Genuss
Wiener Kult-Heuriger sperrt für immer seine Tore
"Selbst, wenn wir gewollt hätten, wir hätten nicht weitermachen können." Wehmütig blickt Thomas Eberl auf fast 26 erfolgreiche Heurigen-Jahre zurück. Nach dem neuerlichen Lockdown in Österreich wird er die Türen des Eckhauses in der Iglaseegasse 41 im Herzen von Döbling nicht mehr aufsperren. Eberl und seine Ehefrau Anne gehen in die wohlverdiente Pension - und eines möchte er an dieser Stelle klarstellen: "Wir sind kein Corona-Opfer! Wir sind mit dem blauen Auge davon gekommen."
Doch an einem ist der Virus sehr wohl schuld: Aufgrund des dritten Lockdowns musste der Heurige "Zum Eberl" schon einen Monat früher schließen als gewollt. "Es war immer geplant, dass wir mit Ende des Jahres in Pension gehen, aber natürlich nicht so, wie es jetzt zustande gekommen ist. Den Abschied haben wir uns ganz anders vorgestellt und es tut uns im Herzen weh, dass wir uns von unseren Stammgästen nicht standesgemäß verabschieden konnten."
Heurigensterben
Schade ist für Thomas Eberl auch, dass er nun nicht - wie eigentlich gedacht - endlich einmal auf der anderen Seite des Tresens stehen kann. Der gebürtige Döblinger selbst war nur der Pächter. Der Eigentümer hat in kurzer Zeit öfter gewechselt und der aktuelle Besitzer hat offenbar kein Interesse an einem Heurigen. Wohl werden auch hier, wie an so vielen ehemaligen Heurigen-Standorten, Luxuswohnungen entstehen.
"Die Zeit kann man nicht aufhalten", sagt Eberl mit trauriger Stimme in Bezug auf das Aussterben der Heurigenkultur. "Die Heurigen haben ihren Teil zur Lebensqualität in diesem Bezirk beigetragen und haben ihn so beliebt gemacht." Dennoch bleibt er optimistisch: "Irgendwann wird jemand wieder auf die Idee kommen und einen Heurigen eröffnen, auch, wenn das Ortsbild nicht mehr das gleich sein wird. Schließlich hatte früher einmal in Sievering jedes zweite Haus ausg'steckt."
Zeit mit Enkerln genießen
Jetzt denkt Herr Eberl aber erst einmal an eine "aufregende, schöne und lustige Zeit zurück". "Ich bereue nicht, damals diesen Schritt gewagt zu haben", so der zweifache Opa, der sich auf die viele Zeit mit seinen Enkerln freut. "Was ich bei den eigenen Kinder verpasst habe, kann ich jetzt bei den Enkerln nachholen."
Als das Ehepaar den Heurigen vor fast 26 Jahren übernommen hat, war der Sohn gerade einmal vier Jahre alt. Da Thomas und Anne Eberl Tag und Nacht gearbeitet haben, waren sie froh über die Oma, die gerne auf die Kinder aufgepasst hat.
Und noch etwas gibt es, auf das er sich - nach dem Lockdown - freut: "Endlich auch einmal Gast bei einem Heurigen zu sein."
Flohmarkt
Davor muss allerdings noch einiges aus Eckhaus an den Mann und die Frau gebracht werden: Mobiliar, Kaffeelöfferln, Kombidämpfer, jede Menge Dekomaterial, Pflanzen und auch Getränke. Der Flohmarkt wird nach dem Lockdown, vermutlich Ende Jänner stattfinden. Alle Infos: heurigerzumeberl.eatbu.com