Gesundheit

Dieser Monitor erkennt Komplikationen nach Herzinfarkt

Ein implantierbarer Monitor registriert kleinste, asymptomatische Rhythmusstörungen und übermittelt sie an ein Zentrum. 

Sabine Primes
Teilen
Der Herzmonitor: "So klein wie ein Fingernagel".
Der Herzmonitor: "So klein wie ein Fingernagel".
Medizinische Universität Innsbruck/ Bullock

Ohne jegliche Vorwarnung erleidet eine beträchtliche Zahl von Patienten in den Monaten nach einem überstandenen Herzinfarkt schwere, mitunter tödliche Komplikationen. Dies geschieht meist aus dem vermeintlichen Wohlbefinden heraus. Die Herzleistung der meisten dieser Patienten ist noch relativ gut. Gewöhnliche Nachsorgeuntersuchungen können drohende Komplikationen wie akute Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle, erneute Herzinfarkte oder Tod daher oft nicht rechtzeitig erkennen. 

Ein kleiner, implantierbarer Monitor unter der Haut erkennt bei Patienten nach einem Herzinfarkt frühzeitig Vorboten gefährlicher Komplikationen, informierte die Medizinische Universität Innsbruck in einer Aussendung. Eine Studie habe gezeigt, dass das Implantat der herkömmlichen Nachsorge deutlich überlegen ist, heißt es.

Die Studie wurde von Axel Bauer, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III an der MedUni Innsbruck, in 33 Herzzentren in Deutschland und Österreich geleitet. Das Fachjournal "Lancet Digital Health" veröffentlichte die Forschungsarbeit.

Aufzeichnung elektrischer Herz-Aktivität

Das telemedizinische Verfahren bringt offenbar wesentliche Vorteile: Das implantierbare Gerät – ein winziger Herzmonitor – spürte laut den Forschern innerhalb von 21 Monaten bei 60 von 201 Patientinnen und Patienten schwere, meist jedoch asymptomatische Rhythmus-Ereignisse auf. Hingegen konnten im Rahmen der üblichen Nachsorge im selben Zeitraum in der Kontrollgruppe, die aus 199 Herzinfarkt-Patienten ohne Telemonitoring bestand, lediglich 12 derartiger Ereignisse entdeckt werden. "Die Kernaussage ist, dass der Monitor sehr empfindlich gefährliche, jedoch asymptomatische Rhythmus-Ereignisse detektiert, die wiederum Vorboten schwerer klinischer Ereignisse sind. Schwere Probleme können somit viel frühzeitiger erkannt und Hochrisikopatienten zukünftig besser behandelt werden", erklärt Bauer.

1/4
Gehe zur Galerie
    Nachdem der 71-jährige Schwede einen plötzlichen Herzstillstand erlitt, konnte durch die schnelle Luft-Lieferung eines Defibrillators...
    Nachdem der 71-jährige Schwede einen plötzlichen Herzstillstand erlitt, konnte durch die schnelle Luft-Lieferung eines Defibrillators...
    Everdrone

    Der Monitor ist nach Angaben des Experten vor allem für die große Gruppe von Betroffenen mit einer mittleren Pumpleistung von besonderer Bedeutung, für die es bisher keine spezifischen Vorsorgemaßnahmen gebe. Der Herzmonitor sei "so klein wie ein Fingernagel". Es handelt sich dabei um ein passives Gerät, das elektrische Information des Herzens kontinuierlich über mehrere Jahre aufzeichnet. Gefährliche Rhythmusstörungen würden automatisch erkannt und telemetrisch an ein Zentrum übermittelt.

    Der Forschungsarbeit sei damit noch nicht genug getan: Zukünftige Studien müssen nun klären, inwieweit sich durch diese telemedizinische Strategie auch langfristig die Prognose der Betroffenen verbessern lasse.