Bei der Amtseinführung von Donald Trump saß Facebook-Chef Mark Zuckerberg neben anderen Tech-Größen in den vordersten Reihen. Links neben ihm: Lauren Sanchez, die Verlobte vom Amazon-Gründer Jeff Bezos, mit einem gewagten Ausschnitt. Zuckerberg konnte sich einen Blick in ihr Dekolleté nicht verkneifen. Die Bilder gingen um die Welt.
Mit seinem Verhalten steht der Milliardär nicht alleine da. Eine Studie von 2012 belegt, dass bei Frauen mit einer Sanduhrfigur der Blick von beiden Geschlechtern mehr auf Brüsten und Taille landet als im Gesicht. Bei Männern war das Verhalten stärker ausgeprägt. Auch eine Untersuchung von 2022 zeigt: Während heterosexuelle Frauen bei vollständig bekleideten Männern und Frauen eher das Gesicht und die Kleidung analysieren, schauen heterosexuelle Männer sich bei weiblichem Gegenüber eher den Körper an.
Den Grund dafür, dass gerade Brüste so viel Aufmerksamkeit bekommen, vermuten Forschende, wie Neurowissenschaftler Larry Young, in der Kindheit: Schon Babys seien auf Brüste konditioniert. Während des Stillens werden die Brustwarzen der Frau stimuliert – das regt die Oxytocin-Ausschüttung an. Das Hormon unterstützt laut Young die mütterliche Zuneigung und Aufmerksamkeit für das Kind und später auch für den Partner.
Monika Matschnig ist Expertin für Körpersprache und Wirkungskompetenz. "Es liegt in der Natur des Menschen, auf Reize aus seiner Umwelt zu reagieren. Unsere Wahrnehmung ist evolutionär geprägt und automatisch auf Signale ausgerichtet, die Attraktivität, Symmetrie und Präsenz transportieren", erklärt sie dazu gegenüber "20 Minuten".
Laut Matschnig spiegle der kurze Blick von Zuckerberg genau diesen Automatismus wider. "Sein Lächeln im Anschluss könnte man als eine Form von Unsicherheit oder Verlegenheit interpretieren. Ein neutraler Ausdruck wäre angemessener gewesen, doch Perfektion ist selten menschlich. Am Ende sind wir alle geprägt von unseren Instinkten und gleichzeitig bemüht, gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden", findet die Expertin.
Das Pokerface setzte hingegen Sanchez auf. Ob sie Zuckerbergs Blick bemerkt hat – und wie sie ihn empfunden hat – weiß nur sie selbst. Dabei kennt wohl fast jede Frau das Gefühl, angestarrt zu werden. Sexologin und Psychologin Amelie Boehm erklärt, wie man damit umgeht: "Wenn es möglich ist, darf man sich einfach aus der Situation entfernen. Man muss nicht jeder sexuellen Belästigung mutig und schlagfertig begegnen." Sie ergänzt: "Wenn Schamgefühle hochkommen oder es einem in der Situation mehr Sicherheit gibt, so zu tun, als sei nichts, ist das auch total in Ordnung."
„Man muss nicht jeder sexuellen Belästigung mutig und schlagfertig begegnen.“Amelie BoehmSexologin und Psychologin
Das eigene Wohlbefinden gehe immer vor. Will man sich wehren, hat Boehm einen Vorschlag. "Man kann die belästigende Person zum Beispiel ansprechen und fragen: 'Starren Sie gerade in meinen Ausschnitt?'" Dadurch verlagert sich die Aufmerksamkeit auf die belästigende Person. Sie ist plötzlich damit beschäftigt, eine Antwort zu geben. Lautet die Antwort einfach "ja", rät die Psychologin dazu, zu antworten: "Hören Sie damit auf, das ist sexuelle Belästigung."
Mutige wenden den "Doll Wink" oder den "Frog Blink" an: Dabei wird ein langsames, ausdrucksloses Blinzeln imitiert, das an Frösche erinnert. "Das wird der starrenden Person schnell sehr unangenehm und sie zieht sich dann meist selbst zurück."
Boehm erklärt, was grundsätzlich gilt: "Für das Verhalten einer Person ist immer sie selbst verantwortlich. Kein Kleidungsstil gibt anderen das Recht, sich abschätzig zu verhalten. Einer Frau mit wunderbarem Dekolleté kann man respektvoll begegnen. Das beweisen täglich genug Menschen."