Niederösterreich

Ärztemangel! NÖ nimmt deutsche Studenten ins Visier

Seit Jahren strömen Deutsche nach Österreich, um zu studieren. Dem will das Land NÖ jetzt einen Riegel vorschieben, denn: 75 Prozent bleiben nicht.

Isabella Nittner
Johanna Mikl-Leitner will eine neue Regelung für "Numerus-Clausus-Flüchtlinge".
Johanna Mikl-Leitner will eine neue Regelung für "Numerus-Clausus-Flüchtlinge".
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Ein Thema, das seit Jahren immer wieder Staub aufwirbelt, wollen Johanna Mikl-Leitner und ihre VPNÖ jetzt proaktiv angehen: Ausreichend Studienplätze für angehende Mediziner. Der Knackpunkt: Für Mediziner, die dann auch in Österreich praktizieren!

Viele Deutsche kehren zurück

Seit Jahren gibt es in Österreich Zugangsbeschränkungen im Studium der Humanmedizin und seit Jahren fällt vor allem eines auf: Jene Studenten, die aus Deutschland kommen, um ihren Hochschulabschluss im Alpenland zu machen. Denn: Es sind viele.

Es sind die sogenannten "Numerus-Clausus-Flüchtlinge". Ganz simpel erklärt: In Deutschland gibt es in diversen Studiengängen Zugangsbeschränkungen, der Notenschnitt im Abitur – sprich: der Matura – zählt. Kurzum: Wer in der Schule keine Bestnoten hatte, darf auch nicht sein Wunschfach studieren.

Das wiederum veranlasst viele junge Erwachsene aus Deutschland, sich auf einer Uni in Österreich zu immatrikulieren und meist temporär Wahl-Österreicher zu werden. Doch auch hierzulande sind die Plätze begrenzt. 

"Von rund 15.380 Medizin-Studierenden an unseren Hochschulen kommen derzeit 5.482, also 35 Prozent, aus dem Ausland. Der Großteil der deutschen Studierenden, nämlich drei Viertel, verlässt Österreich wieder", skizziert Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die Situation. Und das führe als Konsequenz wiederum zu einem Mangel an Ärztenachwuchs in Österreich. Ein in Mindestzeit absolvierter Studienplatz koste dem Steuerzahler dabei rund 360.000 Euro. Geld, das mit der Heimkehr der deutschen Nachbarn mit Studienabschluss verloren gehe.

"Die Numerus Clausus-Flüchtlinge verschärfen den Ärztemangel. Das ist ein status quo, der untragbar ist", so Mikl-Leitner, die jetzt gemeinsam mit Universitätsprofessor Walter Obwexer ein Gutachten präsentierte, das die prekäre Situation darstellt und Lösungsansätze bietet.

Lösungsansätze

Man solle die zur Verfügung stehenden Studienplätze an Menschen vergeben, die aufgrund ihres Naheverhältnisses zu Österreich auch nach dem Abschluss im Land bleiben und hierzulande auch Medizin praktizieren würden, fordert die Landeshauptfrau. Das Problem: Der kategorische Ausschluss deutscher Studenten verstößt gegen EU-Recht.

Eine Möglichkeit gäbe es laut dem Gutachten von Obwexer aber doch. Österreich dürfe nämlich die Zugangsbeschränkungen des Heimatlandes auch hier bei ausländischen Studenten anwenden, kommt der Professor in seinem Gutachten zum Schluss. Das heißt: Für deutsche Studis würde dann auch hier der Numerus-Clausus gelten. Dafür brauche es aber eine Novelle des Universitätsgesetzes, nimmt Mikl-Leitner nun Wissenschaftsminister Martin Polaschek in die Pflicht.

Das Problem rund um den Ärztemangel wird auch den NÖ Landtag in der kommenden Sitzung im Zuge einer "Aktuellen Stunde" beschäftigen. "Das Land Niederösterreich zählt weltweit zu den Spitzenreitern im Bereich der Gesundheitsversorgung. Das ist jedoch kein Ergebnis von Zufällen, sondern Resultat harter Arbeit und dem ständigen Streben nach Verbesserung. Diese Verbesserungen braucht es auch bei den Zulassungsbestimmungen für Medizinstudenten", sagt VPNÖ-Klubchef Jochen Danninger.

VPNÖ-Klubobmann Jochen Danninger
VPNÖ-Klubobmann Jochen Danninger
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"Österreichs Universitäten bilden hunderte Mediziner für unsere deutschen Nachbarn aus, während sich bei uns daheim der Ärztemangel verschärft. Das ist doch absurd." – Jochen Danninger

"Österreichs Universitäten bilden hunderte Mediziner für unsere deutschen Nachbarn aus, während sich bei uns daheim der Ärztemangel verschärft. Das ist doch absurd", so Danninger.

Abgelegener Ort, hohes Honorar

Um das Berufsbild "Landarzt" parallel weiter zu attraktivieren, fordert Johanna Mikl-Leitner zudem eine Anpassung der Kassentarife. Das Grundprinzip: Je abgelegener der Ort, desto höher sollen die Honorare ausfallen.

"Wie beim Grundgedanken des Klimabonus soll auch hier gelten: Je weiter weg von den Ballungszentren, umso höher sollen die Kassentarife sein. Kassenärzte in ländlichen Regionen sollen höher entlohnt werden. Zweitens sollte die Österreichische Gesundheitskasse die Niederlassung eines Arztes in einer Bedarfsregion mit bis zu 100.000 Euro unterstützen", so die Landeschefin.

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