Fachärzte dringend gesucht

Ärztemangel immer schlimmer – das belegen diese Zahlen

Die Klagen werden lauter: Fachärzte mit Kassenvertrag haben Seltenheitswert. In Niederösterreich sind aktuell sechs Prozent der Stellen unbesetzt.
25.02.2025, 05:30

Das Jammern über unser Gesundheitssystem wird immer lauter. Auf simple Operationen für Kinder (Polypen oder Mandel) wartet man Ewigkeiten: "Am längsten wartet man in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und in Salzburg – da sind es ein bis eineinhalb Jahre", schlug vor wenigen Wochen Wolfgang Luxenberger, Obmann der HNO-Ärzte in der Ärztekammer, im Gespräch mit "Heute" Alarm.

Anfang des Vorjahres beschrieb "Heute" bereits die kritische Lage in Niederösterreich. Mit Geldanreizen versuchte man, Mediziner zu ködern und den Mangel zu lindern. Damals waren 28 Fachärztestellen (im niedergelassenen Bereich) unbesetzt, einige davon schon länger als ein Jahr. Vor allem fehlten Haut- und Kinderärzte. Extrembeispiel: Vergeblich suchte man schon sieben Jahre lang einen Kinderarzt für Lilienfeld sowie einen für Mödling.

Zahl ist seit dem Vorjahr angestiegen

"Heute" hat jetzt die aktuellen Daten ausgehoben. Wo fehlen wie viele Fachärzte jetzt? Fazit gleich zu Beginn: Stand Donnerstagabend waren 29 Facharztstellen mit Kassenvertrag zu besetzen. Die Zahl ist innerhalb eines Jahres also sogar angestiegen!

Insgesamt gibt es in NÖ 523 Planstellen für Fachärzte, das heißt sechs Prozent sind derzeit unbesetzt.

Hautärzte: Elf Stellen zu vergeben

Am dringendsten fehlen Hautärzte. Hier sind elf Ordinationen verwaist. Zur Verdeutlichung, wie groß diese Zahl ist: Praktizierende Hautärzte mit Kassenvertrag gibt es derzeit landesweit genau 28 (laut DocFinder). Man bedenke, Niederösterreich hat 1,7 Millionen Einwohner, jeder Arzt hat also knapp 61.000 potenzielle Patienten.

An zweiter Stelle kommt die Frauenheilkunde, hier wird verzweifelt nach fünf Fachärzten gesucht. Stellenausschreibungen für Kassen-Kinderärzte gibt es aktuell vier, Lungenmediziner werden drei gesucht, Augenärzte und Urologen zwei, HNO und Chirurgen jeweils einen.

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Regional aufgedröselt gibt es die meisten vakanten Stellen im Bezirk Mistelbach (vier), dann folgen Amstetten, Gänserndorf und St. Pölten mit jeweils drei.

Aber noch mehr fehlen!

Um es noch schlimmer zu machen: Auch in Gemeinschaftspraxen werden noch Fachärzte gesucht, die in der oberen Auflistung nicht vorkommen. Insgesamt sind es mit diesen 32 offene Stellen in Niederösterreich.

"Ernst, aber nicht aussichtslos"

In einer Reaktion der Ärztekammer NÖ heißt es zum Mangel: "Die Situation ist ernst, aber nicht aussichtslos. Wenn alle Partner, also die Sozialversicherungen, das Land NÖ und die Ärztinnen- und Ärztekammer für NÖ mit Weitblick an einem Strang ziehen, ist es möglich, unser Gesundheitssystem wieder auf den richtigen Weg zu bekommen."

Niederösterreich ist kein Einzelfall. Ähnliche Lücken im medizinischen Versorgungssystem gibt es in ganz Österreich. Es macht deutlich, warum immer mehr Menschen auf teure Wahlärzte ausweichen müssen.

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