Klimaschutz
"Weiterer Beleg"– Rekordwerte in Europa geben zu denken
Der September 2023 hat in Österreich neue Maßstäbe gesetzt. Seit Messbeginn vor mehr als 250 Jahren war es zu dieser Jahreszeit noch nie wärmer.
Zu diesem vorläufigen Ergebnis (inklusive 28.9.) kommen heimischen Meteorologen von UBIMET und Geosphere Austria (GSA) am Freitag. In Summe schließt der September laut UBIMET-Meteorologe Nikolas Zimmermann österreichweit 3,5 Grad Celsius (°C) wärmer als im langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 ab und übertrifft damit um mehr als 0,5 °C den bisherigen Rekordhalter aus dem Jahre 1810. Die Messreihe geht bis 1767 zurück.
"Wir haben den wärmsten September der 257-jährigen Messgeschichte erlebt", bestätigt auch GSA-Klimatologe Alexander Orlik. "Der September 2023 lag im Tiefland Österreichs um 3,2 °C über dem Mittel der Klimaperiode 1991 bis 2020, auf den Bergen um 4,2 °C." Verantwortlich dafür waren außerordentlich sonniges Wetter und das Fehlen von Kaltlufteinbrüchen.
Die Top3 höchsten Temperaturen:
▶ 32,1 °C in Langenlebarn (NÖ) am 11.9.
▶ 32,0 °C in Eisenstadt (B) am 12.9. und Klausen-Leopoldsdorf (NÖ) am 11.9.
▶ 31,7 °C in Mattersburg (B) am 11.9., Stammersdorf (W) am 12.9. und Mistelbach (NÖ) am 13.9.
Die Top3 tiefsten Temperaturen (unter 1500 m):
▶ -1,0 °C in Lech am Arlberg (V) am 25.9.
▶ -0,5 °C in St. Leonhard im Pitztal (T) am 25.9.
▶ -0,4 °C in Liebenau-Gugu (OÖ) am 28.9.
Sommer, Sonne fast überall
Die Zahl der Sonnenstunden war äußerst hoch: "Über ganz Österreich gesehen schien die Sonne im September 2023 um 40 Prozent länger als in einem durchschnittlichen September", so Orlik weiter. Damit landet der heurige September auf Platz 2. "Sonniger war nur der September 1997, mit einem Plus von 55 Prozent."
In fast allen Landeshauptstädten wurde zudem ein neuer Rekord an Sommertagen – Tagen, an denen die Temperatur mindestens 25 °C erreicht – verzeichnet, nur in Innsbruck, Klagenfurt und Graz hat es knapp nicht gereicht. Im Osten gab es sogar drei bis vier mal so viele Sommertage wie sonst im Schnitt üblich. Etwa in Wien wurde die 25-Grad-Marke an 21 Tagen erreicht, der bisherige Septemberrekord lag bei 16.
Auch in Deutschland Rekord
Nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland stellte dieser Monat fast alle der Vorjahre in den Schatten. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2.000 Messstationen am Freitag.
Das deutsche Temperaturmittel lag im September 2023 mit 17,2 °C um 3,4 Grad über dem Wert der Referenzperiode 1991 bis 2020. Damit wurden die bisherigen Rekorde aus den September-Monaten 2006 und 2016 (jeweils 16,9 °C) deutlich übertroffen. Ausschlaggebend für den Rekord waren viele Sommertage und vor allem im Norddeutschen Tiefland auch eine bemerkenswert hohe Anzahl von heißen Tagen (≥ 30 °C), so der DWD.
"Weiterer Beleg"
Mit rund 246 Stunden übertraf der Sonnenschein im September sein Soll von 157 Stunden (Periode 1991 bis 2020) um etwa 57 Prozent. Es war nach 1959 (264 Stunden) der zweitsonnigste September der deutschen Messgeschichte. Bereits zur Monatsmitte hatten zahlreiche Stationen das Erreichen des Klimasolls gemeldet.
Für Tobias Fuchs, DWD-Bereichsleiter Klima und Umwelt, ist die Sachlage eindeutig: "Die außergewöhnlichen Temperaturen im diesjährigen Rekord-September in Deutschland sind ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns mitten im Klimawandel befinden."