Doch es gibt Hoffnung

Alarmierend! So viele Österreicher haben Schizophrenie

Rund 90.000 Menschen hierzulande leben mit Schizophrenie. Neue Depotmedikamente erleichtern die Therapie, sagt Psychiater und Neurologe Georg Psota.
Heute Life
14.02.2025, 11:24

Einer von 100 Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens an Schizophrenie. Das macht rund 90.000 Betroffene hierzulande. Diese schwere psychische Erkrankung tritt zumeist erstmals im jungen Erwachsenenalter auf: Realität und Fiktion verschwimmen, das eigene Ich wird als fremd erlebt, die Wahrnehmung ist verzerrt und das Denken verändert sich. Alltägliches wird oft als Verschwörung und Bedrohung empfunden. Wahnideen, Verfolgungsängste, Halluzinationen und Angst zählen zu den typischen Symptomen.

Verwechslungsgefahr!

 Menschen mit Schizophrenie haben keine gespaltene Persönlichkeit, wie vielfach angenommen wird. Sie tragen also nicht mehrere Persönlichkeiten in sich, die abwechselnd zum Vorschein kommen, wie das bei einer Multiplen Persönlichkeitsstörung der Fall ist.

Therapietreue für Erfolg enorm wichtig

Schizophrenie verläuft typischerweise in psychotischen Schüben. Die Erkrankung ist behandelbar, erfordert aber eine langfristige und regelmäßige Einnahme antipsychotischer Medikamente. Die Therapie verlässlich einzuhalten, ist deshalb so wichtig, da jede Unterbrechung der medikamentösen Therapie erneut psychotische Episoden auslösen kann. Und jeder dieser Schübe kann den Krankheitsverlauf verschlechtern und zu einer Chronifizierung der Schizophrenie führen.

Depotpräparate vereinfachen Einnahme

Für viele Schizophrenie-Patienten aber ist die tägliche Tabletteneinnahme eine Hürde, erklärt Dr. Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien und Leiter des Sozialpsychiatrischen Notdienstes des PSD-Wien: "Fehlende Krankheitseinsicht oder Wahnvorstellungen führen oftmals zu einer Ablehnung der Medikamenteneinnahme. Das ist immer wieder ein großes Problem. Bei Depotpräparaten jedoch fällt die tägliche Entscheidung, ob man das Medikament nimmt oder nicht, weg und dadurch auch die tägliche Konfrontation damit, "krank" zu sein.“

'Depots' werden, je nach Wirkstoff, nur alle 14 Tage, ein-, zwei- oder dreimonatlich verabreicht und geben ihren Wirkstoff dann verlässlich und konstant über den jeweiligen Zeitraum ab. Die tägliche Tabletteneinnahme entfällt und dennoch ist garantiert, dass die Patienten mit der richtigen Dosis versorgt sind. Daher empfehlen Experten Depotpräparate als Mittel der Wahl zur langfristigen Behandlung der Schizophrenie.

Chefarzt Psota: "Die verlässliche Wirkstoffabgabe von Depots im Allgemeinen ist ein wichtiger und wertvoller Faktor für eine erfolgreiche Langzeittherapie der Schizophrenie. Depots ermöglichen einen größeren Komfort im Alltag der Betroffenen, denn die geringe Verabreichungsfrequenz bedeutet weniger Eingriffe in das tägliche Leben. Dies ermöglicht den Patienten, ihren Alltag freier und unbeschwerter zu gestalten – was sich sehr oft positiv auf ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität auswirkt."

Auswahl an Depotpräparaten wird größer

Erfreulicherweise stehen zunehmend mehr Wirkstoffe in Depotform zur Verfügung. Eine Entwicklung, die Chefarzt Psota begrüßt: "Auch in Österreich können wir aus immer mehr Depots auswählen. So können wir beispielsweise seit 1. Jänner dieses Jahres auch ein Depotpräparat mit zweimonatiger Wirkung verschreiben. Dadurch wird unser Handlungsspielraum, für jeden Patienten die passende Therapie zu verschreiben, weiter vergrößert. Jede neue Depottherapie ist ein enormer Gewinn, denn eine konstante Langzeittherapie wirkt sich auf Symptomkontrolle und Prognose positiv aus. Für die Patienten bedeuten Depots eine sichere medikamentöse Versorgung, weniger Aufwand als bei der täglichen Tabletteneinnahme, eine verbesserte Lebensqualität und die Chance, ein gutes Leben führen zu können."

Mehr Zeit für Gespräche

Es bleibe bei den Ordinationsbesuchen auch mehr Zeit für das Arzt-Patientengespräch, weist Psota auf einen weiteren positiven Effekt der Therapie mit Depots hin. "Und wenn der Fokus nicht nur auf der Wichtigkeit der täglichen Medikamenteneinnahme liegt, kann auch nicht-medikamentösen Therapien, wie psycho- oder soziotherapeutischen Therapien, mehr Raum gegeben werden."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 14.02.2025, 11:25, 14.02.2025, 11:24
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