Gesundheit

262 Prozent teurer! Wesentliche Arznei nun unleistbar

Der Preisanstieg bringt viele Diabetiker in finanzielle Not. Daher müssen 1,3 Millionen Betroffene in den USA das Insulin nun rationieren.

Sabine Primes
Diabetiker brauchen Insulin von außen, um ihren Blutzuckerspiegel konstant zu halten. 
Diabetiker brauchen Insulin von außen, um ihren Blutzuckerspiegel konstant zu halten. 
Getty Images

Die hohen Insulinpreise zwingen in den USA viele Diabetiker zu Einsparun­gen bei dem für einige lebenswichtigen Medikament. In einer Umfrage, deren Ergebnisse in den "Annals of Internal Medicine" veröffentlicht wurden, gab jeder 6. Patient an, im letzten Jahr schon einmal die In­sulindosis vermindert, einzelne Injektionen ausgelassen oder den Kauf des Medikaments hinausgezögert zu haben.

In den USA hat sich Insulin in den letzten Jahren deutlich verteuert. Die Listenpreise sind nach einer Untersu­chung im amerikanischen Ärzteblatt zwischen 2007 und 2018 um sage und schreibe 262 Prozent gestiegen. Die monatlichen Kosten können sich für Menschen ohne Versicherungs­schutz auf über 1.000 US-Dollar (rund 1.000 Euro) belaufen. Auch bei Privatversicherten gibt es hohe Zuzahlungen und Selbst­behalte.

Finanzielle Not

Die Kosten bringen viele Diabetiker in wirtschaftliche Nöte. Nicht wenige sehen sich gezwun­gen, beim Insulin zu sparen. Der "National Health Interview Survey" erkundigte sich im letzten Jahr erstmals nach privaten Rationierungen von Insulin. 982 Insulinanwender wurden gefragt, ob sie schon einmal eine Dosis ausgelassen, weniger Insulin als nötig injiziert oder den Kauf von Insulin hinausgezögert hätten. 16,5 Prozent der Befragten gaben an, zu mindestens eine der drei Maßnahmen gegriffen zu haben. Bei 7,6 Mio. Insulin-Nutzern haben fast 1,3 Millionen beim Insulin gespart.

Die meisten Insulinnutzer in den USA sind Patienten mit einem Typ-2-Diabetes. Bei ihnen ist das Insulin nicht überlebenswichtig. Der Verzicht führt jedoch zu einer erhöh­ten Rate von Spätkomplikationen. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes kommt es beim Verzicht auf das Insulin zu einem raschen Anstieg des Blutzuckers mit der Gefahr eines diabetischen Komas. Doch auch unter den 1,4 Millionen Typ-1-Diabetikern wurde häufig gespart: 16,5 Prozent gaben an, hin und wieder weniger Insulin zu injizieren als nötig.

Typ-1-Diabetes: Nicht genug Insulin
Typ-1-Diabetes entsteht, wenn das Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift. Betroffene benötigen deswegen meist direkt nach der Diagnose und lebenslang Insulin.
Typ-2-Diabetes: Insulin wirkt schlechter
DerTyp-2-Diabetes tritt wesentlich häufiger auf. Dabei sprechen die Körperzellen schlechter auf Insulin an. Die Folge ist, dass nicht mehr ausreichend Zucker aus dem Blut in die Zellen weitergeleitet wird und der Blutzuckerspiegel steigt. Zunächst reichen in der Regel Medikamente aus, um die Krankheit zu behandeln. Im späteren Verlauf lässt die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse oft nach, sodass Insulin gespritzt werden muss.