Gesundheit
1992 gezeugt & eingefroren: Jetzt kamen Babys zur Welt
In den USA hat eine Frau durch eine fremde Embryonenspende Zwillinge zur Welt gebracht, die vor 30 Jahren im Labor gezeugt worden waren.
Die Zwillinge Lydia und Timothy Ridgeway aus Portland, Oregon (USA) wurden am 31. Oktober 2022 geboren und sind nach Angaben des National Embryo Donation Center möglicherweise die am längsten eingefrorenen Embryonen, die jemals zu einer Lebendgeburt geführt haben.
Embryonenspende
Die frischgebackenen Eltern, Philip und Rachel Ridgeway, haben bereits vier Kinder, fühlten sich aber berufen, weitere Kinder zu bekommen. Als sie von der Möglichkeit hörten, fremde Embryos als eigene Kinder zu bekommen und großzuziehen, waren sie sofort bereit – und wollten die Embryos, die schon am längsten auf eine Familie warteten. "Uns gefiel der Gedanke, dass wir Leben retten, die in der Falle sitzen", so Vater Philip, ein 35-jähriger Softwareentwickler. Die Embryonen bekam das Paar vom National Embryo Donation Center (NEDC), einer gemeinnützigen Organisation in Knoxville, Tennessee, die gespendete Embryonen an Paare mit Kinderwunsch weitergibt.
Der medizinische Name für den Prozess, den die Ridgeways durchliefen, ist Embryonenspende.
Wenn sich Menschen einer IVF (In-vitro Fertilisation) unterziehen, können sie mehr Embryonen produzieren, als sie verwenden. Zusätzliche Embryonen können für die zukünftige Verwendung tiefgekühlt, für Forschung oder Ausbildung gespendet werden, um die Wissenschaft der Reproduktionsmedizin voranzubringen, oder an Menschen gespendet werden, die Kinder haben möchten.
In Österreich ist die Embryonenspende verboten. Hierzulande werden übriggebliebene Embryos für zehn Jahre tiefgefroren und dann entsorgt.
Übriggebliebene Embryonen für Paare mit Kinderwunsch
"Wir kannten grundlegende Informationen [über die genetischen Eltern] wie Größe und Gewicht, aber wir haben das nicht als Kriterium für die Auswahl verwendet", sagt Mutter Rachel (34). Die Ridgeways wussten auch, dass der biologische Vater (damals 50) die Embryonen mit einer Eizellenspenderin (damals 34) gezeugt und am 22. April 1992 eingefroren hatte. Fast drei Jahrzehnte lang lagerten sie in flüssigem Stickstoff bei fast 200 Grad unter Null. 2007 wurden die Embryonen dann an das NEDC gespendet, eine christliche Organisation, die kostenlos Embryonen entgegennimmt und sie Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch zur Verfügung stellt. Das Alter des Embryos sollte die Gesundheit des Kindes nicht beeinträchtigen. Wichtiger ist das Alter der Frau, die das Ei gespendet hat. Je jünger die Frau, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es überlebt.
Im Fall der Ridgeways wurden fünf Embryonen am 28. Februar 2022 aufgetaut, drei von ihnen überlebten den Prozess und wurden in Rachels Gebärmutter übertragen. Zwei entwickelten sich, was zu einer Zwillingsschwangerschaft führte. "In gewisser Weise sind sie unsere ältesten Kinder, auch wenn sie unsere kleinsten Kinder sind", fügte Ridgeway hinzu. Das Paar hat bereits vier Kinder im Alter von 8, 6, 3 und fast 2 Jahren, die alle durch IVF (In-vitro Fertilisation) oder Spender gezeugt wurden.
Unbegrenzt haltbar
"Man kann Embryonen auf unbestimmte Zeit einfrieren", erklärte Dr. Michael A. Thomas, Präsident der Amerikanischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, gegenüber "The Post". Die Geburt der Zwillinge der Ridgeways, die 29 Jahre und 10 Monate lang eingefroren waren, bricht den bisherigen Rekord eines anderen NEDC-Paares, Tina und Ben Gibson, deren Tochter Molly im Oktober 2020 aus einem 27 Jahre alten Embryo geboren wurde.