Ukraine

"Verbranntes Spanferkel" – ORF-Star über Kriegs-Horror

ORF-Kriegsreporter Christian Wehrschütz berichtet seit Monaten aus der Ukraine. Jetzt schildert er in einer Talk-Show die erlebten Schrecken.

Roman Palman
Christian Wehrschütz ist ORF-Korrespondent in der Ukraine.
Christian Wehrschütz ist ORF-Korrespondent in der Ukraine.
Screenshot ORF

Die ursprünglich offenbar für drei Tage geplante Blitz-Invasion des Landes ist gescheitert, die Verluste unter Wladimir Putins Truppen enorm. Mehr als 30.000 russische Soldaten sollen ukrainischen Angaben zufolge bereits im Kampf gefallen sein. Dazu kommen noch erhebliche Ausfälle unter Panzern, Jets und anderem Kriegsgerät. 

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Nach anfänglichen Pannen-Serien hat sich die russische Armee von vielen Fronten zurückgezogen und versucht nun, das Kernziel – die Eroberung des Donbass – noch umzusetzen. Dabei wird mit äußerster Brutalität um jeden Meter Boden gekämpft. Die Invasoren haben auch ihre Taktik geändert. Anstatt zu versuchen, schnell ins Landesinnere vorzustoßen, werden nun erstmal alle potenziellen Stellungen der Ukrainer mit Artillerie beschossen. Das Kriegsgeschehen hat sich dadurch verlangsamt, doch die Gräuel sind dadurch nur noch schlimmer geworden.

"Wo nichts übrig bleibt..."

Seit Beginn des russischen Einmarsches hat ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz aus Kiew und anderen Städten für das heimische Fernsehen berichtet. Die Erlebnisse haben den erfahrenen Kriegsreporter, der schon viele Konflikte hautnah erlebt hat, sichtlich gezeichnet. Im "Club 3", einem Polit-Talk von "Krone", "Kurier" und "profil", schilderte er nun seine persönlichen Erfahrungen und den Horror, der von Putin aktuell im Donbass entfesselt wird.

 ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz bei einer Podiumsdiskussion in Salzburg 2021.
ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz bei einer Podiumsdiskussion in Salzburg 2021.
Franz Neumayr / picturedesk.com

"Die Natur dieses Krieges ist etwas ganz anderes. Ich habe nie viel Heroisches in einem Krieg gesehen, aber das, was sich dort abspielt, ist Schlächterei", beschreibt er in der Sendung den Horror der Kampfhandlungen. Da gebe es kaum noch Soldaten, die mit dem Feind bei Feuergefechten quasi Auge in Auge stünden.

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    Ein ukrainischer Kämpfer mit einem Spezialgewehr gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge in der Kleinstadt Marinka in der Oblast Donezk am 28. Mai 2022.
    Ein ukrainischer Kämpfer mit einem Spezialgewehr gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge in der Kleinstadt Marinka in der Oblast Donezk am 28. Mai 2022.
    REUTERS/Anna Kudriavtseva

    "Die Drohne macht die Aufklärung und die Artillerie schießt sie zusammen... und das was dann noch übrig ist, ist vielleicht der Gefechtsverlauf", schildert Wehrschütz diese neue Art des Krieges, dessen Schrecken aktuell kein berichtendes Medium der Welt wirklich abbilden könne: "Wo nichts übrig bleibt... außer wie bei einem Spanferkel das völlig verbrannt ist, weil ich's ned vom Grill runtergenommen hab'", presste der 60-Jährige mit versagender Stimme hervor.

    Ukraine bleiben "maximal 5 Monate"

    Im Laufe der Sendung wagte der ORF-Reporter auch eine düstere Prognose für den Kriegsausgang. Ohne baldige Erfolge blieben Wolodimir Selenski und der Ukraine  "maximal fünf Monate" ehe die Solidarität in Europa zu bröckeln beginne: "Wenn es keinerlei Friedensperspektive gibt, wird irgendwann die Bereitschaft geringer werden, einen Krieg mitzufinanzieren".

    Ukraines Präsident Wolodimir Selenski in den Trümmern von Charkiw am 29. Mai 2022.
    Ukraines Präsident Wolodimir Selenski in den Trümmern von Charkiw am 29. Mai 2022.
    Ukrainian Presidential Press Service/Handout via REUTERS

    Besonders die Vereinigten Staaten seien da ausschlaggebend. Präsident Joe Biden hätte mit seinen massiven Unterstützungsleistungen aus dem Verteidigungskrieg bereits einen Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA gemacht. "Das ist ein riesiges Problem", warnte Wehrschütz. Der Westen müsse mit Wladimir Putin unbedingt reden und eine für beide Kriegsparteien irgendwie akzeptable Lösung finden. Denn: "Der Konflikt wird nicht von selbst verschwinden."

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