Gesundheit

Neue Impfung gegen RSV-Virus zu 75 Prozent wirksam

Ein weltweit einmaliger Impfstoff könnte Babys vor dem häufigen Wintervirus RSV schützen.

Sabine Primes
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Fällt die RSV-Infektion schwer aus, kann ein Aufenthalt auf der Intensivstation notwendig werden. 
Fällt die RSV-Infektion schwer aus, kann ein Aufenthalt auf der Intensivstation notwendig werden. 
Getty Images/iStockphoto

Für Erwachsene harmlos als einfacher Infekt mit Schnupfen, für Babys und kleine Kinder können sie aber lebensbedrohlich werden. Respiratorische Syncytial-Virus-Infektionen (RSV) sind eine der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen und Kleinkindern, sagt das Robert-Koch-Institut: "Innerhalb des 1. Lebensjahres haben 50 bis 70 Prozent und bis zum Ende des 2. Lebensjahres nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit RSV durchgemacht. Eine langfristige Immunität besteht nicht." RSV-Infektionen können dabei entweder vollkommen ohne Symptome, mit leichten Atemwegsinfektionen bis hin zu einer schweren Erkrankung der unteren Atemwege ablaufen, bei der Betroffene auch künstlich beatmet werden müssen.

Das Respiratorische Syncytial-Virus (kurz RSV) ist bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum Alter von drei Jahren der häufigste Auslöser von akuten Atemwegsinfektionen. In den ersten drei Lebensmonaten können diese besonders schwer verlaufen. Grundsätzlich können Infektionen mit RS-Viren, die vor allem in den Wintermonaten und im Frühjahr gehäuft vorkommen (Oktober/November bis März/April), jeden treffen.
Während ältere Kinder und Erwachsene in aller Regel nur leichte, erkältungsähnliche Symptome entwickeln, greifen RSV-Infektionen in den ersten Lebensmonaten leicht von den oberen auf die unteren Atemwege über. Da die Atemwege von Säuglingen relativ eng sind, werden ihre Bronchiolen und ihr Lungengewebe bei RSV-Infektionen besonders in Mitleidenschaft gezogen. Es kommt zur Entzündung der kleinen Endäste des Bronchialbaums (Bronchiolitis) und zur Lungenentzündung. Diese Gefahr nimmt mit zunehmendem Lebensalter aufgrund des Wachstums ab.

Impfung mit Antikörper

Derzeit gibt es keine einfache Vorbeugung oder Heilung, aber laut einer neuen Studie kann eine jährliche Dosis von Antikörpern schwere Infektionen abwehren, wie die "Sun" berichtet. Dr. William Muller von der Northwestern University: "Dies hat das Potenzial, einen RSV-Schutz für alle Säuglinge zu bieten, was einen Paradigmenwechsel in der Behandlung dieser Krankheit bedeuten würde."

In seiner Studie, die im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde, wurde der Impfstoff 994 Säuglingen verabreicht und die RSV-Raten mit 496 Kindern verglichen, die ein Placebo erhielten. Nur 12 der geimpften Kinder (1,2 Prozent) hatten eine Infektion, die ärztlich behandelt werden musste, verglichen mit 25 Kindern (5 Prozent) der nicht geimpften Kinder. Das entspricht einer Wirksamkeit von 74,5 Prozent für Nirsevimab. Hospitalisierung wegen einer RSV-Infektion der unteren Atemwege erfolgte bei 6 Säuglingen (0,6 Prozent) in der Nirsevimab-Gruppe und bei 8 Säuglingen (1,6 Prozent) in der Placebo-Gruppe. 

Einmal im Jahr nötig

Die Impfung mit dem Namen Nirsevimab, die von AstraZeneca hergestellt wird, wirkt, indem geklonte Antikörper direkt in den Blutkreislauf injiziert werden, um RSV zu bekämpfen, wenn es in den Körper gelangt.

Der Impfstoff verleiht keine dauerhafte Immunität, sodass er jedes Jahr verabreicht werden muss. Aber das Risiko einer schweren Erkrankung sinkt, je älter die Kinder werden. Es gibt bereits einen ähnlichen Impfstoff, der jedoch jeden Monat bis zu fünf Mal pro Jahr verabreicht werden muss und nur für Hochrisikokinder geeignet ist. Wenn Nirsevimab zugelassen wird, könnte es der erste RSV-Impfstoff sein, der für alle Babys geeignet ist.