Nun TV-Duell mit Kanzler

Wie SPÖ-Chef Babler jetzt die rote Aufholjagd anlegt

Kanzler-Duell? Zumindest Duell mit dem Kanzler. Donnerstagabend zur Primetime will SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler den roten Turnaround einleiten.

Clemens Oistric
Wie SPÖ-Chef Babler jetzt die rote Aufholjagd anlegt
Andreas Babler geht in ein vorentscheidendes ORF-Duell.
Helmut Graf

Am Dienstag kamen Herbert Kickl (gegen Werner Kogler) und Amtsinhaber Karl Nehammer (gegen Beate Meinl-Reisinger) ausführlich im ORF zu Wort. Nun bekommt SPÖ-Chef Andreas Babler sein TV-Duell mit dem Kanzler. Zur Primetime diskutiert er am Donnerstag mit ÖVP-Obmann Nehammer.

Es ist der Höhepunkt in einer für Andreas Babler so entscheidenden Woche. Sie war von der SPÖ einigermaßen professionell orchestriert. Zuerst präsentierte Parteimanager Klaus Seltenheim die zweite Plakatwelle. Nun folgte das Wahlprogramm.

"Mit Herz und Hirn"

Lange hat’s gedauert, am Mittwoch schließlich hat es SPÖ-Chef Babler höchstpersönlich vorgelegt. Es ist 116 Seiten stark und trägt den Titel "Mit Herz und Hirn. Unser Plan für dein besseres Österreich."

"Ein wichtiges Zukunftsprogramm", nannte es Babler. Die Inhalte sind großteils seit längerem bekannt. So stehen am roten Wunschzettel etwa Erbschafts- und Vermögenssteuer und ein Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche. Dazu die Idee einer Klimastaatsanwaltschaft für Umweltsünder.

Die Kritik von Doris Bures, Grande Dame der SPÖ, das Programm könne den "Verdacht der Unernsthaftigkeit entstehen lassen", blieb offenbar ungehört. Im Vergleich zum Entwurf gab es nur kleinere Veränderungen. Auch die Steigerung des Bio-Imker-Anteils auf 10 Prozent blieb erhalten.

Rote nun mit Evergreen-Themen

In der Hochphase des Wahlkampfs gibt sich Babler nun betont mittiger; setzt auf den neuen roten Plakaten nicht auf Klassenkampf (mit der Strategie ist schon Christian Kern 2017 eingefahren), sondern auf rote Evergreen-Themen: "Teuerung stoppen. Wohlstand sichern" oder "E-Card statt Kreditkarte". Auf vielen Sujets fehlt sogar Bablers Konterfei.

Man versucht auf diese Weise, die Barriere, SPÖ zu wählen, bei älteren Menschen zu minimieren. Gerade Senioren sind viele der betont linken Babler-Ansätze zu radikal und sie liebäugeln damit, dieses Mal Karl Nehammer die Stimme zu geben. Die Generation 60plus stellt in Umfragen die stabilste Wählerschaft für den Kanzler dar. Nehammer wird sich auch gegen Babler als Stabilitätsfaktor geben und pocht auf seine Wirtschaftskompetenz. "Keine neuen Steuern" lautet das Credo. Der Traiskirchner Bürgermeister verfolgt bekanntlich ein anderes Modell.

Seinen Schwenk Richtung Mitte (hier werden Wahlen gewonnen) untermauert er bei einem Besuch bei Landeshauptmann Peter Kaiser (er ist die personifizierte Mitte der SPÖ). Das Wochenende verbringt der SPÖ-Chef in Kärnten, wird dort mit dem Landeschef und seinem Klubobmann Philip Kucher auftreten.

Auch Kucher gilt als Verfechter schnörkellos-roter Themen (Gesundheit, Kampf gegen die Teuerung, Arbeitnehmer entlasten) und ist als volksnaher Kärntner gewöhnt, dass die SPÖ-Positionen auch am Stammtisch und bei Kirchtagen erklärbar und mehrheitsfähig sein müssen. So es das Wetter zulässt, steht am Samstag jedenfalls ein großes Familienfest mit Hunderten Besuchern in Bablers Kalender.

In Umfragen abgeschlagen

Die Hoffnung, dass sich die politische Großwetterlage noch bessert, haben die Sozialdemokraten jedenfalls noch nicht gänzlich aufgegeben. "Wenn wir kämpfen, gewinnen wir", haben die Roten bei Kamala Harris Anleihe genommen. Wie berichtet, liegt die SPÖ in Umfragen schon sieben Prozentpunkte hinter der FPÖ und vier hinter der Kanzlerpartei. Die rote Aufholjagd – sie muss allerdings rasch in Gang kommen ...

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Auf den Punkt gebracht

  • SPÖ-Chef Andreas Babler will am Donnerstagabend zur Primetime in einem TV-Duell mit Kanzler Karl Nehammer den roten Turnaround einleiten
  • Mit dem neuen Wahlprogramm und einer betont mittigen Plakatwelle, die auf Evergreen-Themen wie "Teuerung stoppen" und "Wohlstand sichern" setzt, versucht Babler, insbesondere ältere Wähler zu gewinnen und die SPÖ in den Umfragen wieder nach vorne zu bringen
coi
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