Politik
600 Polizisten wettern gegen die Corona-Impfung
600 Polizisten wenden sich per offenen Brief an den Innenminister. Auf den fünf Seiten finden sich zahlreiche Falschinfos zur Impfung.
Über die Plattform Telegram sollen sich 600 österreichische Polizisten organisiert haben, um sich "gegen eine Spaltung der Gesellschaft zu wehren", wie in einer Aussendung erklärt wird. Man habe genug davon, auf den Demonstrationen der Bevölkerung drohend gegenüber zu stehen. Warum genau, wollen sie in einem fünf Seiten langen, offenen Brief an Innenminister Gerhard Karner darlegen.
Einer der Unterzeichner ist FPÖ-Regionalpolitiker. Die erste Reaktion auf den Brief kommt ebenfalls von der FPÖ: Sicherheitssprecher Amesbauer unterstützt das Anliegen und rezitiert weite Teile des Briefs in einer eigenen Aussendung.
Eingangs halten sie fest, dass die "POLIZISTEN für GRUND- und FREIHEITSRECHTE" weder Verein noch Gewerkschaft oder juristische Person sind, "weder rechts- noch linksextrem, keineswegs Impfgegner oder gar sogenannte 'Schwurbler' bzw. Verschwörungstheoretiker". Seit der 3G-Pflicht am Arbeitsplatz und angesichts der angekündigten Impfpflicht würden sie innerhalb des Polizeikorps eine Spaltung wahrnehmen. Ungeimpften Polizisten würde mit "Disziplinarmaßnahmen und Anzeigen gedroht" werden.
Nebenwirkungen
Die Argumentation, warum die Entscheidung gegen die Impfung einen individuelle sein sollte, hat es in sich. Jede Amtshandlung eines Polizisten könne theoretisch zum Tod führen. Es sei ihnen deswegen zuzumuten, Risikoabwägung und Entscheidungsfindung selbst durchzuführen. Doch es geht noch weiter.
Als weiteres Argument führt man an, dass "die Impfung weder die eigene Infektion noch die Weitergabe des Virus an andere verhindert". Entsprechendes haben aber weder Hersteller noch Wissenschaftler oder Politiker je behauptet. Darüber hinaus berge die Impfung "ein hohes Risiko von Nebenwirkungen", die in ihrem tatsächlichem Ausmaß "vermutlich erst im Laufe der Zeit sichtbar werden", weil die Medien dazu schweigen.
Langzeitfolgen
Die tatsächlichen Fälle schwerer Nebenwirkungen nach Impfschadengesetz belaufen sich auf wenige Dutzend – bei 16,8 Millionen verabreichten Dosen. Auch Langzeitfolgen sind nahezu ausgeschlossen, wie die Immunologin Christine Falk erst kürzlich im "ZDF" erklärte. Impfstoff und mRNA sind bereits nach einigen Wochen vollständig abgebaut.
Dass nach Jahren etwas nachkommt, sei Falk zufolge ausgeschlossen, "weil dann das Immunsystem gar nicht mehr weiß, dass die Impfung da war, außer den Gedächtniszellen, die in Ruhe darauf warten, dass – falls das Virus um die Ecke kommt –, sie dann gleich aktiv werden können."
Meinungsdiktatur
Für den Kollaps des Gesundheitssystems seien keinesfalls die Ungeimpften verantwortlich, heißt es im Brief weiter. Walter Hasibeder, Präsident der Gesellschaft für Intensivmedizin, sagt hingegen: Die Mehrheit der Patienten auf den Intensivstationen sei ungeimpft – obwohl sie nur rund 20 Prozent der impfbaren Bevölkerung ausmachen. Im Brief der Polizisten begründet man das mit "Zahlenspielereien und unterschiedliche Zählweisen".
"Wir sind weder Medizinerinnen und Mediziner noch können oder wollen wir hier eine Diskussion über die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung starten", wird auf Seite 3 des offenen Briefs schließlich festgehalten. Dennoch berufe man sich auf "kritische Stimmen aus Fachkreisen" (die die absolute Minderheit darstellen) und wie diese unterdrückt werden, es fällt auch der von der FPÖ-geprägte Begriff einer "Meinungsdiktatur".
Die Mär von der bedingten Zulassung
"Alle gegenwertigen Impfstoffe bzw. Gentherapeutika haben nur eine bedingte Zulassung und die effektive Wirksamkeitsdauer ist vielfach unbekannt" ist ein weiteres Statement im Brief. "Bei den COVID-19-Impfstoffen gibt es in Qualität, Art und Umfang der behördlichen Begutachtung keine Abstriche und Unterschiede zum 'herkömmlichen' Zulassungsprozess", sagt hingegen die AGES. Gegenüber "correctiv.org" erklärt die EMA außerdem: "Die bedingten Zulassungen, die für die vier zugelassenen Impfstoffe erteilt wurden, gehen mit allen erforderlichen Garantien, Kontrollen und Verpflichtungen einher."
Anschließend wird im Brief ein weiteres Mal auf "noch nicht ausreichend" dokumentierte Nebenwirkungen hingewiesen und das wissenschaftlich nunmehr belegt wurde, dass die Impfung "keinen ausreichenden Schutz vor einer Infektion und Weitergabe" (was aber nie jemand behauptet hat). Noch einmal wird die "bedingte Zulassung" hervorgehoben und dass dadurch alle der über sechs Millionen geimpften Österreicher "an laufenden medizinischen Studien teilnehmen". Belege dafür werden nicht genannt.
Nürnberger Kodex
Man verweist hier auch auf den Nürnberger Kodex, der nach den brutalen und unmenschlichen Experimenten der NS-Ärzte erarbeitet wurde. "Die Vergleiche sind völlig irreführend und deplatziert", sagte Medizinethiker an der Uni Erlangen, Andreas Frewer, dem "Bayrischen Rundfunk" zum diesem oft gezogenen Zusammenhang mit der Corona-Impfung.
Nichtsdestotrotz: "Wir möchten daher klar zum Ausdruck bringen, dass wir NICHT an einem solchen Versuch oder einer solchen Studie teilnehmen möchten", halten die "hunderten" Polizisten im Brief fest. Den Innenminister ersuchen sie deswegen, sich gegen die Impfpflicht einzusetzen, 3G am Arbeitsplatz auszusetzen und die "Diskriminierung" von Kollegen zu verhindern.
"Wir möchten für die Bevölkerung als 'Freund und Helfer' da POLIZISTEN für GRUND- und FREIHEITSRECHTE sein und ihr nicht bei überwiegend friedlichen Demonstrationen, die aufgrund des zunehmenden Unmuts in der Bevölkerung gegenüber der Politik, ins Lebens gerufen wurden, drohend gegenüberstehen", heißt es abschließend.
Polizeigewerkschaft: Riesenschwachsinn
Die Polizeigewerkschaft zeigt sich gegenüber "Puls24" alles andere als erfreut. "Das ist ein Riesenschwachsinn", so der Vorsitzende Reinhard Zimmermann. "Der Herr Diakon, der ja selbst kein Polizeibeamter ist, hat sich da offenbar von Impfgegnern einspannen lassen", vermutet er angesichts der 90-prozentigen Impfquote bei den Ordnungshütern.