Wohnen immer teurer

"42 % vom Einkommen" – AK deckt Wohnkosten-Hammer auf

Während in Niederösterreich zuletzt weniger gebaut wurde, stiegen die Mietkosten deutlich an. Die Arbeiterkammer fordert nun eine "Stabilisierung".
Aram Ghadimi
17.02.2025, 07:00

"Wohnen ist ein Grundrecht, und es kann nicht sein, dass immer mehr Menschen bis zu 42 Prozent ihres Einkommens nur dafür aufwenden müssen, um in den eigenen vier Wänden leben zu können", sagt der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ), Markus Wieser.

Wieser bezieht sich auf die Ergebnisse einer durch die AK in Auftrag gegebenen Studie, deren Ergebnis alarmierend ist: Die Belastungen durch steigende Wohnkosten treffen vor allem ärmere Bevölkerungsgruppen in Niederösterreich. Rund ein Sechstel der niederösterreichischen Haushalte ist armutsgefährdet.

„Wohnen ist eine entscheidende Zukunftsfrage.“
Markus WieserPräsident der Arbeiterkammer Niederösterreich

Noch vor wenigen Jahren stand hier Österreich ganz anders da. Die ärmsten Haushalte waren weniger durch Wohnkosten belastet als Haushalte in Deutschland und der Schweiz. Gegenwärtig, so besagt die Studie, liegt die Belastung mit 42 Prozent des Einkommens deutlich über dem EU-weiten Schnitt von 38 Prozent. Reichere Haushalte kämen mit den Teuerungen wesentlich besser zurecht.

Deshalb fordert der AKNÖ-Präsident Wieser ein ganzes Maßnahmenpaket von der verantwortlichen Landesregierung: Die Förderungen sollen zweckgebunden sein (und mehr auf leistbaren Wohnraum abzielen), die Sanierungsrate gehöre angekurbelt. Und auch insgesamt brauche es höhere Fördersätze für Neubauten. Außerdem müsse es für gemeinnützigen Bauträger leichteren Zugang zu günstigem Bauland geben.

Wohnbau in Niederösterreich um 60 Prozent gesunken

Die AKNÖ möchte "Wohnen wieder leistbar machen", sagt Wieser, denn: "Wenn man die Menschen fragt, was sie am meisten bewegt, dann gibt es zwei große Themen, wie die aktuelle Erhebung aufgezeigt hat: soziale Absicherung und leistbares Wohnen."

Der Studienautor Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) sagt, dass vor der Pandemie österreichweit noch 85.000 Wohnungen bewilligt wurden, während es 2024 nur noch 44.000 gewesen seien. Ab 2022 sei die Bautätigkeit eingebrochen.

Amann ergänzt: "In Niederösterreich fielen die Baubewilligungszahlen von einem Höhepunkt 2021 von über 15.000 auf 2024 nur noch rund 6.600 bewilligte Einheiten. Das ist ein Rückgang um fast 60 Prozent."

Arbeiter und Lehrlinge wohnen zur Miete

Das habe massive Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens, mit Auswirkungen auf Wohnverhältnisse, ist Amann überzeugt. Denn, laut Studie, klafft die Schere zwischen Miete und Eigentum immer weiter auseinander. Immer mehr Menschen sind von steigenden Mieten betroffen.

Gemäß der Studie leben rund 70 Prozent der Beamten in Eigentum – weit über dem allgemeinen Durchschnitt von 48 Prozent. Mit 48 Prozent Eigentum liegt die Gruppe der Angestellten exakt im Schnitt.

Erzähle uns deine Story!

Wurde dir eine Beihilfe gestrichen? Kannst du dir das Leben kaum mehr leisten? Ist dir gerade etwas besonders Trauriges, Witziges oder Erstaunliches geschehen? Bewegt dich ein anderes Thema? Bist du der Meinung, dass deine Geschichte erzählt werden sollte? Dann melde dich bei uns unter meinestory@heute.at. Denn deine Story ist uns wichtig!Mail an uns

Anders sieht es bei Arbeitern aus: In dieser Gruppe bewohnen nur noch 40 Prozent in Eigentum, die Mehrheit ist von Mietverhältnissen abhängig. Besonders drastisch ist diese Situation bei Lehrlingen: Nur 22 Prozent von ihnen besitzen eine eigene Wohnung, 68 Prozent müssen Wohnraum mieten. Die derzeitige wirtschaftliche Lage dürfte diese Unterschiede auch noch verschärfen.

Neubauförderung deutlich gesunken

Außerdem zeigt sich, dass die Wohnbauförderungen, im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt, zuletzt auf allen Förderungsschienen deutlich rückläufig waren.

Besonders geringe Ausgaben sind für Wien, das Burgenland und Niederösterreich dokumentiert. In Niederösterreich ging die Eigenheim- und Subjektförderung um 12 Prozent zurück, die Neubauförderung sogar um 29 Prozent. AKNÖ-Präsident Wieser sieht hierin eine "entscheidende Zukunftsfrage".

Demgegenüber stehen die Aussagen der zuständige ÖVP-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, die im November 2024 betonte, dass Niederösterreich das "Land der Eigentümer" sei. Bei der Präsentation der Maßnahmen im Bereich "Bauen und Wohnen", sagte sie, dass die Eigentumsquote in Niederösterreich bei rund 60 Prozent läge. Man arbeite aber trotz aller Schwierigkeiten weiter an leistbarem Wohnraum.

AK fordert mehr leistbaren Wohnraum

Die Arbeiterkammer fordert jetzt eine "Stabilisierung des leistbaren Wohnungsneubaus". Konkret bedeute das: "Die Fördersätze für den großvolumigen Neubau müssen angehoben werden", schreibt die AKNÖ.

Studienautor Amann pflichtet bei und ergänzt noch: "Der Bund und mehrere Bundesländer haben festgelegt, den heimischen Gebäudebestand bis 2040 zu dekarbonisieren." Durch unzureichende Sanierungsraten rücke dieses Ziel jedes Jahr weiter in die Ferne.

{title && {title} } agh, {title && {title} } 17.02.2025, 07:00
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite