Was die Umfragen vorhergesagt hatten, ist am Wahltag tatsächlich eingetreten: Die FPÖ geht eindeutig als stärkste Partei aus der Wahl hervor. Polit-Experte Peter Hajek hat die Motive der Wähler der einzelnen Parteien analysiert.
"Die FPÖ-Wähler hatten es am leichtesten", so Hajek: Sie seien von der eigenen Partei fest überzeugt, hätten mit "Asyl" und "Ausländer" ein hochemotionales Thema und wollten der Regierung oder dem "System" einen Denkzettel verpassen. Interessant: Harald Vilimsky war den freiheitlichen Wählern nicht wichtig. Hajek: "Wie die ersten Wählerströme auf Basis der Wahltagsbefragung zeigen, konnte die FPÖ viele Wähler aus dem Nichtwählerlager und aus der türkisen ÖVP mobilisieren."
Für Peter Hajek hat "die SPÖ die Pflicht erfüllt": "Die Stammwähler wurden mit dem Evergreen soziale Gerechtigkeit und Vertrauen nach Hause gespielt." Nach Meinung des Polit-Experten hat die SPÖ von der Affäre um Lena Schilling profitiert - ohne sie hätte es die Wählerzuflüsse zur SPÖ hin nicht gegeben...
"Einzig Spitzenkandidat Lopatka kann ein bisschen aufzeigen", analysiert Hajek, der die ÖVP-Gefolgschaft als "klassisch Stammwähler-geprägt" sieht.
Die Neos tun sich in EU-Wahlkämpfen leicht, so Hajek, weil man eine klare Pro-Europa-Haltung verfolge. "Spitzenkandidat Helmut Brandstätter dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben, das liegt auf Platz 4 bei den Wahlmotiven", erklärt Hajek. Die Neos profitierten davon, dass ehemalige Grün- und ÖVP-Wähler zu ihnen übergelaufen sind.
Für die Grünen Wahlmotive sei eine Befragung eigentlich gar nicht nötig, scherzt Hajek: "Klimaschutz, what else?" Und: "Die Causa Schilling hat geschadet, aber es gab auch Solidarisierungseffekte, wie sich anhand des Motivs ,Junge Frau an der Spitze, frische Ideen' zeigt."
Nur jeder zehnte Wähler hat sich laut Befragung von der Affäre um Lena Schilling beeinflussen lassen. Hajek: "Signifikant davon profitiert haben NEOS und SPÖ. Bei einem Teil der Grün-Wähler dürfte es einen ,Jetzt erst recht'- Effekt ausgelöst haben."
Für die meisten Parteien sieht Hajek schwarz: "Während 7 von 10 blauen Wählern die FPÖ auch im Herbst wählen wollen, sind das bei SPÖ und ÖVP nur jeder Zweite, bei den Grünen 4 von 10 und bei NEOS gar nur jeder Vierte."