"Zwangsmaßnahme"

Wiederkehr: Erziehungs-Camps für unmündige Straftäter

Sie stehlen, prügeln, rauben – und kommen straffrei davon: Täter unter 14. Vize-Stadtchef fordert "freiheitseinschränkende, altersadäquate Maßnahmen".

Claus Kramsl
Wiederkehr: Erziehungs-Camps für unmündige Straftäter
Wiens Vize-Bürgermeister Christoph Wiederkehr fordert ernsthafte Konsequenzen für Straftäter unter 14 Jahren.
Sabine Hertel

Knapp 21.000 Straftaten wurden 2022 (aktuellere Zahlen liegen derzeit nicht vor, Anm.) von Jugendlichen alleine in Wien verübt. Bei Diebstahl (5.735, +34,5 %), Körperverletzung (3.424, +34,8 %) und Raufhandel (748, + 46,4 %) gab es starke Zuwächse gegenüber 2021. Regelrecht explodiert ist die Zahl der Delikte bei Online-Betrug (1.173, + 135,1 %). Aktuellere Daten liegen nicht vor, doch der Trend geht weiter nach oben.

Strafmündigkeit erst ab 14 Jahren

Immer öfter kommen bereits Kinder unter 14 Jahren mit dem Gesetz in Konflikt. Und dabei geht es oft nicht um Lappalien, so mancher vom Gesetz als "Kind" angesehener Straftäter steht ausgewachsenen Gewalttätern um nichts nach. Polizei und Justiz sind aber die Hände gebunden, strafmündig ist man in Österreich erst ab 14 Jahren. Und diese "Kinder", die meist in losen Banden herumstreunen und aus Langeweile und Frustration Sachbeschädigungen und Körperverletzungen begehen, wissen das nur zu gut.

Wiederkehr will Jugendgerichte zurück

Während manche Politiker die Altersgrenze für die Strafmündigkeit auf 12 Jahre senken wollen, vertritt Wiens Vize-Stadtchef und Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) einen anderen Ansatz: Erfordert die Wiedereinführung der unter der schwarz-blauen Bundesregierung abgeschafften Jugendgerichte, sowie verpflichtende Erziehungs-Camps für Straftäter unter 14 Jahren, wie er im "Heute"-Interview ausführt.

Es geht darum, dass die Kinder auch wieder gut reinfinden in unsere Gesellschaft, weil wir dürfen hier nicht eine ganze Generation an einzelnen Jugendlichen verlieren.
Christoph Wiederkehr
Vize-Bürgermeister Wien

Wiederkehr schwebt dabei ein "Neustartprogramm" vor, wie er es bezeichnet. Eine Art Camp, außerhalb von Wien, z.B. in den Bergen, bei dem ein pädagogisches Programm angeboten wird. Dabei solle den jungen Menschen klar aufgezeigt werden, dass ihre Taten Konsequenzen haben und dass das eigene Fehlverhalten-Grenzen hat. "Es geht darum, dass die Kinder auch wieder gut reinfinden in unsere Gesellschaft, weil wir dürfen hier nicht eine ganze Generation an einzelnen Jugendlichen verlieren."

Erziehungs-Camps als "Zwangsmaßnahme"

Dieses Programm basiere nicht auf Freiwilligkeit, sondern sei eine "Zwangsmaßnahme, ein verpflichtendes Angebot", so der Jugendstadtrat zu "Heute". Es brauche "freiheitseinschränkende, altersadäquate Maßnahmen" und "bundesgesetzliche Änderungen, damit solche Programme auch eingefordert werden können."

Auch Wiens Polizeichef will "Sanktionensystem"

Auch Wiens Polizeichef Gerhard Pürstl fordert für straffällig gewordene Kinder "ein Sanktionensystem, ein System, das Grenzen aufzeigt". In der ZIB 2 sagt Pürstl deutlich: "Eines geht jedenfalls nicht, dass ein 12-, 13-Jähriger einen Raubüberfall begeht und dann unter Umständen beim Jugendamt vorne hineingeht und hinten wieder hinaus."

Auf den Punkt gebracht

  • In Wien gibt es einen starken Anstieg von Straftaten durch Jugendliche unter 14 Jahren, die aufgrund der Strafunmündigkeit straffrei bleiben
  • Der Vize-Stadtchef Christoph Wiederkehr fordert daher die Einführung von Erziehungs-Camps als Zwangsmaßnahme, um den jungen Straftätern die Konsequenzen ihres Handelns aufzuzeigen und sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren
  • Auch der Polizeichef unterstützt die Forderung nach einem Sanktionensystem für straffällige Kinder und Jugendliche
ck
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