Trotz 1.000-Euro-Rechnung

Zeitlimits im Lokal – Gast in Wien muss Tisch räumen

Es ist ein neues Phänomen in Wien: Man reserviert in einem Lokal einen Tisch und muss nach eineinhalb Stunden wieder gehen.
Michael Pollak
26.03.2025, 05:15

Mahlzeit! Vor ein paar Tagen berichtete "Heute", dass immer mehr Lokale in Wien Tische nur für eine sehr begrenzte Zeit hergeben. Ein Beispiel ist der beliebte Szene-Japaner Mochi in Wien-Leopoldstadt, der Tische für genau eineinhalb Stunden vergibt. Danach sollte man den Platz räumen, um den nächsten Gästen Platz zu machen. Auch der Schnitzel-Hotspot Meissl & Schadn in der Wiener Innenstadt begrenzt die Zeitspanne für eine Mahlzeit auf zwei Stunden.

Immer mehr Leser schreiben uns jetzt ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema. Linda (Name der Redaktion bekannt) etwa wollte eine preisgekrönte Pizzeria in Rathaus-Nähe besuchen. "Nach kurzer Überlegung stornierte ich meine Reservierung", schreibt sie an "Heute". Auch hier gibt es einen "Time-Slot" (Zeitfenster) von zwei Stunden, "das ist zu wenig, überhaupt dann, wenn ein Besuch aus Niederösterreich kommt, der schon im Stoßverkehr so lange nach Wien benötigt." Linda entschied sich für ein anderes Lokal, dessen Zeitfenster erst dann endet, wenn der Koch heimgeht.

Immer weiter bestellt, aber sie mussten gehen

Auch Leser Johann ist verärgert. Vor zwei Wochen besuchte er mit seiner Frau und vier Freunden ein renommiertes Ringstraßen-Hotel in Wien. Der freudige Anlass: Er und seine Frau feierten ihre Geburtstage. Es wurde gegessen und getrunken, der Konsum flaute – laut Darstellung von Johann – nicht ab: "Nach etwa 4 Stunden, wir bestellten immer noch Getränke nach, wurden wir aufgefordert, den Tisch für weitere Gäste freizugeben. Die Rechnung belief sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf 1.000 Euro!"

Beschwerde blieb unbeantwortet

Egal, die Stimmung war gut, man feierte an der Hotelbar weiter. "Nach etwa 3 Stunden wurden wir auch dort hinauskomplementiert, obwohl wir fortwährend Getränke bestellt und konsumiert hatten", beschwert sich Johann.

Seinem Ärger wollte er Luft machen, er schrieb ein Mail an den Geschäftsführer des bekannten Hotels. Noch hat er keine Antwort bekommen.

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Das Thema Time-Slots in der Gastronomie ist in den großen Metropolen der Welt längst eingeführt. In Wien ist das Phänomen relativ neu, die Zahl der Lokale, die es anwenden, wächst aber stetig. Längst werden sogar in alt-wiener Cafés wie dem Central Tische nur auf Zeit vergeben. Ewig langes Zeitung lesen oder Plaudern bei einer Melange und einem Mineral gehört zumindest hier der Vergangenheit an.

"Unnötige Unfreundlichkeit"

"Für mich eine unnötige Unfreundlichkeit den Gästen gegenüber", oder: "Dieses Time Slot Reservieren kotzt mich total an. Gibt mir als Gast sofort ein ungutes Gefühl", das sind Kommentare aus einem Onlineforum auf Reddit. Anderen Usern ist hingegen klar: "Es geht halt auch nicht, dass Leute 2 Stunden einen Tisch mit einer Tasse Kaffee blockieren."

"Wir machen es nicht gerne"

Der Sprecher der Gastronomen der Wirtschaftskammer Wien, Peter Dobcak, sagt zu "Heute": "Es zeigt, wie stark der Druck auf die Unternehmer ist, sie müssen alle Möglichkeiten ausnützen, um wirtschaftlich zu überleben." Und weiter: "Wir Gastronomen machen es ja nicht gerne, selbstverständlich wollen wir unsere Gäste verwöhnen, aber am Ende siegt die Betriebswirtschaft."

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