Österreich
Wienerin: "Landete wegen Ex auf der Intensivstation"
Für die Wiener Ärztin Renate P. (Name geändert) begann mit der Hochzeit ein Kreislauf von psychischer Gewalt und Streit um das gemeinsame Kind.
Die Feiertage verliefen für viele Frauen auch heuer wieder alles andere als friedlich. Häusliche Gewalt nimmt häufig zu, wenn Paare und Familien zwangsläufig mehr Zeit miteinander verbringen müssen, das zeigten die ersten Lockdowns deutlich. Auch Renate P. erlebte in ihrer Ehe schwere Übergriffe in Form von Psychoterror. "Kaum waren wir verheiratet, hat mir mein Ex-Mann das Leben zur Hölle gemacht", erzählt die Medizinerin in "Heute".
"Er hat mich von Freunden abgeschnitten, mich bei Einladungen unmöglich gemacht und mich alles zahlen lassen. Er war ständig grantig und hatte null Respekt vor meiner Arbeit und meinen Patienten." Dann wurde die Wienerin schwanger und die gemeinsame Tochter erschwerte die Beziehung noch mehr. "Er war total eifersüchtig auf unser Baby und hat sich kaum darum gekümmert."
"Massive psychische Gewalt"
Ihr Ehemann brachte Renate P. sogar soweit, dass ihr Blutdruck gefährlich in die Höhe schnellte und sie deshalb akut ins Spital musste. "Ich landete wegen meinem Ex-Mann auf der Intensivstation. Ich war massiver psychischer Gewalt ausgesetzt", blickt sie auf den Tiefpunkt ihrer Beziehung zurück. Die Mittvierzigerin reichte nach zwei Jahren Beziehung und einem Jahr Ehe die Scheidung dann ein.
Doch die psychische Gewalt hörte damit nicht auf. "Der Vater meines Kindes hat mir ständig Steine in den Weg gelegt: Er hat mich verleumdet, angezeigt und versucht, mein Leben weiter zu kontrollieren. Ich habe durch ihn einen finanziellen Schaden von etwa 250.000 Euro erlitten." Renate P. erkämpfte die alleinige Obsorge, dennoch sagt sie ganz klar: "Ich wäre ohne Kind schon lange draußen aus diesem Albtraum." Bis zum 14. Lebensjahr des gemeinsamen Kindes gibt es kaum eine Chance für Mütter, Entscheidungen ohne den gewalttätigen Ex zu treffen.
"Rate lieber zur Samenspende"
Die Ärztin zieht nach Jahren der Qual nun eine bittere Bilanz: "Ich habe ihn aus Vernunft geheiratet, weil ich eine Familie gründen wollte. Im nächsten Leben würde ich in dieser Situation lieber 'Single bei Choice' sein. Ich rate allen Frauen in einer ähnlichen Situation lieber zur anonymen Samenspende." Gerade für Top-Medizinerinnen sei es durch ihre lange Ausbildung, sowie die vielen Arbeits- und Überstunden gar nicht einfach, einen Partner zu finden und rechtzeitig ein Baby zu bekommen.
Renate P., die sich beim Verein Fema Hilfe für ihren Sorgerechtsstreit holte, wünscht sich von der Politik, Alleinerzieherinnen und Kinder nach Gewaltbeziehungen besser zu unterstützen. "Mütter sind vor Gericht gezwungen, die Väter schönzureden. Das muss aufhören. Ich fordere auch, dass das Besuchsrecht an Alimente geknüpft wird." Laut Statistik sollen Ärztinnen durch Gutachter besonders häufig diskreditiert werden und ihre Kinder in hohem Maße beim Kindesvater landen, selbst wenn der aktenkundig gewalttätig ist, weiß sie zu berichten.
Zusätzlich hart getroffen hat Renate P. auch das "Victim Blaming", das sie in Form von institutioneller Gewalt erfahren musste. "Ich habe vor Gericht gesagt bekommen: Sie haben ihn sich schon ausgesucht. Das ist schon bitter."
Wer Hilfe braucht, kann sich neben dem Fema-Telefon +43 676 77 21 606 auch an folgende Einrichtungen wenden:
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Gewaltschutzzentren: +43 1 585 32 88