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"Zurück in die Türkei": Wutlehrerin entschuldigt sich

Glattauer gibt Noten: Verbannte Wut-Lehrerin entschuldigt sich, Schulschrift "Prima" räumt Preis ab. Und: Streit um Buchstaben aus dem Gemüsegarten.

Niki Glattauer
Ex-Schuldirektor Niki Glattauer schreibt für <em>"Heute"</em>
Ex-Schuldirektor Niki Glattauer schreibt für "Heute"
Sabine Hertel

Wut-Lehrerin aus Deutschklasse verbannt

Ermahnung. Nachschulung. Abzug aus der Klasse! Klar und deutlich reagierte Wiens Bildungsdirektor im Fall jener Wut-Lehrerin, die in ihre Deutschförder-Kinder ausländerfeindlich hineingerotzt hatte. ("Haben Mama oder Papa einen Job? Wahrscheinlich nicht! Zahlst du die Schule? Ich zahle alles. (…) Du kannst auch zurück in die Türkei!"). Volles Verständnis für den Frust der Kollegin, schrieb ich vor zwei Wochen, aber wer sich gegen Schüler aggressiv "aufkickln" lasse, passe besser in ein Bierzelt als in eine Schule. Inzwischen hat sich die Lehrerin im Rahmen eines Elternabends entschuldigt, sie sei "überfordert" gewesen und bereue ihre unbedachten Worte. Ob das Problem damit aus der Welt ist? Eher in der Schublade, denn die "Überforderung" Tausender Lehrerinnen bleibt, solange städtische Mittelschulen zu 100 Prozent aus Migrationshinter- und vordergründen bestehen und die einzige Lösung, die der Schulpolitik einfällt, Pausen-Sprechgebote sind.

Gesamtnote: Unbefriedigend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du HIER >>

Preis in New York! Bei uns schubladisiert?

"Heute"-Leserinnen kennen die "Causa Prima": Da gibt es in Wien jetzt eine neue, von zwei renommierten Typographen (Titus Nemeth, Martin Tiefenthaler) entwickelte Schulschrift namens "Prima", aber Minister Polaschek kann sich nicht dazu durchringen, sie österreichweit einzuführen. Der Grund, so unterstelle ich: Der Auftrag für eine moderne Schrift war nicht aus dem schwarzen Ministerium, sondern vom roten "Wiener Bildungsserver" gekommen... Nun, seit wenigen Tage ist "Prima" internationale Preisträgerin. Beim World-Contest der Typographie-Organisation TDC in New York mit Einreichungen aus 42 Ländern bekam "Prima" in der Kategorie "Single Style Typeface" einen von zwölf Preisen. Eine Art "Weltmeistertitel". Und bei uns? Seit Monaten liegt im Bildungsministerium ein Antrag der "Prima"-Entwickler auf Förderung vor, verbunden mit dem Ansuchen, die Schrift bundesweit zu "empfehlen", damit man offiziell in die Gänge kommen kann. Status: ruht.

Gesamtnote: Unbefriedigend

Beim Schreibenlernen herrscht Wildwuchs

Derzeit herrscht in Österreich beim Schreibenlernen Wildwuchs. Nachdem die 50 Jahre alte "Schulschrift ‘69" heuer per Erlass aus dem Lehr-Kanon gestrichen wurde, wird als "Lateinschrift" aktuell die "Schulschrift ‘95" empfohlen. Die meisten Volksschullehrerinnen bringen ihren Abc-Schützen jedoch Buchstaben "aus dem eigenen Gemüsegarten" bei, selbstgestrickte Hybride aus den beiden gängigen Schriften. Was daran liegt, dass sie einander in Details widersprechen und nur bedingt computertauglich sind.

"Vielleicht fällt es dem Ministerium mit dem Preis jetzt leichter, die 'Prima' zu empfehlen. Sie kann nämlich auch für digital gefertigte Arbeitsblätter optimal verwendet werden", hoffen die Designer, die inzwischen mit Workshops für Volksschullehrerinnen an den Pädagogischen Hochschulen begonnen haben. An zweien. Jenen in Wien.

Note: Nachprüfung
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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com
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