Unvorstellbare Qualen. Es sind jetzt schon 500 Tage vergangen, seitdem Hunderte Geiseln von Hamas-Terroristen verschleppt wurden. Auch der Österreicher Tal Shoham (39) wurde gekidnappt. Andere, mittlerweile freigelassene Geiseln, beschreiben den Horror: Sie wurden die ganze Zeit tief unter der Erde, in einem der berüchtigten Terror-Tunnel gehalten – ohne Licht, kaum Nahrung. Die meisten wurden immer wieder gefoltert.
Tal Shoham ist am 7. Oktober 2023 von Hamas-Terroristen entführt worden. Gleichzeitig fielen zehn Verwandte den Angreifern zum Opfer. Sie alle stammten aus dem Kibbuz Be'eri im Süden Israels (Shoham ist Doppelstaatsbürger), die Hamas-Schlächter verschleppten sie nach Gaza. Mit dabei auch seine Frau und die beiden Kinder. Im Zuge des ersten Geiseldeals sind die drei im November 2023 freigelassen worden.
Von dem Österreicher sind in dieser langen Zeit überhaupt keine Informationen von den palästinensischen Terroristen verkündet worden.
Jetzt brandet große Hoffnung auf. Es läuft gerade ein Geiseldeal zwischen Israel und den Terroristen. Wöchentlich wird derzeit eine kleine Gruppe von Geiseln aus Gaza freigelassen. Dafür muss Israel Hunderte palästinensische Gefangene aus den Gefängnissen freigeben. Darunter auch viele Terroristen, die Menschen getötet haben.
Die große Überraschung: Auf der Namensliste für die Geiseln, die diese Woche von den Terroristen freigelassen werden sollen, steht der Name des Österreichers. Das bestätigt die israelische Familie der Geisel - das hat "Heute" in Erfahrung gebracht.
Aus Verhandlerkreisen hieß es bisher über den Österreicher: "Es gibt berechtigten Anlass zur Hoffnung. Es ist aber vernünftig, zurückhaltend zu sein, bis dies durch die Freilassung bestätigt wird."
Mittlerweile hat auch das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu bestätigt, dass sechs "lebende Geiseln" am Samstag freikommen werden. Erzielt wurde die Freilassung nach intensiven Verhandlungen in Kairo (Ägypten), "das ist ein großer Erfolg", heißt es aus Netanyahus Büro.
Allerdings: Am Donnerstag werden die Leichname von vier verstorbenen Geiseln von den Hamas-Terroristen an Israel übergeben.
"Heute" sprach mit dem Israels Botschafter in Wien. Er sagt allgemein zu den Geiseln: "500 Tage bedeuten für viele Familien in Israel, dass sie wissen, dass ihr Leben nie wieder wie vor dem 7. Oktober sein wird, da sie nahe Angehörige verloren haben oder in Ungewissheit auf ein Lebenszeichen ihrer Angehörigen warten, die von der Hamas nach Gaza verschleppt wurden. Wir haben gesehen, wie abgemagert und gezeichnet die Geiseln von dort zurückkehren, sie erinnern uns an die dunkelste Zeit unserer Geschichte. In dieser Zeit hat Israel auch seine Resilienz und Zusammenhalt gezeigt, und darauf können wir stolz sein."
Über den Geiseldeal an sich sagte der Top-Diplomat bereits davor: "Da wir es mit blutrünstigen Terroristen zu tun haben, spaltet der Geiseldeal das Land. Die einen sagen, dass alles getan werden muss, um die Entführten zurückzubekommen. Andere wollen alle Geiseln zurück, wollen sich aber nicht von Terroristen erpressen lassen. Das ganze Land ist sich einig: Dieser Deal ist grausam und ungerecht. Niemand ist glücklich darüber, dass so viele Terroristen freigelassen werden müssen, aber die Mehrheit ist sich einig, dass es um die Geiseln und um unser aller willen getan werden muss." Es ist – das sagen viele Diplomaten – ein „Pakt mit dem Teufel".