Ariane 6

Wien-Meidling an Bord! Start frei für Europas Rakete

Die neue Trägerrakete Ariane 6 wird kommenden Mittwoch zum zweiten Mal ins All fliegen. Beyond Gravity Austria lieferte Teile der Technik.
Lara  Heisinger
21.02.2025, 11:48

Kommenden Mittwoch wird die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 zum zweiten Mal ins All fliegen. Der Start erfolgt wie beim Erstflug im Juli vom europäischen Weltraumbahnhof im südamerikanischen Kourou. Österreichs größter Raumfahrtzulieferer Beyond Gravity Austria, lieferte die Hochtemperatur-Thermalisolation für die Raketenantriebe und einen Steuermechanismus für die Raketenoberstufe.

"Ein eigener Zugang zum Weltraum ist für Europa immens wichtig. Spitzentechnologie aus Österreich trägt wesentlich zum reibungslosen Funktionieren der europäischen Trägerrakete Ariane 6 bei", so Wolfgang Pawlinetz, Geschäftsführungsmitglied von Beyond Gravity Austria.

Über die Ariane 6 Rakete

Die Ariane 6 besteht aus drei Hauptteilen, den so genannten "Stufen", die ihre Fracht transportierten: die Booster (je nach Ausführung zwei oder vier), die untere Hauptstufe (Unterstufe) und die Oberstufe. Die Booster an der Seite der Hauptstufe sorgen für den Hauptschub beim Start. Die Oberstufe wird von einem wiederzündbaren und mit flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff betriebenen Vinci-Triebwerk angetrieben. Mit dem Triebwerk kann die Rakete mehrere Satelliten in den Weltraum bringen. Sobald alle Satelliten ausgesetzt sind, zündet das Triebwerk ein letztes Mal, um die Oberstufe in der Erdatmosphäre zu verglühen oder in eine Friedhofsumlaufbahn zu bringen, um mögliche Kollisionen mit Satelliten oder Trümmern zu vermeiden.

Hochtemperaturisolation für Unterstufe und Oberstufe

Für die Unterstufe der Trägerrakete Ariane 6 produzierte Beyond Gravity Austria die Hochtemperaturisolation bestehend aus Glas- und Keramikgewebe. Auf der Reise von der Erde in den Weltraum muss der Raketenantrieb für einige Minuten extreme Hitze von bis zu 1.500 Grad Celsius aushalten. Das ist eine Temperatur, wo Eisen zu schmelzen beginnt. Die Isolierung schützt die Abgassysteme der Rakete, um den mit Sauerstoff und Wasserstoff betriebenen Raketenantrieb.

Zudem lieferte das Unternehmen Hochtemperaturisolation für die Raketenoberstufe der Trägerrakete. Diese Isolation besteht aus Glasgewebe und Polymerfolien. Das von Beyond Gravity Austria entwickelte Glasgewebe stellt eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Keramikprodukten dar. Die Isolierung wird auf der Oberstufe der Ariane 6 in der Nähe des wiederstartbaren Vinci-Triebwerks zum Einsatz kommen. Das Triebwerk der Oberstufe kann bis zu viermal neu starten, um an verschiedenen Punkten im Weltall Satelliten auszusetzen.

Mechanismus für Oberstufe

Vom Unternehmen wurde auch ein "Kardan-Mechanismus" für die Raketenoberstufe geliefert. Der Mechanismus hilft bei der Ausrichtung des Triebwerks. Dabei muss der gerade einmal zehn Kilogramm schwere Spezialmechanismus die Schubkräfte von 15 Tonnen (vergleichbar mit der Kraft einer Diesellok) übertragen. Zudem muss der Mechanismus beim großen Temperaturgefälle (200 Grad Celsius) zwischen dem kalten Flüssiggas-Treibstofftank und der heißen Brennkammer fehlerfrei funktionieren.

Beyond Gravity Austria ist Österreichs größter Weltraumzulieferer

Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space Austria) hat seinen Sitz in Wien-Meidling und ist mit rund 50 Millionen Euro Umsatz (2023) und rund 240 Mitarbeitern das größte österreichische Weltraumtechnikunternehmen. Das Hochtechnologieunternehmen rüstet weltweit Satelliten und Trägerraketen mit Elektronik, Mechanik und Thermalisolation aus und hat eine Exportquote von rund 100 Prozent. Die Firma ist in Europa Marktführer bei Navigationsempfängern, Thermalisolation und Triebwerkssteuerungsmechanismen für Satelliten, sowie in den USA für Spezialtransportsysteme für Satelliten. Das Unternehmen produziert auch Thermalisolation für Anwendungen auf der Erde, zum Beispiel für Magnetresonanztomographen in der Medizintechnik.

Weltraumbahnhof in Kourou

Der europäische Weltraumbahnhof in Kourou in Südamerika eignet sich als sehr guter Standort für Raketenstarts, da durch die Lage an der Nähe des Äquators, die nach Osten gestarteten Raketen eine zusätzliche Geschwindigkeit durch die Erdumdrehung erhalten. Der offene Ozean im Norden und Osten ermöglicht Startflugbahnen, die nicht über bewohnten Gebieten verlaufen. Außerdem gibt es in der Region wenige bis keine Wirbelstürme oder Erdbeben.

{title && {title} } LH, {title && {title} } 21.02.2025, 11:48
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite