"Krise spitzt sich zu"

Ärztekammer richtet Regierung Forderungskatalog aus

Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart formuriliert eine Art Wunschzettel an die kommende Bundesregierung. Die Zeit würde drängen, so der Mediziner.
Newsdesk Heute
22.02.2025, 07:13

Am Freitag prescht die Österreichische Ärztekammer (ÖAK) mit einem Forderungskatalog vor. Hintergrund sind die aktuellen Koalitionsverhandlungen. Die ÖAK sprich von "fast wöchentlich neuen Negativmeldungen rund um die Finanzen der Österreichischen Gesundheitskasse". Langfristigen würden Leistungseinschränkungen und noch längere Wartezeiten drohen.

Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart warnt vor einer "sozialpolitischen Zeitenwende" – die künftige Bundesregierung stehe in der Bringschuld. Es brauche "mutige Reformen in allen Leistungsbereichen unseres Gesundheitswesen", wird der Mediziner in einer Aussendung der Ärztekammer zitiert. Angesichts von "spärlichen Informationen" zur künftigen Gesundheitspolitik, sei fraglich, "ob den Verantwortlichen das Ausmaß der Krise wirklich ausreichend bewusst ist."

5 konkrete Forderungen

Steinhart formuliert fünf zentrale Forderungen, deren politische Umsetzung er als wesentlichen Maßstab für die Beurteilung der gesundheitspolitischen Kompetenz und der Leistungsfähigkeit und Problemlösungsbereitschaft der künftigen Regierung ansieht.

1
Mehr Geld für Gesundheitsversorgung
Erstens müsse die künftige Regierung mehr Geld in die Gesundheitsversorgung der Bürger investieren. "Das ist ihre Bringschuld, denn dass Gesundheit immer teurer wird, ist unausweichlich und sollte niemanden überraschen: Die Bevölkerung wächst, die Menschen werden älter und damit betreuungsbedürftiger, moderne Diagnostik und Therapien werden nicht nur immer besser, sondern auch kostspieliger. Und nicht zuletzt befinden wir uns inmitten einer Wirtschaftskrise und wir wissen, dass der medizinische Versorgungsbedarf einer Bevölkerung in Krisenzeiten zunimmt", so Steinhart.
2
Kein Verkauf an private Investoren
"Zweiter Punkt: Ein völlig falscher und die Versorgung gefährdender Versuch, die Budgetlöcher zu stopfen, wäre der Verkauf öffentlicher Gesundheitseinrichtungen an private Investoren. Wir wissen aus zahlreichen internationalen Studien, dass Privatisierungen und Konzernisierungen im Gesundheitswesen die Versorgung messbar verschlechtern. Sie gehen ganz besonders zu Lasten all jener Menschen, die wenig Geld haben. Und es darf nicht sein, dass der Profitmaximierung verpflichtete Betriebswirte uns Ärztinnen und Ärzten vorschreiben, wie wir unsere Patientinnen und Patienten zu behandeln haben."
3
Öffentlicher Bereich soll ausgebaut werden
Drittens brauche die österreichische Gesundheitsversorgung einen zügigen Ausbau des öffentlichen Bereichs. "Derzeit sind in Österreich fast 300 Kassenarztpraxen unbesetzt, oft finden sich monate- oder sogar jahrelang keine Interessenten. Wir fordern deshalb zunächst einmal mindestens 1.000 zusätzliche Kassenarztpraxen, und eine spürbare Attraktivierung der Rahmenbedingungen ärztlicher Tätigkeit, damit sich genügend Mediziner dazu bereit erklären, als Kassenärzte zu arbeiten."
4
Steinhart will Bürokratieabbau
Als viertes Kriterium nannte Steinhart einen spürbaren Bürokratieabbau: "Sowohl Kassen- als auch Spitalsärzte führen seit Jahren Klage über die enormen bürokratischen Erfordernisse, die oft sinnlos sind, die Zeit rauben, die man besser den Patientinnen und Patienten widmet, und die sich negativ auf die ärztliche Arbeitszufriedenheit auswirken. Wir erwarten von der künftigen Regierung die Implementierung einer Task Force mit Vertretern der Ärzteschaft, der Politik, der Kassen und der Spitäler, um wirksame Vorschläge zum Bürokratieabbau zu erarbeiten."
5
Ärztekammer fordert Maßnahmen gegen Ärztemangel
Und zuletzt müsse etwas gegen den Ärztemangel im öffentlichen Gesundheitssystem getan werden. "Schon deshalb, weil in den kommenden Jahren knapp die Hälfte der Kassenärzte das Pensionsalter erreichen werden. Österreichs staatliche Medizinuniversitäten sorgen zwar für viele gut ausgebildete Absolventen. Von denen werden allerdings etwa 30 Prozent nicht in Österreich versorgungswirksam, zum Teil, weil sie ins Ausland gehen. Einfach mehr Absolventen werden das ärztliche Nachwuchsproblem nicht lösen - eine Ausbildung ist teuer, wir sollten nicht Mediziner für das Ausland produzieren, und bis jetzt beginnende Studierende versorgungswirksam werden, vergeht in der Regel zumindest ein Jahrzehnt. Wir brauchen also zeitnah wirkende Lösungen. Die Antwort ist, Ärztinnen und Ärzte im Land zu halten, indem ihnen attraktive berufliche Rahmenbedingungen angeboten werden."
{title && {title} } red, {title && {title} } 22.02.2025, 07:13
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