Wien

Neuanfang – "magdas Hotel" gab Ziad (34) eine Chance

Seit 2021 leitet Ziad Rabeh die Rezeption im "magdas Hotel". Das Caritas-Projekt eröffnete am Mittwoch einen neuen Standort in der Ungargasse.

Yvonne Mresch
Seit 2021 leitet der gebürtige Syrer Ziad Rabeh das Front Office im "magdas Hotel". Für ihn war das Sozialprojekt ein beruflicher Neubeginn.
Seit 2021 leitet der gebürtige Syrer Ziad Rabeh das Front Office im "magdas Hotel". Für ihn war das Sozialprojekt ein beruflicher Neubeginn.
Sabine Hertel

Vor sieben Jahren musste Ziad Rabeh mit seiner Familie aus Damaskus flüchten, der Krieg ließ ihm keine andere Wahl. In Österreich angekommen bemühte sich der ausgebildete Buchhalter gerade um den Berufseinstieg, als er vom "magdas Hotel" hörte. Das Caritas-Projekt lässt Geflüchtete zu Gastgebern werden.

Neuer Standort im dritten Bezirk

Bei der Eröffnung des ersten Hotels im Prater 2015 sorgte das Projekt weltweit für Schlagzeilen. Anfangs nur als Pop-up geplant, folgte nun ein Umzug in die Ungargasse 38 (Landstraße). Nach zwei Jahren Bauzeit eröffnete das "magdas Hotel" in einem ehemaligen Priesterwohnhaus. Den Gästen stehen 85 Zimmer, zwei Veranstaltungsräume, ein Lokal sowie eine Kapelle zur Verfügung. 

Die Adresse hat sich geändert, die Idee bleibt, betont die Caritas: Über 80 Menschen mit Fluchthintergrund haben bisher ihre Karriere im "magdas" begonnen. So sollen Perspektiven eröffnet, Integration gefördert und der Fachkräftemangel bekämpft werden. Nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch Haftentlassene, Langzeitarbeitslose oder Personen mit Behinderungen finden bei "magdas" einen Arbeitsplatz. Am neuen Standort sind derzeit 35 Mitarbeiter aus 16 Ländern im Einsatz, darunter neun Lehrlinge.

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    Die Zimmer im neuen "magdas Hotel" in der Ungargasse.
    Die Zimmer im neuen "magdas Hotel" in der Ungargasse.
    Sabine Hertel

    Schanigarten, Photovoltaik und Recycling

    Neben dem sozialen Aspekt setzt man im Hotel auch auf Nachhaltigkeit. So wurden zahlreiche Möbel wiederverwendet, Lampen in Werkstätten der Caritas gewickelt oder Pölster von Freiwilligen aus alten Jeansstoffen aus dem "Carla" (Caritas Laden) genäht. Geheizt wird mit Erdwärme, auch eine Photovoltaikanlage ist angebracht. Anstatt Parkplätzen vor dem Fenster gibt es einen Schani- und Gastgarten, die gesetzlich vorgeschriebenen Stellplätze befinden sich im Nebenhaus. Für die Architektur verantwortlich ist die Firma "BMW Architekten" aus Wien.

    Schwertner: "Müssen Chancen erkennen"

    Für Caritas Wien-Chef Klaus Schwertner zeigt das Projekt, dass wirtschaftliches Handeln und soziales Tun nicht im Widerspruch stehen. Er betont: "Dort wo viele nur Probleme orten, im Asyl- oder Integrationsbereich, ist 'magdas' eine hausgewordene Lösung. Wo Begegnungen geschaffen werden, geschieht Integration. Man muss Chancen erkennen ohne naiv zu sein und Potentiale statt Defizite in den Vordergrund stellen. Die Menschen haben den Wunsch, einen Beitrag zu leisten und für sich selbst zu sorgen!"

    Kampf gegen Fachkräftemangel

    "magdas"-Geschäftsführerin Gabriela Sonnleitner betont: "Integration und Ausbildung sind gerade in Zeiten wie diesen auch Antworten auf den herrschenden Arbeitskräftemangel." Für AMS-Vorstand Johannes Kopf machen es "Vorzeigeprojekte" wie jenes möglich, geflüchteten Personen Qualifizierung und professionelle Praxis zu vermitteln, die am Arbeitsmarkt gefragt sind. "Das AMS unterstützt gerne derartig spannende Projekte, denn es stellt einerseits einen Beitrag zur Linderung des Fachkräftemangels dar und erleichtert andererseits geflüchteten Menschen den Eintritt in die Erwerbstätigkeit", so Kopf. 

    "'Magdas' zeigt auf eindrucksvolle Weise, was den Wiener Weg des Zusammenlebens ausmacht", freut sich auch Tourismuschef Norbert Kettner. "Aus einer spannenden Idee ist mehr geworden: Ein Ort, an dem geflüchtete Menschen in eine perspektivenreiche Zukunft blicken können, ein Vorzeigebetrieb, der Antworten auf aktuelle wirtschafts- und gesellschaftspolitische Fragestellungen liefert und ein unvergleichliches Angebot an Reisende, die ihren Wien-Besuch mit sozialem Anspruch kombinieren wollen."

    Für Ziad Rabeh bedeutete der Job bei "magdas" ein Neubeginn. Er startete als Volontär und absolvierte schließlich eine Lehre als Hotelkaufmann. Seit 2019 ist er hauptberuflich im Hotel tätig und leitet seit 2021 die Rezeption. "Ich bin wirklich dankbar, es hat mir sehr geholfen. Durch meinen Beruf bin ich in Kontakt mit Menschen gekommen und habe eine Chance bekommen."

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