Zeitlimits bei Reservierung

"Kotzt mich an!" – Tisch im Lokal für nur 1,5 Stunden

Aus mit der Wiener Gemütlichkeit? Immer mehr Restaurants vergeben ihre Tische nur mehr für bestimmte Zeitfenster.
Michael Pollak
21.03.2025, 15:09

Es ist ein schleichender Trend, doch er wird immer sichtbarer. Unter dem Namen "Time-Slots" (auf Deutsch: „Zeitfenster“) vergeben mehr und mehr Lokale Tische nur mehr auf Zeit. Schon bei der Online-Reservierung werden die einzelnen Zeitfenster angezeigt. Was früher aus den Weltmetropolen New York oder Paris bekannt war, etabliert sich jetzt in Wien.

Wer also etwa eines der berühmten Schnitzel im Meissl & Schadn am Schubertring in Wien essen will, bekommt den Tisch für maximal zwei Stunden zur Verfügung gestellt, so die Information bei der Reservierung. Das Gleiche gilt bei der Pizzeria Via Toledo in Wien-Josefstadt oder beim Szene-Japaner Mochi auf der Praterstraße. Wobei: Hier ist das Zeitlimit noch strikter: eineinhalb Stunden darf man sitzenbleiben. Dann – wenn es nach dem Gastgeber geht – sollte der nächste Kunde schon Platz nehmen können.

Trend auch im Kaffeehaus

Mittlerweile haben auch einige der berühmten alt-wiener Kaffeehäuser umgestellt. Wer ins weltbekannte Café Central will, muss seine Melange und den Apfelstrudel unter "Zeitdruck" zu sich nehmen. Was früher ging – beim kleinen Braunen einen Nachmittag lang sitzenbleiben und Leitungswasser kostenlos nachgeschenkt bekommen – gehört wohl der Vergangenheit an. Bei einem Anruf im Café Central erfahren wir, eineinhalb Stunden sind das Limit.

In Onlineforen wird das Thema heiß diskutiert. Auf Reddit etwa: "Für mich eine unnötige Unfreundlichkeit den Gästen gegenüber." Oder: "Dieses Time Slot Reservieren kotzt mich total an. Gibt mir als Gast sofort ein ungutes Gefühl." Anderen ist klar: "Es geht halt auch nicht, dass Leute zwei Stunden einen Tisch mit einer Tasse Kaffee blockieren."

"... um wirtschaftlich zu überleben"

Peter Dobcak, Gastrosprecher der Wirtschaftskammer Wien sagt zu "Heute": "Es zeigt, wie stark der Druck auf die Unternehmer ist, sie müssen alle Möglichkeiten ausnützen, um wirtschaftlich zu überleben."

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Der Kostendruck für Lokal-Betreiber ist enorm. Tische gleich mehrmals pro Abend mit hungrigen Gästen besetzen, soll Abhilfe schaffen.

"immer schwer, sich an neue Sachen zu gewöhnen"

Wobei der Experte relativiert: "Nur ein geringer Teil der Lokale setzt Time-Slots ein." An die Konsumenten gerichtet: "Es ist immer schwer, sich an neue Sachen zu gewöhnen, aber schließlich haben viele mittlerweile auch akzeptiert, dass Leitungswasser Geld kostet."

Zum Abschluss sagt er noch: "Wir Gastronomen machen es ja nicht gerne, selbstverständlich wollen wir unsere Gäste verwöhnen, aber am Ende siegt die Betriebswirtschaft."

{title && {title} } POM, {title && {title} } Akt. 21.03.2025, 15:42, 21.03.2025, 15:09
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