Steuerlast auf Genussbranche

Steuern auf Trinkgeld? Wiener Gastronomen reicht es!

Gastronomen ächzen unter den Folgen von Lockdown und Energiekrise. Nun sollen sie auch noch eine Steuer auf Trinkgeld stemmen. Der Branche ist sauer.
Wien Heute
24.03.2025, 14:08

Eine Welle der Empörung geht durch die Branche, seit die Diskussion über die Besteuerung von Trinkgeldern aufgekommen ist. In der österreichischen Gastronomie wurde das Thema mit Wut und Unverständnis aufgenommen. Wie die WKO mitteilte, sei die Branche sehr verunsichert, seit wiederholt Meldungen die Runde machten, wonach die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) bei Betriebsprüfungen einen Schwerpunkt auf Trinkgelder lege und teils hohe Nachzahlungen einfordere.

Gastro-Sparten-Obmann Mario Pulker fordert: "Trinkgelder müssen steuer- und abgabenfrei bleiben". Auch prominente Betreiber von Hotels und Restaurants beziehen nun Stellung. Da das Trinkgeld immer öfter mit der Karte bezahlt wird, hat es eine größere Sichtbarkeit in den Bilanzen erlangt.

Steuer stört den Dialog zwischen Gast und Gastronom

Das Trinkgeld habe eine ganz besondere Funktion im Dialog zwischen Gast und Gastronom. Wer diesen Dialog mit Steuern störe, der müsse mit weitreichenden Konsequenzen rechnen. Nicht zuletzt mangele es dieser Steuer-Diskussion an Respekt gegenüber der Realität in der Branche, findet "Am Hof 8"-Chef Hans-Peter Ertl.

Besteuerung trifft die Branche mitten ins Herz

Weiter sagte Hans-Peter Ertl, Chef des Lokals "Am Hof 8" in Wien: "Wir erleben jeden Tag, wie viel Einsatz, Detailverliebtheit und Menschlichkeit es braucht, um ein echtes Gast-Erlebnis zu schaffen". Genau deshalb treffe eine solche Diskussion über die Besteuerung die Branche mitten ins Herz.

Das Trinkgeld sei schließlich kein Bonus, so der Gastro-Profi. Es sei der Ausdruck echter Anerkennung, ein unverfälschtes Signal vom Gast an den Gastgeber. "Es ist der Applaus nach einer großartigen Vorstellung. Und wenn man diesen Applaus besteuert, braucht man sich nicht wundern, wenn irgendwann niemand mehr auftritt."

Steuer schreckt gute Fachkräfte ab

Die Branche habe schon sehr lange damit zu kämpfen, gutes Personal zu finden. Als eine langfristige Folge einer Trinkgeld-Steuer könnte sich die Personalnotlage weiter verschärfen. "Wir kämpfen ohnehin schon täglich darum, gute Leute in der Branche zu halten. Wenn wir ihnen auch noch die letzte Form von Wertschätzung nehmen, verliert die Branche das, was sie besonders macht", so Ertl.

Es brauche statt neuer Hürden endlich mehr Respekt. Respekt für die Realität in Küche, Service und Bar – und für die Menschen, die diese Branche trotz aller Herausforderungen jeden Tag mit Leben füllen, so der Wunsch von Hans-Peter Ertl. Wer das Trinkgeld beteuere, so Ertl, "besteuert die Seele der Gastronomie."

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