Niederösterreich
5.000 Hektar hin! Schädling lässt Bauern verzweifeln
Der Rüsselkäfer frisst sich quer durch die Felder Niederösterreichs. Das einzig wirksame Schutzmittel ist nicht mehr erlaubt. Die Bauern verzweifeln.
Kopfschütteln, Ratlosigkeit und Verzweiflung herrscht derzeit auf den landwirtschaftlichen Anbauflächen für Zuckerrüben und Kürbisse, die meisten davon befinden sich in Niederösterreich.
Denn: Dem Rüben-Rüsselkäfer schmeckt's heuer besonders gut. Der Grund: Seit dem Verbot von Neonicotinoiden schlemmt er auf den Feldern ungestört. Das Pflanzenschutzmittel, das dafür bekannt ist, das Leben von Bienen stark zu gefährden, darf nämlich nicht mehr eingesetzt werden.
Auch Kürbis betroffen
Eigentlich ist das synthetische Insektizid bereits seit 2018 verboten, das Landwirtschaftsministerium stellte in den vergangenen Jahren aber immer wieder Notfall-Zulassungen aus, um den Bauern unter die Arme zu greifen. Der Europäische Gerichtshof schob dem kürzlich einen Riegel vor.
Derzeit gibt es also am legalen Markt kein Pflanzenschutzmittel, das den Rüben-Rüsselkäfer in Schach halten kann. Die Konsequenz: 5.000 Hektar Rüben-Anbaufläche wurden in dieser Saison durch ihn bereits zerstört. Die Felder mussten allesamt umgebrochen werden. "Auf den abgefressenen Rübenflächen hätten 60.000 Tonnen Zucker erzeugt werden können, damit hätte ganz Wien ein Jahr lang versorgt werden können", so Landesvize Stephan Pernkopf, der auch Obmann des NÖ Bauernbunds ist, zerknirscht.
"Das verursacht zusätzliche Kosten von zwei Millionen Euro und führt zu 500 Tonnen CO2-Mehrausstoß", rechnet man seitens der Landwirtschaftskammer Niederösterreich vor.
Dasselbe Drama spielt sich auch bei einer in Österreich sehr beliebten Gemüsesorte ab: Dem Kürbis. Auch hier wurden bereits Tausende Hektar zerfressen.
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Das Ziel müsse sein, die Eigenversorgung mit heimischen Produkten zumindest zu erhalten, plädieren die Agrarvertreter Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, NÖ-Landesvize Stephan Pernkopf, Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager und auch Mandatar des Europa-Parlaments Alexander Bernhuber für eine gangbare Lösung.
"Schlagartige Vernichtung"
"Der Lokalaugenschein zeigt, wie hier die wertvolle Arbeit der Bäuerinnen und Bauern durch Schädlinge schlagartig vernichtet wird. Es ist mir wichtig, mir ein persönliches Bild von der Lage zu machen. Ich werde diese Eindrücke bei meinen Gesprächen auf EU-Ebene weiter deponieren. Die Europäische Kommission wurde von uns bereits aufgefordert, bei all ihren Entscheidungen die Versorgungssicherheit zu berücksichtigen, insbesondere im Rübenanbau und der Zuckerproduktion ist dies aus gegebenem Anlass rasch zu bewerten. Die EU-Kommission wird auch darlegen müssen, wie in Europa künftig ein wettbewerbsfähiger Pflanzenbau abgesichert werden soll. Klar ist: Entweder produzieren wir in Europa oder wir importieren die Lebensmittel aus Übersee. Wofür ich einstehe ist klar", sagt Totschnig.