Musste aus Haus ausziehen

"3.800 Euro, das ist nicht leistbar" – Pflege gestoppt!

Derzeit werden 30.000 Menschen zu Hause 24 Stunden pro Tag gepflegt. Finanziell ist das meist ein Drahtseilakt. Ein Betroffener berichtet.

Michael Pollak
"3.800 Euro, das ist nicht leistbar" – Pflege gestoppt!
24-Stunden-Pflege zu Hause ist für viele nicht leistbar.
istock ("Heute"-Collage)

Es ist für die meisten Familien ein Drama. Kaum wird ein Angehöriger zum Pflegefall, wünscht man sich, dass man den geliebten Menschen zu Hause pflegen kann. Doch wie auch dieser Fall zeigt, es ist finanziell kaum stemmbar.

"Ich bin zum fünften Mal krank, seit wir in diese Wohnung gezogen sind – Grippe, Herz, Nerven, dann der Ellenbogen", das ist einer der ersten Sätze, den wir von Gottfried H. (71) hören.

Drama begann vor 20 Jahren

Er lebt mit seiner Frau im Bezirk Riegersburg in der malerischen Südoststeiermark mittlerweile in einer 60-Quadratmeter-Wohnung, "mehr brauchen wir nicht mehr."

Früher war H. Fliesenleger, seine Frau arbeitete bei einem berühmten Snack-Hersteller. Noch waren alle gesund, das Leben war gut zu ihnen, sie hatten ein stattliches Haus.

Doch dann – es war der 20. April 2004 – kippte Frau H. bei der Arbeit plötzlich um. Der Notarzthubschrauber brachte sie ins LKH Graz. Die erschreckende Diagnose: Hirnblutung. 10 Tage lang lag Frau H.im Tiefschlaf. Erst nach einer langen Behandlung und Reha kam sie sechs Monate später wieder nach Hause.

Frau H. musste den ganzen Tag gepflegt werden. Es war eine organisatorische Höchstleistung, "gekümmert haben sich damals meine Mutter, die Schwester meiner Frau und auch meine Schwestern", erinnert sich Gottfried H. im Gespräch mit "Heute". Es ging ihm damals wie den meisten Österreichern: "Wir hatten einfach keine Ahnung von Pflege."

Noch arbeitete H., irgendwie ging sich alles aus. Doch dann – nach zwei Jahren – kam auch sein Crash. "Es hat mich aufgestellt, ich war nervlich komplett am Boden." H. musste im Alter von 53 Jahren seine Frühpension antreten – es ging nicht mehr anders. "Ich war fertig", sagt er, "ich musste 13 verschiedene Tabletten pro Tag schlucken."

"Es war nicht mehr leistbar"

Jetzt war Gottfried H. daheim bei seiner geliebten Frau, er konnte sich um sie sorgen. Das tat er bis Ende 2022 alleine: Am 11. November zog eine Pflegekraft aus Rumänien bei ihnen ein.

19 Monate lang ging es gut. "Dann war es leider nicht mehr leistbar", musste sich H. zugestehen. Die Pflege kostete 3.800 Euro pro Monat, "da mussten wir aufhören."

Es war nie billig, sich eine Pflegekraft ins Haus zu holen. Schließlich aber führte die extreme Teuerung zum finalen Aus: "Alles wurde teurer, sogar die Versicherung der Pflegerinnen stieg stark an", sagt H. zu "Heute".

Die Pflege war trotz Beihilfen nicht mehr leistbar. "Im Schnitt mussten wir 2.000 Euro dazuzahlen." Traurig sagt H.: "Das Haus war uns auch zu teuer. Wir wären gerne geblieben, aber es ging nicht mehr. Es geht einfach immer ums Geld!"

"In unserem Haus, da war es schon super..."

Danach zog das Ehepaar H. in eine Wohnung einer Hilfsorganisation – hier kann man Betreuung dazubuchen, wenn man sie braucht. H. versucht sich weiterhin um alles zu kümmern, "ich mache das Frühstück, hole das Mittagessen und wasche ab. Im Notfall kann ich auf die Hilfe hier zurückgreifen."

An diesem Tag musste er anrufen – das Wegräumen war H. unmöglich. Er wird wohl in Zukunft öfter bei der Hilfe anrufen müssen. Doch er wiederholt: "In unserem Haus, da war es schon super."

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    SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 71-jähriger Mann aus der Südoststeiermark berichtet von den finanziellen und emotionalen Herausforderungen der Pflege seiner Frau, die nach einer Hirnblutung betreut werden muss
    • Trotz der Unterstützung durch eine Pflegekraft aus Rumänien und staatlicher Beihilfen wurde die Pflege unbezahlbar, sodass das Ehepaar schließlich in eine betreubare Wohnung einer Hilfsorganisation umziehen musste
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