Wien

Wiener (40) ist trotz drei Uni-Abschlüssen auf Jobsuche

Unglaublich: Osama (40) hat zwei Master und einen Doktortitel. Trotzdem ist der Familienvater verzweifelt auf der Suche nach einem Job.

Yvonne Mresch
Osama (40) will wieder arbeiten: Mit seiner Ausbildung findet er allerdings nur temporäre Jobs, die Fixanstellung fehlt.
Osama (40) will wieder arbeiten: Mit seiner Ausbildung findet er allerdings nur temporäre Jobs, die Fixanstellung fehlt.
Denise Auer

2015 kam Osama mit seiner Familie aus Syrien nach Wien. Aber nicht über eine Fluchtroute, sondern mit einem Arbeitsvisum. Der 40-jährige studierte Business Administration (ähnlich: Betriebswirtschaft), kann zwei Masterabschlüsse sowie einen Doktortitel vorweisen. In Wien arbeitete er ein Jahr lang an unterschiedlichen Universitäten in der Forschung.

"Eine Festanstellung gibt es nicht"

Doch es gibt einen Haken: "In diesem Bereich bekommt man nur temporäre Jobs", erzählt er im Gespräch mit "Heute": "Ich habe zwei Monate an einem Ort gearbeitet, drei Monate an einem anderen. Eine Festanstellung gibt es leider nicht." Derzeit ist Osama beim AMS Wien gemeldet, auf der Jobmeile der Caritas will er sich nun über seine Möglichkeiten informieren.

Zur Eröffnung der Jobmeile im Carla Mittersteig (Margareten) machten Caritas Wien-Chef Klaus Schwertner, Arbeitsminister Martin Kocher und der designierte Geschäftsführer des AMS Wien, Winfried Göschl, auf die Situation von langzeitarbeitslosen Menschen aufmerksam. Es ist die 12. Jobmeile, die nach der Corona-bedingten Pause erneut stattfand. Hunderte Arbeitssuchende erhalten Beratung von der Caritas und 23 anderen Organisationen. 

"Arbeit ist ein Menschenrecht", lautet der Titel der Jobmeile, die von Caritas Wien-Chef Klaus Schwertner, Arbeitsminister Martin Kocher und dem designierten Geschäftsführer des AMS Wien, Winfried Göschl, eröffnet wurde.
"Arbeit ist ein Menschenrecht", lautet der Titel der Jobmeile, die von Caritas Wien-Chef Klaus Schwertner, Arbeitsminister Martin Kocher und dem designierten Geschäftsführer des AMS Wien, Winfried Göschl, eröffnet wurde.
Denise Auer

Schwertner: "Arbeitsmarkt darf Menschen nicht abschreiben"

"Die Arbeitslosenquote ist in Österreich mit 6,2 Prozent aktuell so niedrig wie seit 2008 nicht mehr. Es ist eine gute Nachricht inmitten der vielen Krisen, die die Menschen in unserem Land aktuell beschäftigen. Und es ist ein klarer Beweis dafür, dass aktive Arbeitsmarktpolitik wirkt", so Schwertner. In den 18 Beratungs- und Beschäftigungsprojekten, die die Caritas in Wien betreibt, konnten im vergangenen Jahr 1.330 Menschen beschäftigt und 2.844 Menschen mit Beratung unterstützt werden.

"In knapp 60 Prozent der Fälle gelingt es uns, Menschen wieder auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Aber es sind immer noch mehr als 75.000 Menschen, die österreichweit als langzeitbeschäftigungslos gelten. Uns muss auch klar sein, dass es Menschen gibt, die auf einen dauerhaft erweiterten Arbeitsmarkt angewiesen sind, der sie nicht abschreibt, sondern ihnen niederschwellig Struktur, Beschäftigung und Begleitung bietet", so Schwertner.

Aufnahme ohne Hilfe nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit "kaum möglich"

Dass vor allem jene Menschen, die länger als ein Jahr ohne Beschäftigung waren, Unterstützung benötigen, bekräftigte auch Bundesminister Martin Kocher: "Mit dem Programm Sprungbrett haben wir im Herbst 2021 eine Maßnahme ins Leben gerufen, die bereits merkliche Erfolge erzielt hat. Die Zwischenbilanz zeigt, dass ungefähr die Hälfte der erfolgreichen Absolventen drei Monate nach Programmabschluss beschäftigt sind. Initiativen wie die heute von der Caritas und dem AMS Wien organisierte Jobmeile tragen zusätzlich dazu bei, Personen, die bei der Jobsuche etwas mehr Unterstützung benötigen, an das Erwerbsleben heranzuführen."

Auch für Winfried Göschl, designierter Landesgeschäftsführer des AMS Wien, ist die Unterstützung von langzeitarbeitslosen Menschen entscheidend: "Die lange Pause im Lebenslauf fällt Personalverantwortlichen sofort ins Auge, und je länger sie wird, desto schlechter werden die Aussichten auf einen Neuanfang. Nach fünfjähriger Arbeitslosigkeit ist eine Beschäftigungsaufnahme ohne intensive Unterstützung kaum noch möglich."

"Ich will nicht zuhause sitzen, ich will arbeiten!"

Neben der Bitte um finanzielle Mittel um die Beschäftigungsprojekte fortzuführen, appelliert die Caritas, die Gespräche zur Arbeitsmarktreform wiederaufzunehmen. "Das Scheitern der Reform schmerzt, besonders in Anbetracht der steigenden Armut in Österreich", so Schwertner. "Wir würden uns die Anhebung des Arbeitslosengeldes und eine jährliche Inflationsanpassung von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe wünschen. Hier sollte dringend gehandelt werden."

Osama wird weiter suchen und nicht aufgeben: "Ich will nicht zuhause sitzen und Geld vom Staat bekommen. Ich möchte arbeiten. Das ist das Ziel", stellt er klar.

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