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Wegen Corona: OP von krankem Mädchen drei Mal abgesagt
Im November hätte die 15-jährige Tochter einer Wienerin an der Wirbelsäule operiert werden sollen. Wegen Corona wurde die OP erneut verschoben.
Wienerin Astrid ist frustriert. Im November hätte ihre schwer behinderte Tochter endlich operiert werden sollen, doch nun wurde der Eingriff abgesagt. "Die Operation wurde bereits zum dritten Mal verschoben. Die Begründung war, dass in dem Spital mindestens ein Kinderintensivbett für coronakranke Kinder freigehalten werden muss und der Rest für Akutfälle frei bleibt", so die 51-Jährige im Gespräch mit "Heute".
Tochter muss jeden Tag Schmerzmittel nehmen
Astrids Tochter ist 15 Jahre alt und sitzt im Rollstuhl. "Sie hat Skoliose. Durch die Operation sollte ein Teil ihrer Wirbelsäule gestreckt und begradigt werden, damit sie weiterhin sitzen kann", so die besorgte Mutter. "Jetzt, wo der Eingriff erneut geschoben wurde, ist meine größte Angst, dass mein Kind gar nicht mehr sitzen kann und bettlägerig wird." Seit Monaten bekommt die Tochter der Wienerin täglich Schmerzmittel. "Sie ist in der höchsten Pflegestufe und hat eine angepasste Schale, damit sie im Rollstuhl sitzen kann."
Während des Lockdowns hat Astrid auch beruflich zurückgesteckt, um ihre Tochter pflegen zu können "Ich habe wegen der Betreuung nur geringfügig arbeiten können." Mittlerweile ist die 15-Jährige, die auch an Epilepsie leidet, geimpft. "Wir wollen im November die Voruntersuchungen für die Operation machen. Diese gelten dann sechs Wochen lang. Ich hoffe, dass es da spontan einen Termin für meine Tochter geben wird." Auch der Arzt, der die Familie betreut, war laut der Mutter "leicht verzweifelt." "Er meinte, er wäre notfalls bereit, an Weihnachten zu operieren. Für uns wäre das kein Problem."
Aufgrund der steigenden Zahlen der Bettenbelegung in den Spitälern beginnt die Stadt Wien wieder mit der Verschiebung von Operationen, die problemlos nach hinten verlegt werden können. Nur sieben Prozent der Intensivpatienten sind vollständig immunisiert. Der Anteil an Un- oder Nicht-vollständig geimpften Patienten in den Intensivstationen liegt laut der Stadt bei 92,3 Prozent. Für Astrid absolut nicht nachvollziehbar. "Diese Leute tragen Mitschuld, dass Kinder an Corona erkranken und dass wichtige Operationen, wie die meiner Tochter, nicht durchgeführt werden können."
Das sagt der Klinik-Betreiber
Vom Wiener Gesundheitsverbund, dem Betreiber der Klinik Donaustadt, heißt es zu "Heute": "In der Klinik Donaustadt stehen aktuell 7 Kinderintensiv-Betten zur Verfügung. Zwei halten wir angesichts des derzeitigen Infektionsgeschehens für Kinder mit einer Corona-Infektion frei. Die restlichen fünf Betten benötigen wir unbedingt – das wissen wir aus Erfahrung – für Notfälle und die Akutversorgung wie z. B. nach Verkehrsunfällen und bei anderen schweren Erkrankungen, z. B. Blindarmdurchbruch, Lungenentzündung, etc. Deshalb müssen in der Klinik Donaustadt bereits teilweise geplante Operationen von Kindern und Jugendlichen verschoben werden. Im speziellen Fall handelt es sich um einen etwa mehrstündigen Eingriff, wo auch mit einer längeren intensivmedizinischen Behandlung gerechnet werden muss."
"Es gibt keinen Unterschied zwischen Erwachsenen- und Kinderintensivbetten. Beide bieten das volle Programm von unterschiedlichen Beatmungsmöglichkeiten bis hin zum Organersatz wie Nierendialyse usw. Was aber benötigt wird, ist speziell ausgebildetes Personal und die Möglichkeit der Kohortierung, also Gruppenisolierung, denn sie können Kinder mit einer Corona-Infektion nicht mit einem frisch operierten Kind in ein Zimmer legen."
"Erklärung zu den restlichen 10 Kinderintensivbetten, die wir bei noch höherem Infektionsgeschehen und steigenden Zahlen, auch im Kinderbereich, freimachen werden: Diese Betten stehen nicht irgendwo herum, sondern brauchen gute Vorbereitung. Darin enthalten sind unterschiedliche Stufen der Intensivbetreuung, wie Intermediate Care und Neonatologische Intensivbetten für die Kleinsten."