Vorsicht geboten

60.000 Euro! Polnische Firma zockt Wiens Autofahrer ab

Eine Firma aus Polen hat die Abzocke mit den Besitzstörungsklagen für sich entdeckt. Kurios dabei: Sie fordert das Geld von Autofahrern aus Wien.

Maxim Zdziarski
60.000 Euro! Polnische Firma zockt Wiens Autofahrer ab
Die Parkplatz-Abzocker cashen weiterhin ab.
Leserreporter

Bislang haben sich österreichische Firmen auf das Geschäftsmodell mit Besitzstörungsklagen spezialisiert – "Heute" berichtete. Nun stellt aber auch die polnische Firma "Content Factory" aus Posen Geldansprüche an die Autofahrer in Wien.

Ihnen wird vorgeworfen, den Stellplatz befahren und damit eine Besitzstörung begangen zu haben. Die Forderung der Polen: 299 Euro oder man riskiert eine Klage.

Wie eine Recherche zeigt, handelt es sich um die gleichen Parkplätze, mit denen bereits die Firmen "PV22" und "D-22 Construction" dieselbe Masche abgezogen haben. Die "Content Factory" behauptet, ebenfalls Besitzer der Stellplätze gewesen sein. Demnach stehe ihnen auch eine Entschädigung zu, selbst wenn nur in der Einfahrt kurz gewendet wurde.

Es geht um folgende Liegenschaften:
16., Hasner Straße 128
21., Prager Straße 94-98
22., Franz-Eduard-Matras-Gasse
22., Breitenleer Straße 50

ÖAMTC warnt alle Autofahrer

ÖAMTC-Jurist Nikolaus Authried ist da anderer Meinung. Er bezweifelt stark, dass eine neuerliche Geldforderung zulässig ist. Der Automobilclub warnt nun alle Betroffenen. Aktuell möchte das polnische Unternehmen von denen Geld, die schon einst von der PV22 angeschrieben wurden, gezahlt und eine Unterlassungserklärung abgegeben haben. Für Authried ist das ganze höchst fragwürdig.

Allein in den ersten fünf Tagen haben sich rund 200 Autofahrer beim ÖAMTC gemeldet und sich rechtlich beraten lassen. Das macht in Summe knapp 60.000 Euro an Forderungen seitens der "Content Factory" aus. Tendenz: stark steigend.

Nikolaus Authried, Leiter der ÖAMTC-Rechtsberatung
Nikolaus Authried, Leiter der ÖAMTC-Rechtsberatung
Weingartner-Foto / picturedesk.com, ÖAMTC

Man sollte sich also gut zu überlegen, ob man das geforderte Geld wirklich überweisen sollte. Ein gewisses Restrisiko würde zwar bleiben, aber: "Sollte es Klagen geben, wird diese Frage vor Gericht geklärt werden müssen und der ÖAMTC auch Musterverfahren in passenden Fällen führen."

Verbindungen zu Wiener Unternehmer?

Hinter den Unternehmen stecken dieselben Männer, die sich ein eng verflochtenes Firmennetz aufgebaut haben. Auf der eigenen Homepage wird von "Partnerunternehmern" gesprochen. Die Geschäftsfelder erstrecken sich über mehrere Länder, darunter auch Polen.

Dort soll man mit Immobilien und Zinshäusern dick im Business sein. Besonders interessant: Die "Content Factory" ist an derselben Adresse gemeldet, wie einige der aufgelisteten "Partnerunternehmen" des Wieners.

Die meistgelesenen Leserreporter-Storys zum Durchklicken

Schräg, skurril, humorvoll, täglich neu! Das sind die lustigsten Leserfotos.

1/351
Gehe zur Galerie

    Auf den Punkt gebracht

    • Eine polnische Firma namens "Content Factory" fordert von Wiener Autofahrern 299 Euro wegen angeblicher Besitzstörung auf Parkplätzen, die bereits von anderen Firmen für ähnliche Forderungen genutzt wurden
    • Der ÖAMTC warnt vor der Zahlung und zweifelt die Rechtmäßigkeit der Forderungen an, da sich bereits rund 200 Autofahrer rechtlich beraten ließen, was zu Forderungen von insgesamt knapp 60.000 Euro führte
    zdz
    Akt.
    An der Unterhaltung teilnehmen