Notstand in Betreuung

Viele stürzen sich für Pflege in hohe Schulden

Ausnahmezustand für die Familie: Ein Vater erkrankt und wird völlig unerwartet ein Pflegefall.

Newsdesk Heute
Viele stürzen sich für Pflege in hohe Schulden
Extrem fordernd: Sabine Rödler (Kreis) musste für ihren Vater die Pflege organisieren.
Andreas Zeppelzauer, iStock

Es kann uns alle treffen. Wenn ein naher Verwandter zum Pflegefall wird, herrscht Ausnahmezustand, verstärkt durch die Missstände im Betreuungsbereich.

Voriges Jahr wurde Sabine Rödler völlig unvorbereitet aus ihrem Alltag gerissen. Ihr Vater (damals 83) kam ins Spital, die Diagnose lautete "schwere Demenz". Der Pensionist konnte ab da nicht mehr allein leben, brauchte rund um die Uhr Hilfe.

Allen Beteiligten war klar: Das Leben muss komplett umgestellt werden, eine Vollzeit-Pflegerin musste her. "Doch wie soll das gehen?" fragte sich damals die Wienerin Sabine Rödler.

Zwei Tage nach Diagnose auf sich alleine gestellt

Es wurde schlimmer: Schon nach zwei Tagen sollte ihr Vater das Spital verlassen. Jetzt begannen die großen Probleme. Frau Rödler stand vor einer unlösbaren Aufgabe: Woher sollte sie innerhalb so kurzer Zeit eine Pflegekraft herzaubern? Rödler selbst wohnt 120 Kilometer entfernt von ihrem Vater, kann also nicht nonstop auf ihn aufpassen. Freche Antwort des Spitals: "Nehmen Sie sich einfach Urlaub!"

Erster Schritt: Familie Rödler meldete sich bei einer Agentur für Pflegekräfte. Doch Pflegerinnen sind absolute Mangelware. Die Mindest-Wartezeit beträgt zwei bis drei Wochen - unendlich lange, wenn man den Vater nicht eine Sekunde alleine lassen kann.

Nach der Wartezeit bekam die Familie eine Pflegezusage. Doch die Probleme enden noch lange nicht: "Die Betreuerin kommt aus dem Ausland um 22 Uhr in Österreich an, da muss jemand da sein und sie sofort einschulen."

"Das ist wie eine Partner-Börse"

Ganz wichtig: Die Beziehung zwischen dem Gepflegten und seiner Betreuerin muss passen, "das ist ein Mensch, der gewohnt war, allein zu leben – plötzlich ist Tag und Nacht jemand da – es ist wie bei einer Partner-Börse", sagt Rödler. Es beginnt die schwierige Test-Phase.

3.000 Euro plus Verpflegung, Bekleidung...

Nach vielen Wochen erst weiß man, ob die Beziehung passt. "Wir hatten wirklich Glück, haben einen Schutzengel bekommen, ein neues Familienmitglied", sagt Rödler im "Heute"-Talk.

Doch das Glück ist teuer erkauft. Etwa 3.000 Euro kostet die Pflegerin pro Monat. Dazu kommen noch etliche Extras, für die man aufkommen muss: Die Betreuerin braucht Essen, Bekleidung und auch ein Auto, wenn man am Land wohnt. Und auch die Agentur bekommt weiterhin 300 bis 400 Euro monatlich überwiesen.

Manche verkaufen ihre Häuser, um sich die Pflege zu leisten
Sabine Rödler

Als Förderung erhält man maximal 800 Euro vom Staat, "es ist ein Bürokratiewahnsinn." Aber: Die Summe ist abhängig vom Einkommen, beträgt die Pension etwa mehr als 2.500 Euro, reduziert sich die Summe schon. Die Kinder mussten also noch 1.000 Euro jeweils zuschießen, um für die Pflege zu bezahlen.

Sabine Rödler und viele Mitstreiter haben soeben die "Plattform Personenbetreuung" gegründet. Ein wichtiges Anliegen: Die staatliche Förderung soll ansteigen, damit Pflege Familien nicht in ein finanzielles Fiasko stürzt.

Rödler: "Ich habe Freunde, die zusätzliche Jobs annehmen müssen, sie machen Schulden – pro Monat machen sie 1.000 Euro Minus, damit ihre Verwandten gut gepflegt werden. Manche müssen sogar ihre Häuser verkaufen. Man macht eben alles für den Vater oder die Mutter."

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    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS
    red
    Akt.