Gesundheit

Allergikern fehlt es meist an diesem Nährstoff 

Wie Wiener Forscher in einer Studie beweisen konnten, werden Allergie-Symptome mit der Zufuhr von Eisen um 45 Prozent reduziert. Ein Blutcheck reicht.

Sabine Primes
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Eisen ist für den Körper unverzichtbar und muss zugeführt werden. 
Eisen ist für den Körper unverzichtbar und muss zugeführt werden. 
Getty Images/iStockphoto (Symbol)

Eine gezielte diätische Maßnahme kann die Symptomlast bei allergischen Reaktionen verringern, heißt es in einer Studie des Messerli Forschungsinstituts der MedUni Wien, Vetmed Uni Wien und Uni Wien. Damit schlagen die Forschenden in der Betreuung von Allergikern eine völlig neue Richtung ein. Die Ergebnisse wurden kürzlich in "The Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice" publiziert.

Mikronährstoffmängel können Entzündungen fördern und das Immunsystem besonders empfindlich gegenüber allergenen Stoffen machen. Vor allem Eisenmangel signalisiert den Abwehrzellen Gefahr und führt zu einer erhöhten, übertriebenen Immunreaktion.

Eisen zur Beruhigung der Überreaktion

Ein hyperaktives Immunsystem – wie Allergiker es haben – versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und hemmt die Aufnahme von Eisen – obwohl genau dieser Mikronährstoff zur Beruhigung der Überreaktion vermehrt gebraucht würde. Um diesen Mangel auszugleichen, entwickelte das Team eine spezielle Lutschtablette. In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Pilotstudie erhielten 51 Gräser- und/oder Birkenpollenallergikerinnen über 6 Monate Wirkstoff- oder Placebo-Lutschtabletten.

Die Lutschtablette basiert auf dem Molkenprotein Beta-Lactoglobulin von Kühen, welches als Träger für zahlreiche Mikronährstoffe fungiert. "Durch diesen Träger erfolgt die Aufnahme statt über Blutgefäße über die Lymphe – also genau dort, wo Abwehrzellen vermehrt anzutreffen sind und die Mikronährstoffe gezielt aufnehmen können", erläuterte Studienleiterin Franziska Roth-Walter vom Messerli Forschungsinstitut.

45 Prozent weniger Symptome

Da eine Tablette mit weniger als einem Milligramm eine sehr kleine Eisenmenge aufweist, gilt sie nicht als Eisenpräparat. Vielmehr ist der Mikronährstoff darin in einer Form enthalten, mit der die allergiebedingte Hemmung der Eisenaufnahme umgangen werden kann. Nach sechsmonatiger Einnahme in Kombination mit den notwendigen Medikamenten sei in der Hauptsaison der Birkenpollen bei den Patienten eine 45-prozentige Reduktion der Symptome erreicht worden.

Bisher gilt die Allergen-Immuntherapie als einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit zur Linderung allergischer Erkrankungen. Dabei wird ein Allergen spezifisch, gegen die jeweilige Allergie eingesetzt, z.B. Birkenpollen gegen Birkenpollen-Allergie. "Die Versorgung der Abwehrzellen mit Mikronährstoffen über die Lutschtablette zeigte eine ähnlich starke Wirksamkeit und zwar auf komplett Allergen-unabhängige und daher universelle Weise", sagte Roth-Walter. Durch eine diätische Maßnahme werde nicht die Allergie selbst, sondern die zugrunde liegende Überempfindlichkeit der Abwehrzellen gegenüber allergenen Stoffen herabgesetzt.

Ob ein Eisenmangel vorliegt, lässt sich mit einer Blutabnahme beim Hausarzt leicht feststellen. Vor allem Vegetarier und Veganer neigen aufgrund ihrer fleischlosen Ernährung eher zu Eisenmangel. Daher ist es wichtig, dem Körper das Eisen über Säfte oder Präparate zuzuführen. Liegt bereits ein Mangel vor, lässt er sich mit einer Infusion am schnellsten und effektivsten ausgleichen.
Eisen ist für den Körper unverzichtbar, da er es für die Bildung roter Blutkörperchen benötigt. Bei unzureichender Zufuhr gleitet man in eine Blutarmut (Anämie). Besteht die Anämie über einen längeren Zeitraum, kann sie zu einer Herzmuskelschwäche führen.
Symptome von Eisenmangel: Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, brüchige Nägel, Haarausfall, trockene Haut, Hauteinrisse ("Mundecken"), sehr schwache oder ausbleibende Menstruation, blasse Schleimhäute (z.B. Lippen).