Fashion and Beauty
Wie gefährlich sind die Chemikalien in Nagelstudios?
Ohne Chemikalien keine schönen Nägel. Doch welche Gefahr geht von den Substanzen aus? Die Menge ist entscheidend.
Welchen Preis haben hübsche Nägel? Diese Frage haben sich auch kanadische Wissenschaftler gestellt und warnen jetzt im Fachblatt "Environmental Science & Technology" vor einer unerwartet hohen Belastung durch bestimmte Chemikalien in Nagelstudios. Vor allem die Mitarbeiter seien Stoffen ausgesetzt, die häufig als Weichmacher und Flammschutzmittel verwendet würden, so das Ergebnis ihrer Studie.
Die Wissenschafterinnen der Universität von Toronto untersuchten die Raumluft in 18 Discount-Nagelstudios, indem sie Nageldesignerinnen sowohl aktive Luftprobensammler als auch passive Sensoren in Form spezieller Silikonarmbänder und -broschen tragen ließen.
Weichmacher und Flammschutzmittel
Dadurch stellten sie zum einen fest, dass die Frauen mehreren Phthalat-Weichmachern ausgesetzt waren – was angesichts von deren Verwendung in Körperpflegeprodukten zu erwarten gewesen sei. Darüber hinaus wurden aber auch sogenannte Organophosphorsäureester (OPEs) gefunden, die gesundheitsschädigend wirken können.
Die spezifische Quelle dieser Stoffe in den Nagelstudios wurde in der Studie nicht ermittelt, die Autorinnen weisen aber darauf hin, dass solche OPEs als Flammschutzmittel Baumaterialien, bestimmten Isolierungen sowie Sitz- und Bettzeug zugesetzt werden. In den Nagelsalons könnten zudem schaumstoffhaltige Sitzmöbel, Handauflagen, Sandalen und Zehentrenner mögliche Quellen sein.
Verringerte Fruchtbarkeit und Krebs
Für die Autorinnen bietet ihre Untersuchung möglicherweise Anlass zur Sorge, "da die Exposition gegenüber einigen Phthalaten und OPEs und ihren Metaboliten mit einem erhöhten Risiko für papillären Schilddrüsenkrebs bei Erwachsenen, einem höheren Risiko für Endometriose, einer Zunahme des Gebärmuttervolumens, einer verringerten weiblichen Fruchtbarkeit und einer Verringerung der männlichen Samenqualität in Verbindung gebracht wurde", wie es am Ende der Studie heißt.
Was zunächst besorgniserregend klingt, birgt jedoch auch eine gute Nachricht, denn die Chemikalien seien in so geringen Mengen gefunden worden, dass sie sich weit unter geltenden Arbeitsplatzgrenzwerten befänden, so Thomas Gebel, Gruppenleiter Toxikologie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
„"Wenn gesunde Arbeitnehmer diesen Grenzwert am Arbeitsplatz jeden Tag über acht Stunden ihr gesamtes Arbeitsleben lang ausschöpfen, erleiden sie dadurch im Generellen keine Erkrankung."“
Keine Erkrankung zu befürchten
Gebel erklärt seine Einordnung anhand des Weichmachers Diisobutylphthalat (DIBP), dessen Medianwert in den Nagelstudios bei 337 Nanogramm pro Kubikmeter lag. "Dieser Wert liegt um etwa den Faktor Tausend unter dem, was am Arbeitsplatz in Deutschland für den verwandten Stoff Dibutylphthalat als Grenzwert gilt, nämlich 0,58 Milligramm oder 580 Mikrogramm pro Kubikmeter." Dabei sei der Arbeitsplatzgrenzwert als gesundheitsbasierter Grenzwert definiert. "Das heißt, wenn gesunde Arbeitnehmer diesen Grenzwert am Arbeitsplatz jeden Tag über acht Stunden ihr gesamtes Arbeitsleben lang ausschöpfen, erleiden sie dadurch im Generellen keine Erkrankung."
Bei den in der Studie genannten Flammschutz-Inhibitoren lägen die Werte teilweise sogar um den Faktor 10.000 unter dem, was für diese Stoffgruppe als Arbeitsplatzgrenzwert üblich sei. "Selbst wenn die Stoffe sehr kritische Gesundheitsgefährdungseigenschaften wie zum Beispiel eine krebserregende Wirkung hätten, sind die Belastungen so niedrig, dass kein inakzeptables Risiko vorläge", fasst Gebel zusammen.