Hitziges Duell
Wiener Kebab-König schießt im TV gegen deutschen Döner
Sonntagabend gab der Wiener Kebab-Boss Ferhat Yildirim sein deutsches TV-Debüt. Bei "Stern TV" befürwortete der Unternehmer ein EU-Siegel für Döner.
Strenge Fleisch-Regeln, Vorschriften für die Marinade, keine nicht-tierischen Eiweiße und vieles mehr: Die Internationale Döner-Föderation aus Istanbul will den Begriff Döner schützen. Das soll etwa die Qualität von Lebensmitteln dauerhaft gewährleisten, vor Irreführung schützen und die Nachahmung von Produktbezeichnungen unterbinden.
Bei "RTL" sorgte dieser Plan für ordentlich Zündstoff. Auch der Wiener Unternehmer Ferhat Yildirim gab bei "Stern TV" seinen Senf dazu.
"Bei diesem Thema geht es oft nur um Geld"
In Deutschland bangen jetzt Millionen Döner-Fans um den orientalischen Leckerbissen, Unternehmer rechnen bei der Umsetzung des Döner-Diktats mit deutlich höheren Preisen. Verkäufer müssten sich künftig auch an strenge Vorgaben halten, was den Preis wohl weiter nach oben treiben würde.
Der Wiener Kebab-Chef Ferhat Yildirim sieht darin aber nur Vorteile für Kunden. Im "Heute"-Talk meldete sich der Besitzer des Wiener Kult-Kebabs "Ferhat" bereits zu Wort, nun legte er bei der RTL-Show nach.
Von der Stern-TV-Moderatorin Mareile Höppner liebevoll "Döner-König" genannt, drückte Ferhat Yildirim schnell aus, was er von den strengeren Richtlinien hält: "Ich finde das Vorhaben gar nicht so schlecht. Bei dem Thema geht es nämlich oft um das Geld."
"Menschen in Stadt sind Opfer der Industrie"
In Deutschland leben über 80 Millionen Menschen, ein Großteil davon im städtischen Bereich. Das hätte laut Yildirim großen Einfluss auf den Verkauf des weltweit bekannten Döners. Schlechte Fleischqualität und niedrige Preise würden dem orientalischen Leckerbissen nämlich gerecht werden. "Die Menschen, die in der Stadt leben, sind Opfer der Industrie. Wenn dieses Gesetz durchkommt, würden Kunden ein besseres Produkt bekommen."
Türken beantragen Döner-Diktat in der EU
Vor allem ärgert den Wiener Unternehmer, dass viele Menschen den Sinn der Döner-Verschärfungen nicht verstehen würden. Der 'Industriespieß' würde zu Püree verarbeitet, mit Bindemitteln zusammengehalten und mit Phosphaten vor dem Zerfall beim Grillen bewahrt werden. Verlierer seien dabei nur die Kunden.
Das soll im EU-Einheitsdöner drinnen sein:
► 100 kg Fleisch von mindestens sechzehn Monate alten Rindern oder Keulen- und/oder Rückenfleisch von mindestens sechs Monate alten Schafen
► 8–10 kg tierisches Fett (Rinder- oder Schaffett)
► 2,0–3,0 kg Joghurt oder Milch, falls erforderlich
► 2,0–3,0 kg Zwiebeln
► 2,0–3,0 kg Salz
► 100–200 g schwarzer Pfeffer
► 100–200 g weißer Pfeffer
► 100–200 g roter Pfeffer
►100–200 g Thymian
Döner in Deutschland "verbilligt und industrialisiert" worden
Am Ende der Show ließ ein "Dönerduell" die Wogen auch noch ordentlich hochgehen. Im Raum stand nämlich die Frage: "Kommt der Döner aus der Türkei oder Berlin?" Daldar Junai, Inhaber von "Lister-Döner" in Hannover, sieht den Döner als deutsches Aushängeschild – immerhin sei die kulinarische Spezialität in den 1970er-Jahren in Deutschland berühmt geworden und würde heutzutage für ein Millionengeschäft weltweit sorgen.
Der Wiener Kebab-Chef Ferhat Yildirim sieht das ein wenig anders: "Der Döner ist in Deutschland nur verbilligt, verbilligt und industrialisiert worden."