ORF-Elefantenrunde eskalierte

Wilder TV-Streit: "Sie verzapfen absoluten Irrsinn"

Bei der ORF-Diskussion der Spitzenkandidaten nach der ersten Trendprognose kam es zu wilden Schreiduellen. FP-Mann Vilimsky brachte alle aus der Ruhe.

Newsdesk Heute
Wilder TV-Streit: "Sie verzapfen absoluten Irrsinn"
Bei der ORF-Diskussion der Spitzenkandidaten im Europahaus nach der ersten Trendprognose stand Lena Schilling (Grüne) auf einem Podest – sie ist viel kleiner als die anderen.
Helmut Graf

Ungewöhnlich für die erste Diskussionsrunde der Spitzenkandidaten nach einer Wahl: Die traditionelle ORF-Elefantenrunde im Europa-Haus nach der ersten Trendprognose artete in wilde Streitereien aus. Ganz nach dem Prinzip: Nach der Wahl ist vor dem nächsten Urnengang, schien der Wahlkampf munter weiterzugehen.

Der Beginn verlief noch nach Protokoll – alle dankten ihren Wählern und zogen kurz Bilanz auf Basis des Ergebnisses aus der Trendprognose.

Harald Vilimsky (FPÖ), der mit den Blauen erstmals bundesweit Platz 1 holte, dankte seinem Team und Parteiobmann Herbert Kickl dafür, dass er kandidieren durfte. "Der Erfolg gehört uns allen und nicht nur einem."

Reinhold Lopatka (ÖVP) bezeichnete das Ergebnis als "bitter". Die Chance sei aber riesig, das schon im Herbst (bei der Nationalratswahl) wieder gut zu machen. Das eigene Mandatsziel um eines verfehlt zu haben "tut weh".

Andreas Schieder (SPÖ) zeigte sich sichtlich zerknirscht, konnte noch keine konkrete Fehleranalyse anstellen. Bei der Frage, warum die Roten nicht mehr geholt hätten, ging er sichtlich in Saft: "Wenn ich's wüsste, hätte ich es anders gemacht."

Harter Schlagabtausch zwischen FP-Vilimsky und SP-Schieder (r.).
Harter Schlagabtausch zwischen FP-Vilimsky und SP-Schieder (r.).
Helmut Graf

Lena Schilling (Grüne) sagte, das ihr geschenkte Vertrauen mache sie "wirklich, wirklich glücklich". Im Krisenmanagement der Grünen seien natürlich auch Fehler gemacht worden, in einer nie dagewesenen Situation sei das aber nicht überraschend. Jetzt freue sie sich drauf, im EU-Parlament für Klimagerechtigkeit und ein demokratischeres Europa zu kämpfen.

Helmut Brandstätter (NEOS) wollte sich "dieses hervorragende Wahlergebnis sicher nicht schlechtreden lassen" – angesprochen darauf, dass manche Prognosen den Neos noch mehr als 10,5 % zugetraut hätten.

Weiter so, Kollege Lopatka, dann sind Sie bald aus dem Parlament draußen
Harald Vilimsky
FPÖ-Spitzenkandidat

Nach den Eingangsstatements war's das aber weitgehend mit der besinnlichen Stimmung im TV-Studio. Insbesondere zwischen Schieder und Vilimsky, die sich auch noch einen Tisch teilen mussten, flogen die Fetzen.

Auch ÖVP-Spitzenkandidat Lopatka ließ sich von Vilimsky aus der Ruhe bringen. Der Blaue hatte zum Thema möglicher Koalitionen mit FPÖ-Chef Kickl nach der Nationalratswahl angemerkt, sowohl ÖVP-Boss Nehammer als auch SPÖ-Vorsitzender Babler würden wohl nach der Nationalratswahl andere Jobs haben und nicht mehr mitverhandeln. "Sie können Fahndungslisten erstellen oder was Sie wollen – aber wer für die ÖVP Spitzenkandidat wird, das können Sie hoffentlich nie entscheiden", wurde Lopatka laut. Vilimsky unterbrach: "Weiter so, Kollege Lopatka, dann sind Sie bald aus dem Parlament draußen."

Die FPÖ in die Regierung zu holen, sei bisher jedes Mal in einem Mega-Skandal geendet, so Schieder. Er und Vilimsky gerieten vollends aneinander, als sie sich gegenseitig Korruption vorwarfen.

Wie komm ich dazu, mir das anzuhören
Helmut Brandstätter
Neos-Spitzenkandidat zu FP-Mann Vilimsky
Neos-Mann Brandstätter (r.) reicht es sichtlich.
Neos-Mann Brandstätter (r.) reicht es sichtlich.
Helmut Graf

Helmut Brandstätter kam dann auf das Thema Russland und Verfassungsschutz, den die FPÖ ruiniert habe. Das brachte Vilimsky auf die Palme "Was nehmt ihr zu Euch in Eurer Neosphäre?", bellte er den pinken Kandidaten an: "Das ist ja absoluter Irrsinn, was Sie da verzapfen." "Wie komm ich dazu, mir das anzuhören", ist Brandstätter wütend, als Vilimsky ihn weiter provoziert. Einige waren sich beide nur darin: "Hoffentlich sind Sie bald weg", wünschten sie sich gegenseitig.

Lustiges Detail am Rande: Lena Schilling stand bei der Diskussion auf einem Podest, da sie sehr viel kleiner ist als die anderen Kandidaten.

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    Die EU-Spitzenkandidaten am Weg zur Wahlurne.
    Die EU-Spitzenkandidaten am Weg zur Wahlurne.
    Material: APA-Picturedesk
    red
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