3 Gründe – Affenpocken sind nicht so gefährlich wie CoV

Die jüngsten Schlagzeilen über das plötzliche Auftreten einer ungewöhnlichen Krankheit, die sich von Fall zu Fall über Länder und Kontinente ausbreitet, haben bei manchen womöglich Erinnerungen an das Jahr 2020 wachgerufen. Aber Affenpocken sind kein COVID-19 – im positiven Sinne.

Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt haben ihre Aufmerksamkeit auf einen neuen Ausbruch von Affenpocken gerichtet. Einem Virus, das normalerweise in Zentral- und Westafrika vorkommt und in den letzten Wochen in Europa und den USA aufgetreten ist – sogar bei Menschen, die überhaupt nicht nach Afrika gereist sind. Experten sind aktuell der Meinung, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass sich das Virus zu einer unkontrollierten weltweiten Pandemie ausweitet, wie es bei COVID-19 der Fall war. "Um es gleich vorweg zu sagen: Affenpocken und Covid sind nicht dieselbe Krankheit", sagte Dr. Rosamund Lewis, Leiterin des Pockensekretariats der Weltgesundheitsorganisation, in einer öffentlichen Fragestunde.

Zunächst einmal verbreiten sich die Affenpocken viel weniger leicht als COVID-19. Wissenschaftler untersuchen die Affenpocken, seit sie vor mehr als 50 Jahren erstmals beim Menschen entdeckt wurden. Die Ähnlichkeit mit den Pocken bedeutet, dass sie in vielerlei Hinsicht auf die gleiche Weise bekämpft werden können. Daher wissen die Wissenschaftler bereits, wie sich die Affenpocken verbreiten, wie sie auftreten und wie man sie behandeln und eindämmen kann – was den Gesundheitsbehörden einen großen Vorsprung bei der Eindämmung der Krankheit verschafft.

Affenpocken werden in der Regel durch sehr engen Kontakt übertragen – meist durch Haut-zu-Haut-Kontakt oder längeren körperlichen Kontakt mit Kleidung oder Bettzeug, das von einer infizierten Person benutzt wurde. Im Gegensatz dazu verbreitet sich COVID-19 schnell und einfach. Das Coronavirus kann sich einfach dadurch verbreiten, dass man mit einer anderen Person spricht, ein Zimmer teilt oder in seltenen Fällen in einem Raum ist, in dem sich zuvor eine infizierte Person aufgehalten hat. "Die Übertragung erfolgt wirklich durch engen körperlichen Kontakt, Haut-zu-Haut-Kontakt. In dieser Hinsicht unterscheidet sie sich deutlich von COVID", sagte Dr. Maria Van Kerkhove, eine Epidemiologin für Infektionskrankheiten bei der WHO.

Das klassische Symptom der Affenpocken ist ein Ausschlag, der oft im Gesicht beginnt und sich dann auf die Gliedmaßen oder andere Körperteile ausbreitet. Die Inkubationszeit vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Auftreten der Läsionen beträgt zwischen 5 und 21 Tagen. Bei den aktuellen Ausbrüchen sind einige unterschiedliche Muster zu beobachten, sagen Experten – insbesondere, dass der Ausschlag zuerst im Genitalbereich beginnt und sich möglicherweise nicht über den ganzen Körper ausbreitet. In jedem Fall verbreitet sich das Virus in der Regel durch körperlichen Kontakt mit dem Ausschlag. "Es ist nicht so, dass man im Supermarkt an jemandem vorbeigeht und sich Affenpocken holt", so Dr. Jennifer McQuiston von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Die Menschen, die am ehesten gefährdet sind, sind enge persönliche Kontakte einer infizierten Person, wie Haushaltsmitglieder oder Angehörige des Gesundheitswesens, die sie behandelt haben könnten.

Am besten isolieren

"Wir haben im Laufe der Jahre gesehen, dass es oft am besten ist, die Erkrankten zu isolieren, damit sie das Virus nicht auf enge Familienmitglieder und Angehörige übertragen können, und die Personen, mit denen ein Patient Kontakt hat, proaktiv zu überwachen, damit sie auf Symptome achten können", sagte McQuiston. Bei dieser Version des Virus erholen sich die Menschen in der Regel innerhalb von zwei bis vier Wochen, so die Wissenschaftler, und die Sterblichkeitsrate beträgt weniger als 1 Prozent.

Ein Faktor, der zur raschen weltweiten Verbreitung von COVID-19 beitrug, war die Tatsache, dass der Virus sehr ansteckend ist. Das gilt umso mehr für die Varianten, die im letzten Jahr aufgetaucht sind. Epidemiologen verweisen auf den R0-Wert einer Krankheit, d. h. die durchschnittliche Anzahl der Personen, auf die eine infizierte Person die Krankheit übertragen könnte. Damit sich ein Krankheitsausbruch ausbreiten kann, muss der R0-Wert höher als 1 sein. Bei der ursprünglichen Version von COVID-19 lag dieser Wert zwischen 2 und 3. Bei der Omikron-Variante liegt diese Zahl laut einer aktuellen Studie bei etwa 8. Obwohl die jüngste Ausbreitung der Affenpockenfälle alarmierend ist, ist das Virus laut Jo Walker, Epidemiologe an der Yale School of Public Health, weit weniger ansteckend als COVID-19. "Die meisten Schätzungen früherer Ausbrüche hatten einen R0-Wert von weniger als eins. Damit kann es zu Häufungen von Fällen, ja sogar zu Ausbrüchen kommen, die aber schließlich von selbst aussterben", so Walker. "Es könnte sich zwischen Menschen ausbreiten, aber nicht so effizient, dass es sich selbst erhalten könnte, ohne dass es ständig von Tierpopulationen wieder eingeschleppt wird. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass die Gesundheitsbehörden, einschließlich der WHO, zuversichtlich sind, dass die Zahl der Affenpockenfälle nicht plötzlich in die Höhe schnellen wird."

Da die Affenpocken eng mit den Pocken verwandt sind, gibt es bereits Impfstoffe Affenpocken und Pocken gehören beide zur Familie der Orthopox-Viren. Die Pocken, die früher jedes Jahr Millionen von Menschen töteten, wurden 1980 durch eine erfolgreiche weltweite Impfkampagne ausgerottet. Der Pockenimpfstoff ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu etwa 85 Prozent gegen Affenpocken wirksam, wobei die Wirksamkeit mit der Zeit nachlässt. "Diese Viren sind eng miteinander verwandt, und jetzt können wir all diese Jahre der Forschung, Diagnostik, Behandlung und Impfung nutzen, um die Situation zu verbessern", sagte Lewis von der WHO. Einige Länder, darunter auch die USA, haben Pockenimpfstoffe als strategische Reserve für den Fall eines Wiederauftretens des Virus gelagert. Diese können nun zur Eindämmung eines Affenpockenausbruchs verwendet werden.