Niederösterreich
Wirtshausprämie! Für Schnitzel Ja und für Kebab Nein
Die von VP und FP angekündigte Wirtshausprämie schmeckt nicht allen: Denn nicht alle werde das Zuckerl erhalten. Es hagelte auch Kritik.
Die "Wirtshausprämie", die im schwarz-blauen Koalitionsprogramm mit nur wenigen Zeilen Beschreibung verlautbart worden ist, entzweit nun die Geschmäcker. Unter dem Punkt "Tourismus und Gastronomie" steht wörtlich: Unterstützung des Erhalts der nö. Wirtshauskultur. Voraussetzung ist, dass der neue Wirt ein traditionelles und regionales Speisenangebot ausweist.
10.000 Euro
"Heute" fragte nach: "Heißt das, dass das Schnitzel aus der Region gefördert wird, aber Kebab und "Acht Schätze" nicht?" Im Groben "Ja", heißt es von den beiden Parteien, als Summe wurde rund 10.000 Euro genannt und das Vorbild Tirol.
Im Internet hatte die "Wirtshausprämie" am Wochenende für viel Diskussionsstoff und teils auch deftige Kritik und Spott gesorgt.
VPNÖ-Klubchef Jochen Danninger steht indes dahinter: "Im Jahr 2019 hat die Schwarz-Grüne-Landesregierung in Tirol eine solche Prämie unter der Bedingung einführt, dass die geförderten Wirtshäuser über ein traditionelles und regionales Speisen- und Getränkeangebot verfügen. Kritik, dass die Schwarz-Grüne-Regierung in Tirol Kebap-Stände benachteiligen würde, ist mir keine bekannt. Hier messen die Kritiker mit zweierlei Maß: Eine Wirtshaus-Prämie unter grüner Regierungsbeteiligung gilt als innovativ, während dieselbe Maßnahme in Niederösterreich für manche einen Angriff auf die Multikulti-Küche darstellt. Das ist einfach lächerlich. Wir erachten das Tiroler Modell jedenfalls als sinnvolle Maßnahme zum Erhalt der heimischen Wirtshauskultur und haben die Prämie auch deshalb in das niederösterreichische Arbeitsübereinkommen aufgenommen"; so der Politiker.
"Eine Wirtshausprämie mit grüner Regierungsbeteiligung ist innovativ, während dieselbe Maßnahme in NÖ ein Angriff auf die Multikulti-Küche darstellt. Lächerlich", so der VPNÖ-Klubchef Jochen Danninger.
"Es ist nämlich nicht von der Hand zu weisen, dass die Wirtshauskultur in Niederösterreich in Gefahr ist", führt der VPNÖ-Klubobmann weiter aus. Heute gäbe es noch 1.339 aktive Gasthäuser in Niederösterreich, das wären 33 Prozent weniger als im Jahr 2000. Die Rückgänge bei den Gasthäusern sind ein langfristiger Trend, der laut Wirtschaftskammer in Niederösterreichs bereits seit den 1980er Jahren stattfindet. "Hier wollen wir gegensteuern und in Gemeinden, wo es aktuell kein Wirtshaus gibt und die Verpflegungssituation gefährdet ist, eine Prämie an den Wirt oder die Wirtin auszahlen, sofern sie das Wirtshaus ganzjährig betreiben und ein traditionelles und regionales Speisen- und Getränkeangebot anbieten."
"Grundgedanke dieser Prämie ist es, dass Wirtshäuser gerade in den ländlichen Regionen Niederösterreichs soziale Treffpunkte sind und somit einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten können. Das Wirtshaus gehört zu Niederösterreich wie die Marille zur Wachau", führt Danninger weiter aus und ergänzt: "Unsere Experten versichern uns, dass diese Regelung rechtlich machbar ist und wir unsere traditionelle Wirtshauskultur fördern können. Daher wird die neue Landesregierung diese Prämie auch rasch umsetzen." Die genaue Ausgestaltung der Prämie, sowie die Höhe und wann sie erstmals zur Anwendung kommt, ist noch offen.
"Aufgabe der Politik, Wirtshaus zu pflegen"
Udo Landbauer (FP) stärkt dem künftigen Koalitionspartner den Rücken: "Ich sehe es als Aufgabe der Landespolitik, die Wirtshauskultur zu pflegen und gezielt zu fördern. In den letzten Jahren mussten so viele Wirte zusperren, weil sie von der Politik im Stich gelassen wurden. Jetzt muss es endlich wieder bergauf gehen. Mit der Wirtshaus-Offensive in Niederösterreich schaffen wir eine echte Perspektive." Die Wirtshausprämie haben die Freiheitlichen schon 2019 gefordert. "Jetzt können wir das endlich umsetzen. Es macht einen Unterschied, wenn von der Suppe über den Schweinsbraten bis zur Mehlspeise alles selbst gekocht wird und noch dazu regionale Produkte verarbeitet werden. Fast-Food Ketten und Kebab-Stände sind von der Wirtshausprämie selbstverständlich ausgenommen. Das hat ja nichts mit Kochen zu tun", so Landbauer.
"Fast-Food Ketten und Kebab-Stände sind von der Wirtshausprämie selbstverständlich ausgenommen. Das hat ja nichts mit Kochen zu tun“, sagt FPNÖ-Chef Udo Landbauer.
Im geförderten Wirtshaus sollen traditionelle und regionale Speisen angeboten werden und es sollte zumindest mehrere Tage in der Woche geöffnet haben. "Bevor das letzte Wirtshaus im Ort zu sperrt, soll das Land einspringen und die Übernahme und Neueröffnung schmackhaft machen.
Mit einer Übernahmeförderung kann das unbürokratisch abgewickelt werden. Den Wert von einem Wirtshaus in der Gemeinde kann man gar nicht beziffern, weil es so viel mehr ist als nur ein Lokal. Das ist der Treffpunkt für Jung und Alt, für Familien und Vereine. Dazu gehört auch der Stammtisch, wo noch ein freier Meinungsaustausch gepflegt wird. Das darf nicht verloren gehen", so Landbauer.