Vor großer Krankheitswelle

"Zu wenig Gratis-Grippeimpfstoffe für ganz Österreich"

1,2 Millionen Dosen sind ausgeteilt. Doch der Andrang ist heuer enorm, vielen Ärzten sind die Spritzen längst ausgegangen.

Michael Pollak
"Zu wenig Gratis-Grippeimpfstoffe für ganz Österreich"
Mangelware Influenza-Impfstoff: Heuer ist die Impfbereitschaft stark angestiegen.
JOE KLAMAR / AFP / picturedesk.com

Die Zahlen sind hoch: Derzeit sind mehr als 250.000 Österreicher im Krankenstand (Quelle: Österreichische Gesundheitskasse). Davon liegen 63.051 wegen Grippe im Krankenbett.

Jetzt der Schock: Schon jetzt, wenige Wochen bevor die Grippewelle so richtig Fahrt aufnimmt, ist klar, haben wir zu wenig Gratis-Impfstoff. "Keine Frage, im Prinzip ist zu wenig Impfstoff bestellt", sagt Rudolf Schmitzberger zu "Heute" – er muss es wissen, er ist Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer.

Die allermeisten Ärzte haben nichts mehr

Eine Studie aus der Steiermark zeigt, wie schlimm die Lage ist: 79 Prozent der Ärzte meinen, sie haben nicht genug Impfstoff. Heuer gibt es drei Arten von Gratis-Impfstoff: einer wird nasal eingenommen (für Kinder und Jugendliche), dann gibt es einen "mit Wirkstoffverstärker" für Ab-60-Jährige und den normalen für alle Altersgruppen. Gerade vom Mittel für Kinder und für Senioren ist heuer zu wenig bestellt worden, so der Experte. Viele Ärzte klagen bereits: Auch vom allgemeinen Mittel kann man nicht mehr nachbestellen.

"Aufgrund der Bevölkerungszahl und der Altersstruktur der Bundesländer werden die insgesamt etwa 1,2 Millionen Dosen aufgeteilt", erklärt Schmitzberger, "jetzt ist das Kontigent der Bestellmöglichkeit ausgeschöpft."

Selbstbehalt hat früher Impbereitschaft gedrückt

Was allerdings unklar ist: Wie viel die einzelnen Bundesländer noch zusätzlich bestellt haben, diese Zahlen hat der Experte aus der Ärztekammer nicht. Wien etwa bestellt "sicher für die Impfstraßen extra." Aus Erfahrung lässt sich sagen. "Die anderen Länder bestellen generell nicht dazu."

Warum ist heuer der Andrang so groß? Es gibt erstmals bundesweit eine Gratis-Impfaktion. "Der leidliche Selbstbehalt ist damit weggefallen", sagt Schmitzberger. Dieser habe die Impfbereitschaft im Vorjahr "massiv gedrückt", und heuer sehe man einen weitaus höhere Impfbereitschaft.

Mit der Folge, dass eben in vielen Regionen nichts mehr da ist zum Spritzen.

Aus dem zuständigen Gesundheitsministerium heißt es gegenüber "Heute" dazu, dass heuer schon 200.000 Dosen mehr bestellt wurden als im vergangenen Jahr: "Vom bestehenden Kontingent wurden erst rund 440.000 Impfungen im e-Impfpass dokumentiert. Es ist somit noch ausreichend Impfstoff vorhanden. Der Großteil des Kontingents wurde bereits an die Impfstellen ausgeliefert und liegt somit dort, wo er gebraucht wird."

Übersicht der Impfstellenonline

Weiters der Tipp: "Bundesweit nehmen rund 5.300 Ärzte am Öffentlichen Impfprogramm Influenza teil. Sollten Hausärzte vereinzelt keine Influenza-Impfung anbieten, steht unter impfen.gv.at eine Übersicht über alle Impfstellen in den Ländern zur Verfügung."

Rudolf Schmitzberger von der Ärztekammer fordert jedoch weiterhin: "Wir brauchen mehr Impfstoffe, es müsste mehr bestellt werden und auch die Verteilung muss verbessert werden."

Auf den Punkt gebracht

  • In Österreich gibt es derzeit einen Mangel an Gratis-Grippeimpfstoffen, obwohl 1,2 Millionen Dosen verteilt wurden
  • Der Andrang auf die Impfungen ist enorm, viele Ärzte haben keine Vorräte mehr, und es wird kritisiert, dass zu wenig Impfstoff bestellt wurde, insbesondere für Kinder und Senioren
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