Wien

Wien-Terror: Mutter des Attentäters sagt unter Tränen a

Die Mutter jenes Terroristen, der am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt vier Menschen tötete, sagte am Mittwoch vor Gericht aus.

Jochen Dobnik
Prozess gegen mutmaßliche Unterstützer des Attentäters von Wien im Straflandesgericht Wien.
Prozess gegen mutmaßliche Unterstützer des Attentäters von Wien im Straflandesgericht Wien.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Bis zum letzten Moment schien es unklar, ob die Mutter jenes Mannes, der am 2. November 2020 in der Wiener Innenstadt vier Menschen tötete, im Wiener Landesgericht erscheinen würde. Gefasst nahm die 47-Jährige am Mittwoch im großen Schwurgerichtssaal Platz. Von einer Radikalisierung ihres Sohnes hätte sie nichts mitbekommen, erzählt sie unter Tränen. "Im Nachhinein habe ich Vieles erfahren, das ich gar nicht wusste. Das war ein Schock".

Ein Urteil im Wiener Terrorprozess wird nicht vor Mitte Februar erwartet.
Ein Urteil im Wiener Terrorprozess wird nicht vor Mitte Februar erwartet.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Der aus Nordmazedonien stammende Kujtim F. hatte in der Wiener Innenstadt das Feuer eröffnet. Der 20-Jährige, der zuvor bereits im Gefängnis gesessen hatte, tötete vier Menschen, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. 23 Menschen wurden bei dem Terroranschlag verletzt. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich.

"Freunde waren schlechter Einfluss"

Angeklagt sind derzeit sechs Männer im Alter zwischen 22 und 32 Jahren, die F. nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Vorfeld geholfen hatten. Zwei davon erkennt die Zeugin sofort. Burak K. (24) und Ismail B. (22) seien enge Freunde aus der Nachbarschaft ihres Sohnes gewesen, so die Frau. Freunde, von denen sie versuchte, ihn fernzuhalten, seien sie doch "schlechter Einfluss" gewesen.

"Zuletzt war er viel netter als sonst"

Zuletzt hätte sie viel Zeit mit ihrem Sohn verbracht. "Die letzten Monate war er viel netter als sonst, viel zuvorkommender", erinnert sie sich. Und das, obwohl er sie als Ungläubige bezeichnet und sie dazu gedrängt hatte, ein Kopftuch zu tragen, wollten die Verteidiger der sechs Angeklagten wissen. "Weil wir nicht mehr über diese Themen gesprochen haben, hat sich das Verhältnis gebessert", behauptet die 47-Jährige. Anwalt Rudolf Mayer konterte scharf: "Bei allem Mitleid, aber Sie wissen gar nichts".

Verteidiger Rudolf Mayer (links) und Anwältin Astrid Wagner.
Verteidiger Rudolf Mayer (links) und Anwältin Astrid Wagner.
JOE KLAMAR / AFP / picturedesk.com

Mutter bricht in Tränen aus

Tatsächlich hätte sie ihren Sohn am Vorabend des Terroranschlags zuletzt gesehen. Er wollte bei Burak K. übernachten, so die Frau. Vom Attentat hätte sie erst über die Medien erfahren und, dass ihr Sohn der Schütze war. "Im Nachhinein habe ich vieles erfahren, das ich gar nicht wusste. Das war ein Schock", gibt die Frau unter Tränen zu. Sie ist davon überzeugt, dass Kujtim Hilfe hatte: "Beweisen kann ich es nicht, aber ich glaube fest daran".

In den nächsten Wochen soll auch der Vater des Attentäters befragt werden – er erschien am Mittwoch nicht bei Gericht, er ist derzeit auf Urlaub. Der Geschworenenprozess wird nächste Woche, am 10. Jänner, fortgeführt. Ein Urteil wird nicht vor Mitte Februar erwartet.

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    Am ersten Jahrestag des Terror-Anschlags in der Wiener Innenstadt am 2. November 2020 gedachten Hinterbliebene und die Wiener Stadtregierung  den Opfern. Stadtchef Michael Ludwig legte einen Kranz nieder.
    Am ersten Jahrestag des Terror-Anschlags in der Wiener Innenstadt am 2. November 2020 gedachten Hinterbliebene und die Wiener Stadtregierung den Opfern. Stadtchef Michael Ludwig legte einen Kranz nieder.
    Sabine Hertel
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