Wien
Gastro-Insiderin sagt im ORF nächsten Preis-Schock an
Wiener Lokale müssen kräftig mit den Preisen anziehen und auf schmerzhafte Sparmaßnahmen setzen. Das Backhendl knackt nun die 20-Euro-Marke.
Nicht nur Privathaushalte ächzen unter den Teuerungen. Mittlerweile hat die Inflation eine rekordverdächtige Rate von 10,5 Prozent erreicht. Zurückzuführen ist das nicht nur auf Energie, sondern dadurch auch auf Lebensmittel. Genau diese beiden Dinge sind, womit die Gastronomie ihr Geld macht (oder zumindest versucht).
Denn angesichts explodierender Rechnungen für Strom, Heizung und Lebensmittel wissen viele nicht mehr, wie sie weiter machen sollen. Die Preise auf der Speisekarte zu erhöhen ist ein heikles Unterfangen, immerhin können sich viele Gäste schon jetzt das Leben kaum mehr leisten – einen Restaurantbesuch ganz zu schweigen.
Einen genaueren Einblick in das Dilemma der Cafés und Restaurants bot Christina Hummel, Betreiberin des Café Hummel in der Wiener Josefstadt, in "Wien heute". Sie war dort im Samstags-Talk "Bei Budgen" zu Gast.
Preis-Schock bei Backhendl
Im März gab es bereits die erste Verdoppelung der Strompreise, im August war die Verfünffachung erreicht, derzeit rechne man am Ende mit einer Verzehnfachung. Bis zu 12.000 Euro werden dadurch zusätzlich fällig. Mit Oktober mussten deswegen die Preise auf der Speisekarte um bis zu 20 Prozent erhöht werden, sagt Christina Hummel im Interview bei ORF-Moderator Patrick Budgen.
Ein Wiener Backhendl etwa braucht 30 Minuten in der Fritteuse. Das Öl koste nun das Dreifache und das Frittieren sei extrem energieintensiv. Bisher kostete es circa 16 Euro, ab Oktober wird die 20-Euro-Marke geknackt.
Bügeln zu teuer
Die Regierung kündigte zwar an, den Unternehmen 30 Prozent der gestiegenen Energiekosten abzunehmen. Bei einer Steigerung von 900 Prozent sei das aber definitiv zu wenig, so Hummel. "Das wird alles sehr sehr knapp", sagt sie im Hinblick auf die finanzielle Kalkulation im Unternehmen.
Das Einsparen erspare sich schwierig, denn dafür müsse man zuerst investieren. "Was wir jetzt gemacht haben: Wir bügeln unsere Stoffhangerl nicht mehr." Die Öffnungszeiten wurden angepasst, die Tortenkühler einige Grad heruntergedreht, die Leuchtreklame wird früher dunkel. "Die Frage ist, ob sich ein Wiener Kaffeehaus mit seinen langen Öffnungszeiten noch rechnen wird."
Die Corona-Krise habe gelehrt, dass man immer einen Plan B in der Schublade haben muss. Viele überlegen, sich nur mehr auf Getränke oder kalte Speisen zu fokussieren. "Wir sind vorbereitet, wir sind kreativ", zeigt sie sich aber dann doch zuversichtlich. Sie hoffe auf ein "Durchtauchen".