mit dieser Stimme Wahlen gewonnen und auch jetzt eine sehr intensive Österreich-Tour gemacht.
Ihr Herausforderer Andreas Babler soll Vorstellungen über sein Team relativ deutlich skizziert haben. Warum hört man von Ihnen, der die Mitgliederbefragung immerhin gewonnen hat, nichts Personelles?
Man kennt mich in der Partei ausreichend und man kennt meine Unterstützerinnen und Unterstützer. Mein Team sind all jene Tausenden Funktionäre im gesamten Bundesgebiet, die sich mit mir seit Monaten für einen Neustart einsetzen.
Abschließend: Sollten Sie unterliegen: Akzeptieren Sie das Ergebnis des Parteitages?
Selbstverständlich, genauso wie ich mich von Anfang an klar deklariert habe, dass das Ergebnis der Mitgliederbefragung zu respektieren ist. Demokratische Entscheidungen müssen für alle "picken" – jetzt auch die beim Parteitag.
Das heißt: Sie würden auch einen Vorsitzenden Andreas Babler unterstützen?
Ja.