"Furcht vor Überfremdung"

Wirtschafts-Experte wütet – "dass niemand auszuckt"

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer, kritisiert die Regierung scharf und fordert mehr Maßnahmen gegen den akuten Fachkräftemangel.

Newsdesk Heute
Wirtschafts-Experte wütet – "dass niemand auszuckt"
WKÖ-Chef Harald Mahrer fordert mehr Fachkräfte für Österreich.
Helmut Graf/Tageszeitung Heute

Es herrscht in Österreich eine "tief sitzende Furcht vor Überfremdung in diesem Land", ortet Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer in einem Interview mit dem "Kurier". Der WKO-Präsident fordert 50.000 bis 70.000 Rot-Weiß-Rot-Karten gegen den Fachkräftemangel, vorgesehen seien dagegen nur (mindestens) 15.000 jährlich bis zum Jahr 2027. "Jetzt nimmt man ein Instrument wie die RWR-Karte und versieht sie mit der Zahl von 15.000, in der Hoffnung, dass niemand auszuckt", so Mahrer.

"Damit unser Land weiter so funktioniert, wie wir es gewohnt sind, brauchen wir 50.000 bis 70.000 Rot-Weiß-Rot-Karten", sieht es dagegen der WKO-Präsident. Es brauche deutlich mehr solcher Arbeitserlaubnisse für Drittstaatenangehörige. "Wenn ich weiß, dass ich 200.000 offene Stellen habe und wegen der älter werdenden Gesellschaft in den nächsten 15 Jahren zusätzlich 300.000 Arbeitsplätze brauchen werde, dann kann ich das nicht ausblenden", fordert Mahrer die Regierung zum Umdenken auf.

Wir müssen uns um jene bemühen, die mit ihren Familien nach Österreich kommen wollen, um hier zu arbeiten und zu leben und nicht die Hand aufzuhalten
Harald Mahrer
Präsident der Wirtschaftskammer Österreich

Als Vorbild sieht Mahrer Österreichs Nachbarland Deutschland, wo kurzfristig das "Westbalkan-Kontingent verdreifacht" worden sei, "um diese Menschen ins Land zu holen". "Auch wir sollten diese Menschen einladen, Teil des Arbeitsmarkts zu werden. Gleichzeitig müssen wir uns um jene bemühen, die mit ihren Familien nach Österreich kommen wollen, um hier zu arbeiten und zu leben und nicht die Hand aufzuhalten", so der Wirtschaftskammer-Präsident laut Bericht. 

Zeitgleich wurden neue Asylzahlen bekannt. Im September 2023 haben 98.240 Menschen in einem der 27 EU-Länder erstmals um Asyl angefragt. Das sind zehn Prozent mehr als im September 2022 (89.370), wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag mitteilte. Österreich verzeichnete im September 2023 die höchste Anzahl an Erstanträgen pro Kopf (87,6 Antragsteller pro Hunderttausend Einwohner), gefolgt von Zypern (79,3). Bei unbegleiteten Minderjährigen lag Österreich EU-weit an dritter Stelle.

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