Gesundheit

Frau hat sich selbst von HIV geheilt 

Das extrem seltene medizinische Phänomen passierte in Argentinien: Das Immunsystem der Frau dürfte die HI-Viren bekämpft haben. 

Sabine Primes
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Bei wechselnden Sexualpartnern sollte man regelmäßig einen Aidstest machen. 
Bei wechselnden Sexualpartnern sollte man regelmäßig einen Aidstest machen. 
Getty Images/iStockphoto

HIV und AIDS sind nach wie vor unheilbar. Einmal mit dem HI-Virus infiziert, bleibt er für den Rest des Lebens im Körper. Eine unbehandelte HIV-Infektion führt - nach einer mehrjährigen symptomfreien Phase - zu AIDS und damit zum Tod. Zehn Jahre nach der HIV-Ansteckung ist etwa die Hälfte aller Infizierten erkrankt.

AIDS ("acquired immune deficiency syndrome", übersetzt "erworbenes Immunschwächesyndrom") ist eine erworbene Immunschwächekrankheit. Sie ist das Endstadium einer HIV-Infektion. Der Erreger, das HI-Virus ("human immunodeficieny virus", übersetzt: menschliches Immunschwäche-Virus), befällt bestimmte Zellen des Immunsystems. Es wird vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, weshalb man Safer Sex mit Kondomen praktizieren sollte. Denn nur Kondome können - bei richtiger Verwendung - eine Infektion mit HIV verhindern. Eine HIV-Infektion ist noch nicht heilbar, aber inzwischen sehr gut zu behandeln. Je früher man mit der Behandlung beginnt, desto besser sind die Überlebenschancen.
Diagnostiziert wird eine HIV-Infektion mittels Bluttest auf HIV-Antikörper. Eine sichere Diagnose erst drei Monate nach der Ansteckung möglich.
Die ersten Symptome einer HIV-Infektion tauchen innerhalb von sechs Tagen bis sechs Wochen, am häufigsten aber zwei Wochen nach der Ansteckung auf. Sie ähneln einem grippalen Infekt: Kopfschmerzen, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Fieber.
Im Wiener Aidshilfe-Haus werden Aidstests anonym und kostenlos angeboten.

Die Österreichische AIDS Gesellschaft geht davon aus, dass es etwa 9.000 HIV-Infizierte Personen in Österreich gibt - das sind bei knapp 8,9 Millionen Einwohnern etwa 0,1 Prozent der Bevölkerung. Es wird geschätzt, dass knapp 10 Prozent der HIV-Infizierten nicht über ihre Infektion Bescheid wissen, weil sie noch nicht getestet wurden und somit noch keine Behandlung erhalten. 

"Esperanza-Patientin"

Die Medizin forscht mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen den lebensgefährlichen Virus. Denn wer einmal den HI-Virus hat, hat ihn für immer - oder doch nicht? Weltweit gibt es eine Hand voll Fälle, wo es gelungen ist, HIV-Infizierte zu heilen. Allerdings mithilfe medizinischer Maßnahmen. Weltweit gibt es nun zwei dokumentierte Fälle einer "natürlichen" Heilung: Loreen Willenberg und die Argentinierin. 

Wie eine in den "Annals of Internal Medicine" veröffentlichte Studie besagt, ist eine Frau in Argentinien erst die zweite dokumentierte Person, deren eigenes Immunsystem sie von HIV geheilt hat. Forscher haben die 30-jährige Mutter, bei der 2013 erstmals HIV diagnostiziert wurde, "Esperanza-Patientin" nach ihrem Wohnort in Argentinien getauft.

"Ich habe eine gesunde Familie. Ich muss keine Medikamente einnehmen und lebe, als wäre nichts passiert. Das ist schon ein Privileg", sagte die Frau, die ihren Namen nicht preisgeben wollte, gegenüber NBC News.

Die "Elite Controller"

"Die Patientin hat keine regelmäßige Behandlung für ihre Infektion erhalten, scheint aber eine seltene 'Elite-Controllerin' des Virus zu sein, die acht Jahre nach ihrer HIV-Diagnose keine Anzeichen einer aktiven Infektion und keine Anzeichen eines intakten Virus in ihrem Körper zeigt", berichteten die Forscher. "Elite-Controller" gehören zu den geschätzten 1 von 200 Menschen mit HIV, deren eigenes Immunsystem in der Lage ist, die Vermehrung des Virus ohne antiretrovirale Medikamente auf ein sehr niedriges Niveau zu drücken.

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    Im vergangenen Jahr lebten rund 9,4 Millionen Menschen mit dem HI-Virus auf der Erde, ohne dies zu wissen: Blutanalyse in einem Labor in Lausanne.
    Im vergangenen Jahr lebten rund 9,4 Millionen Menschen mit dem HI-Virus auf der Erde, ohne dies zu wissen: Blutanalyse in einem Labor in Lausanne.
    (Bild: iStock)

    "Jetzt müssen wir die Mechanismen herausfinden“, sagte Dr. Steven Deeks, ein bekannter Forscher zur Heilung von HIV an der University of California in San Francisco, der nicht an der Studie beteiligt war. "Wie kommt es dazu? Und wie können wir das therapeutisch bei jedem wiederholen?"

    "Beweis, dass es möglich ist"

    Die Co-Autoren der Studie, glauben, dass ihre Ergebnisse der Fall ein Beweis dafür ist, dass eine Heilung des Virus offenbar durch natürliche Immunität möglich ist. Bisher haben Forscher zwei weitere Menschen erfolgreich therapeutisch geheilt – in beiden Fällen durch komplexe und gefährliche Stammzelltransplantationen.

    Wissenschaftler verfolgen die Aufgabe, HIV an mehreren Fronten zu heilen - unter anderem durch Gentherapie, "Kick and Kill"-Bemühungen, um das Virus aus seinem sogenannten Reservoir zu spülen, oder "Block-and-Lock"-Methoden, um es in Zellen gefangen zu halten; und therapeutische Impfstoffe, die die Immunantwort des Körpers auf das Virus verstärken würden.

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