Wirtschaft

"Zur Kassa bitte" – Österreicher wollen Vermögenssteuer

Über die Parteien hinweg wollen immer mehr Österreicher Vermögende stärker zur Kasse bitten. Das zeigt eine brand-aktuelle Studie des Sora-Instituts. 

Wer sich eine solche Villa leisten kann, soll auch einen größeren Beitrag für die Rest-Gesellschaft leisten – das fordert eine überwältigende Mehrheit der Österreicher.
Wer sich eine solche Villa leisten kann, soll auch einen größeren Beitrag für die Rest-Gesellschaft leisten – das fordert eine überwältigende Mehrheit der Österreicher.
Getty Images/iStockphoto

Erst kürzlich wurde eine Studie publik, die Erstaunliches offenbarte: Sogar Wähler der ÖVP, der FPÖ sowie der Neos sind mehrheitlich für eine Vermögenssteuer. Außerdem wurde unter betroffenen Millionären eine gestiegene Bereitschaft registriert, einen größeren Beitrag für die Allgemeinheit zu leisten. Eine neue Studie vom Sora-Institut macht erneut deutlich: Eine große Mehrheit der Österreicher will Vermögen stärker besteuern. 

Sora führte zwischen Juli und September 2022 im Auftrag des arbeitnehmervertretungsnahen Momentum-Instituts eine Studie mit 2.000 Teilnehmern durch. Betriebswirtschaftslehre-Professor Leonhard Dobusch wollte damit auf "eines der relevantesten Probleme unserer Zeit, dem sich zuspitzenden Auseinanderklaffen von Arm und Reich" aufmerksam machen. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache. 

Zweifel an politischem System

Demnach sind zwei Drittel der Bevölkerung für eine Vermögenssteuer. Rund 70 Prozent sind der Meinung, dass Einkommen und Vermögen in Österreich ungerecht verteilt sind. Diese Haltung ziehe sich laut Dobusch durch alle gesellschaftlichen Schichten. Selbst unter jenen zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen sind 67 Prozent der Meinung, dass die Vermögensverteilung im Idealfall anders auszusehen hätte. 

Wenig überraschend zweifeln daher auch viele an der Funktionstüchtigkeit des politischen Systems: Nur 22 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass das politische System in Österreich funktioniere. "Die Überzeugung, dass Einkommen und Vermögen in Österreich ungerecht verteilt sind, teilen Menschen über alle Klassen hinweg. Eine Politik, die dieses Verteilungsproblem ignoriert, untergräbt damit letztlich auch die Legitimation unserer Demokratie", so Dobusch. 

Steuersenkungen gefordert

Im Rahmen der Studie wurden auch Einstellungen zu konkreten wirtschafts-politischen Maßnahmen abgefragt. 80 Prozent sprechen sich für eine Senkung der Steuer auf Lebensmittel und für Steuersenkungen für Beschäftigte aus – dies ist mit Sicherheit im Zusammenhang mit der andauernden Teuerungswelle zu betrachten. Knapp die Hälfte wiederum befürwortet die Einführung einer Erbschaftssteuer sowie klimabezogener Steuern. 

Neun von zehn Befragten treten für Lohnerhöhungen in Niedriglohn-Sektoren, sowie die Verbesserung von Arbeitsbedingungen in besonders anstrengenden Berufen ein. Was tun gegen Arbeitslosigkeit? Rund 70 Prozent sind der Meinung, dass mehr Geld für Umschulungen hier der richtige Schritt wäre. 

Arbeitslose sollen sich nicht zurücklehnen

Rund 62 Prozent wollen Arbeitslose stärker in die Mangel nehmen: Strengere Bestimmungen sollen arbeitslose Menschen schneller zurück in die Erwerbstätigkeit manövrieren. Nur 26 Prozent der obersten und 34 Prozent der untersten Klasse befürworten eine dauerhafte Erhöhung des Arbeitslosengeldes. 

Klare Einigkeit über die unterschiedlichen Sub-Gruppen hinweg zeigt sich bezüglich der Verbesserung der Bildungschancen für Kinder mit schlechten Startbedingungen: Hier brauche es dringend bessere Maßnahmen. Außerdem sollen Familien finanziell stärker unterstützt und armutsbetroffene vor Diskriminierung geschützt werden. 

Forderungen des Momentum-Instituts 

Die Ökonomen des Momentum-Instituts fordern, nicht zuletzt auf Basis der Studienergebnisse, die Einführung von Erbschafts- und Vermögenssteuern. Außerdem sollen Unternehmensgewinne stärker besteuert werden, flächendeckende Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr bereitgestellt werden, Arbeitssuchende mehr Unterstützung erhalten sowie die Etablierung eines kollektivvertraglichen Brutto-Mindestlohns von 2.000 Euro pro Monat durchgesetzt werden. 

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